Seit mehr als drei Jahren wehrt sich die Ukraine mittlerweile gegen die russische Invasion. Im Zuge der Kampfhandlungen hat das Land nicht nur Hunderttausende Tote zu beklagen, sondern auch die Soldaten, die von Russland gefangen genommen wurden.
Zwar tauschten beide Länder bereits mehrmals Kriegsgefangene aus – alleine seit Mai kamen mehr als 5'000 Ukrainer frei – doch laut ukrainischen Angaben sollen sich noch rund 28'000 Zivilisten in russischer Hand befinden. Über ihre Haftbedingungen gibt es ausser ihren eigenen Zeugnissen nur wenige Informationen. Doch die Aussagen der ehemaligen Kriegsgefangenen könnten nach dem Ende des Krieges als Beweise für Kriegsverbrecherprozesse dienen.
«Jeder, der aus der Gefangenschaft zurückkehrt, weist alle Anzeichen von Entkräftung auf», erklärt Iryna Badanowa vom ukrainischen Koordinierungsstab zur Freilassung von Kriegsgefangenen dem ukrainischen Portal «Texty». So liesse sich bei den freigelassenen Ukrainern blasse Haut, erheblicher Gewichtsverlust sowie Haar- und Zahnausfall beobachten. Darüber hinaus wiesen viele von ihnen Schäden an inneren Organen auf, etwa schwere Entzündungen des Magens, der Speiseröhre oder der Leber. Oft seien längere Behandlungen nötig.
Die Internetplattform «Dekoder» hat Aussagen aus den letzten dreieinhalb Kriegsjahren zusammengetragen. Der Grundtenor bleibt dabei gleich: Die Organisation der Kriegsgefangenenschaft auf russischer Seite ist chaotisch, Folter steht wohl an der Tagesordnung. Berichte über Folter von russischen Gefangenen in der Ukraine gibt es ebenfalls, wenn auch in geringerem Umfang. Schon 2024 kam ein Bericht der UN zum Ergebnis, dass russische Gefangene in einigen ukrainischen Lagern gefoltert wurden.
Zu den ukrainischen Soldaten, die bei einem der Austausche freigekommen sind, zählt auch Jurij Swidersky, ein 23-jähriger Soldat der Asow-Brigade. Wie er dem Nachrichtenportal «Frontliner» erzählt, kapitulierte er 2022 in Mariupol und war danach für zwei Jahre in russischer Gefangenschaft.
Die Haft der Kriegsgefangenen war, wie Swidersky erzählt, schlecht organisiert: «In Oleniwka gab es keine richtige 'Aufnahme' – nur Chaos und Hektik. Alles musste schnell gehen.»
Oleniwka liegt im von Russland besetzten Teil der Ostukraine. Mehrere Häftlinge, die in dem dortigen Gefängnis untergebracht waren, berichteten von unwürdigen Haftbedingungen. Die dort hauptsächlich inhaftierten Asow-Kämpfer wurden von Moskau wiederholt als Feindbild aufgebaut – etwa mit der Behauptung, dass es sich bei ihnen um Neonazis handelt. Der russische Politiker Leonid Slutski forderte für sie sogar die Todesstrafe, begründet mit dem Vorwurf von Verbrechen gegen die Menschenrechte.
Swidersky berichtet «Frontliner» auch vom 29. Juli 2022. Damals brach im Gefangenenlager ein Feuer aus, mindestens 40 der gefangenen Ukrainer sollen dabei gestorben sein. Auslöser war wohl ein Beschuss mit Raketenwerfern durch russische Kräfte. Weiter erzählt er: «In dieser Nacht stand die benachbarte Baracke in Flammen. Ich hörte die Schreie und eilte nach draussen. Die Explosion hatte das Gebäude auseinandergerissen – es sah aus wie eine zerdrückte Blechdose. Die Wachen waren nirgends zu sehen, sie waren alle geflohen.»
Swidersky führt weiter aus: «In der Nähe der Baracken stand ein Ölfass. Als es durch die Explosion umgeworfen wurde, breitete sich das Feuer rasend schnell aus. Viele verbrannten bei lebendigem Leib. Glaswolle vom Dach regnete herab und entzündete alles, was sie berührte. Die Luft war voller Schreie.» Er fügt hinzu: «Es gab keine wirklichen Bemühungen, zu helfen.»
Auch die alltägliche Haft war laut Swidersky von Gewalt geprägt: «Während meiner gesamten Zeit in Taganrog gab es regelmässige Inspektionen – tägliche Kontrollen, bei denen wir geschlagen wurden. Wir wurden auch zu Verhören gebracht, und wenn den Ermittlern etwas nicht gefiel, schlugen sie uns mit Stöcken.»
Wie Swidersky erzählt, wollten die Haftaufseher ihn dazu bringen, dass er Kriegsverbrechen gegen Zivilisten gestand. Dann änderte sich das plötzlich: Einige Wochen vor dem Gefangenenaustausch wurde Swidersky zur Krankenstation gebracht, im Anschluss bekam er jeden Tag eine ärztliche Visite. Trotzdem waren nach seiner Befreiung die Spuren der Folter noch an seinem ganzen Körper zu erkennen: Wie «Frontliner» schreibt, fehlten ihm Zähne, seine Magen-, Leber- und Nierenfunktion waren eingeschränkt, und er hatte über den ganzen Körper verteilt Narben.
Wie «Texty» schreibt, landen nicht nur Soldaten in Gefangenschaft, sondern auch Zivilisten. Der 52-jährige Wjatscheslaw Sawalny, der laut der Recherche eigentlich als Mechaniker arbeitet, berichtet, wie er in Gefangenschaft kam und von den russischen Aufsehern gefoltert wurde. Diese sollen Häftlinge gezielt ausgehungert haben.
Er erzählt den Journalisten: «Alle Gespräche in unserer Zelle drehten sich ums Essen: Alle waren abgemagert und erschöpft. Die Leute in der Zelle stritten sich und kämpften um Lebensmittel.» Bei seiner Freilassung soll er nur noch 55 Kilogramm gewogen haben. Laut Sawalny bekamen 37 Gefangene pro Tag einen einzigen Laib Brot.
Auch andere Folterformen sollen an der Tagesordnung gestanden haben. «Die Wärter erlaubten uns nicht, zu sitzen», berichtet Sawalny. «Wir mussten 18 Stunden lang stehen. Die Zelle wurde videoüberwacht. Wenn jemand versuchte, sich hinzusetzen, schlugen sie zu oder zwangen ihn, Kniebeugen zu machen.»
Wie Sawalny berichtet, wurde er 2022 von russischen Uniformierten verhaftet, als er mit seiner Familie vor den russischen Truppen fliehen wollte. Die Gründe für seine Verhaftung wurden ihm nie erklärt, Sawalny wurde unter Folter gezwungen, Blankopapiere zu unterschreiben.
Wie das Online-Medium «The Insider» herausarbeitet, handelt es sich bei den Zivilisten, die Russland inhaftiert, nicht nur um Männer. Immer wieder werden von der russischen Seite auch Frauen gefangengenommen – oft wohl aus dem Grund, dass ihre Männer zur ukrainischen Armee gehören.
Die Haftbedingungen sind scheinbar ähnlich hart. «The Insider» zitiert aus einem Brief von Julia Koweschnikowa, den sie aus Kriegsgefangenschaft geschickt hat: «Jedes Mal, wenn ich ein Wort auf Ukrainisch sagte, schlugen mir die maskierten Männer auf den Kopf.» Sie schildert, dass sie permanent friere und trotz niedriger Temperaturen keine passende Kleidung erhalte. Erst seit Kurzem habe sie ein Paar Socken.
Auch ihre Tocher, Anastassija Koweschnikowa, berichtet von den Haftbedingungen ihrer Mutter: Zu Beginn sei sie für mehrere Monate in einer Grube gefangengehalten worden, später wurde sie in einen Keller verlegt. Dort habe ihre Mutter unter anderem verdorbene Lebensmittel zu essen bekommen. Die Wärter hätten ihr ausserdem wiederholt erzählt, die Ukraine habe den Krieg verloren.
Julia Koweschnikowa wurde demnach 2023 von Söldnern der Wagner-Gruppe verhaftet. Länger als ein Jahr wusste die Familie nicht, was mit ihr passiert war. Anastassija Koweschnikowa berichtet, dass sie inzwischen mit Menschen gesprochen habe, die mit ihrer Mutter inhaftiert waren. In ihrem Brief sehnt Julia Koweschnikowa ihre Familie herbei. Sie schreibt: «Natürlich werden wir wiedersehen. Wir werden uns an einen Tisch setzen, irgendwo am Meer, mit einer guten Flasche Wein.»
Kriegsgefangene machen da keine ausnahme. Auch der Bericht im "Echo der Zeit" SRG Heute über die Russen die in Tschernobyl einmarschiert sind und AKW Angestellten in Geiselhaft nahmen - Par jeglicher Logik und Moral wie sie Wüten - und dann fragt man sich Wieso sie Orks genannt werden.
Heute wäre Anna Politkovskaia 67 Jahre alt geworden. Sie wurde 2006 wegen ihrer kritischen Berichterstattung über Putin und seine Kriegsführung gegen Tschetschenien ermordet.
Wann wachen wir (Europa inkl CH) endlich auf und unterstützen die Ukraine so, dass sie Russland eine echte Niederlage zufügen kann, Russland das Geld ausgeht und damit Putin am Ende ist.