Auf dem Höhepunkt der Coronakrise im letzten Jahr gab es in den USA zwei politische Antipoden. Auf der einen Seite stand der überforderte Präsident Donald Trump, auf der anderen Andrew Cuomo, Gouverneur des Bundesstaats New York. Mit täglichen Medienkonferenzen machte er den Menschen Mut und vermittelte den Eindruck von Seriosität und Kompetenz.
Dabei überliess der 63-jährige Demokrat nichts dem Zufall. Seine Fernsehauftritte waren sorgfältig choreografiert. Mal sprach er in einem Lagerhaus mit Schutzmaterial, dann vor dem Modell eines Berges, das den Verlauf der Infektionskurve symbolisierte. Damit hielt er den New Yorkern vor Augen, wie hart und beschwerlich der Weg aus der Krise sein würde.
Das kam an. In der schwer von Corona getroffenen Stadt New York hörten die Leute nur auf Cuomo und nicht auf Bürgermeister Bill de Blasio, mit dem ihn eine Intimfeindschaft verbindet. Auch national wurde der seit 2011 amtierende Gouverneur zum Politstar. Nicht wenige hofften, er würde als Präsidentschaftskandidat gegen Trump antreten.
Cuomo liess es bleiben. Vielleicht ahnte er, was auf ihn zukommen würde. Im Winter erhoben mehrere Frauen Vorwürfe gegen ihn wegen sexueller Belästigung. Am Dienstag stellte die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James, die auch gegen Donald Trump ermittelt, ihren 168-seitigen Untersuchungsbericht in dieser Sache vor.
Er stellt dem Gouverneur ein vernichtendes Zeugnis aus. Andrew Cuomo habe frühere und heutige Mitarbeiterinnen bedrängt. Sein Repertoire reichte von verbalen Anzüglichkeiten über ungewollte Küsse bis zum Betatschen der Brüste. Betroffen waren vor allem junge Frauen. Überhaupt habe der Gouverneur ein «feindseliges Arbeitsumfeld» geschaffen.
Direkte strafrechtliche Folgen hat der Bericht nicht, doch politisch dürfte Cuomo erledigt sein. «Ich denke, er sollte zurücktreten», sagte Präsident Joe Biden, der sich schon mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert sah. Die gleiche Forderung erhoben Nancy Pelosi und Chuck Schumer, die führenden Demokraten im Kongress, ebenso die «New York Times».
Eric Adams, der demokratische Kandidat als Bürgermeister der Stadt New York, forderte das Abgeordnetenhaus des Bundesstaats in Albany auf, ein Impeachment von Cuomo voranzutreiben, «falls der Gouverneur nicht zurücktreten will». Ein Prozess im Senat könnte gemäss der «New York Times» im September oder Anfang Oktober beginnen.
Der Gouverneur wehrte sich in einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft gegen die Vorwürfe. Er habe «niemals jemanden unangemessen berührt» oder sich «jemandem unangemessen genähert», behauptete Cuomo. Mit dem Verweis auf «Generationen- oder Kulturunterschiede» versuchte er laut «New York Times» bei älteren Wählern zu punkten.
Es dürfte ihm wenig helfen. Damit droht der Karriere eines illustren Politikers ein jähes Ende. Andrew Cuomo stammt aus einer Politikerfamilie. Schon Vater Mario Cuomo war von 1983 bis 1994 Gouverneur von New York. Auch er galt als möglicher Präsidentschaftskandidat. Und auch er verzichtete, nicht zuletzt wegen Vorurteilen gegen Italoamerikaner.
Sein Bruder Chris ist Moderator der Show «Cuomo Prime Time» auf CNN. Im letzten Jahr lieferten sich die beiden immer wieder neckische Wortgefechte. Seine Ex-Frau Kerry, mit der er drei erwachsene Töchter hat, kommt aus dem Kennedy-Clan, der «königlichen Familie» der Demokraten. Ihr Vater war der 1968 ermordete Präsidentenbruder Robert Kennedy.
Für Chris Cuomo könnte die Affäre ebenfalls Konsequenzen haben. Er steht seinem älteren Bruder sehr nahe und soll sich mit ihm über die Belästigungsvorwürfe ausgetauscht haben. Was die Frage nach möglichen Interessenkonflikten aufwirft. Am Dienstag entschied CNN, dass Chris Cuomo mit seiner quotenstarken Show vorerst auf Sendung bleiben darf.
Andrew Cuomo seinerseits muss sich auf eine Amtsenthebung einstellen. Falls das Verfahren mit einem Schuldspruch endet oder er vorzeitig zurücktritt, würde ihm Vizegouverneurin Kathleen Hochul nachfolgen. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt. Die nächste Gouverneurswahl findet 2022 statt. Als mögliche Anwärterin gilt Letitia James.
Bin kein Freund von Whataboutism, aber zu sehen wie die Demokraten Al Franken und nun Cuomo direkt von der gesamten Partei verurteilt und zum Abdanken gedrängt werden ist eindrücklich. Schaut man nach rechtsaussen, dann werden/wurden dort Leute wie Trump, Roy Moore, Matt Gaetz, Jim "Gym" Jordan und Brett Kavanaugh durch die gesamte republikanische Partei geschützt und jegliche Anschuldigungen und Zeugen wurden unter den Tisch gewischt. Zum kotzen.