Von einer liberalen Regelung bis hin zu einem kompletten Verbot – die Abtreibungsgesetze sind weltweit sehr unterschiedlich.
Doch: «Während die Entkriminalisierung der Abtreibung in Ländern wie Argentinien, Irland, Mexiko und Kolumbien in den letzten Jahren ein grosser Erfolg für die Weltgemeinschaft war, gibt es düstere Anzeichen dafür, dass die Vereinigten Staaten nicht mit diesen Fortschritten mithalten, die der Rest der Welt macht», sagte Agnes Callamard, die Generalsekretärin von Amnesty, am Dienstag.
Die Realität zeigt: Abtreibungen werden durch solch strenge Gesetze nicht verhindert, sondern finden in der Illegalität weiterhin statt – meist zum Schaden der Frau.
Ein Blick auf einige der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt:
Jedes Jahr werden weltweit etwa 73 Millionen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen – das entspricht etwa 30 Prozent aller Schwangerschaften überhaupt, so die WHO.
Weltweit haben während der Jahre 2015 bis 2019 im Schnitt etwa 40 von 1000 Frauen im gebärfähigen Alter abgetrieben. Dies zeigen die Daten einer Publikation im renommierten Medizin-Journal «The Lancet».
Zwar habe im Zeitraum von 1990 bis 2019 die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften abgenommen, aber trotzdem seien die Abtreibungen im selben Zeitraum gestiegen.
Dabei unterscheidet sich die Rate Abtreibungen pro 1000 Frauen im gebärfähigen Alter (15–49 Jahre) von Land zu Land. In der Publikation wird die Rate pro Weltregion aufgeschlüsselt. Den Zahlen zugrunde liegt dabei der Schnitt aller Abtreibungsraten der Länder der jeweiligen Weltregion.
In der Schweiz wurden im Jahr 2020 11'143 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen – das entspricht einer Rate von 5,7 Abtreibungen pro 1000 Frauen im Alter von 15 bis 49, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zu entnehmen ist.
In den USA haben einer Studie des Guttmacher Instituts zufolge im Jahr 2017 13,5 Schwangere von 1000 Schwangeren im Alter zwischen 15 und 44 Jahren abgetrieben. In absoluten Zahlen waren dies mehr als 862'000 Abtreibungen.
Weltweit leben etwa 40 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter in Staaten, in denen der Zugang zu Abtreibungen illegal oder eingeschränkt ist.
Nur 35 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leben in Staaten, in denen Abtreibung auf Wunsch möglich ist, wie das «Center for Reproductive Rights» analysiert hat.
In Staaten, in denen Abtreibung gänzlich verboten ist, leben fünf Prozent aller Frauen, schreibt das «Center for Reproductive Rights».
Trotzdem finden Abtreibungen auch in diesen Ländern statt – einfach in der Illegalität. 2009 veröffentlichten islamische Gelehrte in Ägypten ein islamisches Rechtsgutachten, um dieser Tatsache Rechnung zu tragen: Demnach sei es Frauen erlaubt, eine Abtreibung nach einer Vergewaltigung durchzuführen. Diese Fatwa wurde aber nie in ägyptisches Recht umgesetzt.
El Salvador hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt: Abtreibungen sind ausnahmslos verboten. Das Gesetz geht so weit, dass in den letzten 20 Jahren mehr als 180 Frauen wegen schwerer Tötung strafrechtlich verfolgt worden sind, nachdem aufgrund von Komplikationen in der Schwangerschaft eine Abtreibung nötig war, um das Leben der Mutter zu retten, wie das «Center for Reproductive Rights» schreibt.
Im Senegal ist ein Schwangerschaftsabbruch zwar verboten, aber nach dem Kodex der medizinischen Ethik ist er erlaubt, wenn drei Ärzte zustimmen, dass nur so das Leben einer Frau gerettet werden könne.
In etwa drei Dutzend anderen Ländern ist die Abtreibung unter Umständen erlaubt, wenn es darum geht, das Leben der Mutter zu retten (darunter laufen teilweise auch eine Schwangerschaft nach Vergewaltigungen, bei Inzest oder bei starken Missbildungen des Kindes) – etwa 20 Prozent aller Frauen leben in einem solchen Land.
In Jemen, Syrien und Indonesien ist zudem das Einverständnis des Ehemannes oder der Eltern eine Voraussetzung für einen Schwangerschaftsabbruch.
In den Vereinigten Arabischen Emiraten drohen bei einer Abtreibung bis zu einem Jahr Gefängnis und eine saftige Geldstrafe. Frauen, die wegen einer Fehlgeburt ins Spital müssen, können des versuchten Schwangerschaftsabbruchs beschuldigt werden.
Malta ist der einzige Mitgliedstaat der Europäischen Union, der einen Schwangerschaftsabbruch vollständig verbietet. Frauen in Malta wird der Zugang zur Abtreibung selbst dann verweigert, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Frauen, die abtreiben, müssen mit bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen.
Liechtenstein und Polen haben neben Malta die strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Die Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs ist in beiden Ländern verboten, wenn nicht die Gesundheit der Mutter oder des Kindes auf dem Spiel steht.
Im erzkatholischen Polen wurde im Oktober 2020 das Abtreibungsgesetz weiter verschärft und bestimmt, dass auch schwer fehlgebildete Föten nicht mehr abgetrieben werden dürfen. Aktuell läuft eine massive Kampagne von konservativen Kreisen, um ein völliges Abtreibungsverbot einzuführen. Dies stösst aber auf Widerstand in der Bevölkerung. Polnische Frauen reisen häufig ins Ausland für eine Abtreibung.
In Liechtenstein ist der Zugang zu Informationen und die Beratung über Abtreibungen nicht strafbar. Und: Frauen werden nicht strafrechtlich verfolgt, wenn sie einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben.
Während der ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft könne ein Schwangerschaftsabbruch theoretisch sicher und mit einem geringen Komplikationsrisiko für die Frau vorgenommen werden, schreibt die WHO weiter.
Dazu ist entweder ein chirurgischer Eingriff oder die Einnahme eines Medikaments nötig. Ein solcher medikamentöser Schwangerschaftsabbruch könne von einer Schwangeren auch ausserhalb von Gesundheitseinrichtung sicher und eigenständig durchgeführt werden.
Doch die Theorie und die Realität klaffen hier weit auseinander: Denn damit ein Schwangerschaftsabbruch sicher ist, braucht eine Frau Zugang zu Informationen, hochwertigen Arzneimitteln sowie im Notfall Unterstützung durch geschultes Gesundheitspersonal.
Und nicht überall ist dies gegeben: Der Zugang zu Informationen ist in einigen Staaten restriktiert. In anderen macht sich eine Frau strafbar, wenn sie ein Kind abtreibt, in wieder anderen macht sich das Gesundheitspersonal strafbar – oder alles zusammen. Zudem ist eine Abtreibung in vielen Gesellschaften mit einer Stigmatisierung der Frau verbunden, was zu einer psychischen Belastung führen könne, schreibt die WHO.
Eine Studie der WHO von 2014 führt 5 bis 13,2 Prozent aller Todesfälle bei Müttern auf unsichere Abtreibungen zurück.
(yam)
WTF????? Wer denkt sich solche menschenverachtenden Gesetze aus???
Da dies nicht stattfindet zeigen sich die wirklichen Absichten der Akteure und dass sie nur die Wahlen gewinnen wollen mit den religiösen Spinnern und Verblendeten.