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Dritte TV-Debatte der Demokraten: Alle gegen Joe Biden

From left, Democratic presidential candidates Sen. Amy Klobuchar, D-Minn., Sen. Cory Booker, D-N.J., South Bend Mayor Pete Buttigieg, Sen. Bernie Sanders, I-Vt., former Vice President Joe Biden, Sen.  ...
10 Präsidentschaftskandidaten der Demokraten trafen in der neusten TV-Debatte aufeinander.Bild: AP

«Haben Sie vergessen, was Sie gerade gesagt haben?»: Demokraten spielen «Alle gegen Joe»

13.09.2019, 06:1613.09.2019, 09:09
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Um was geht's?

Es war eine Premiere: In Houston trafen erstmals alle aussichtsreichen Präsidentschaftsanwärter der Demokraten direkt aufeinander. Teilnehmen durfte nur, wer in Umfragen und beim Spendenaufkommen bestimmte Mindestwerte vorweisen konnte.

Was prägte die Debatte?

Former Vice President Joe Biden, left, and Sen. Elizabeth Warren, D-Mass., right, Thursday, Sept. 12, 2019, listen during a Democratic presidential primary debate hosted by ABC at Texas Southern Unive ...
Unter Beschuss: Joe Biden (links.). Rechts Elizabeth Warren, Senatorin aus Massachusetts. Bild: AP

Nun, Ex-Vizepräsident Joe Biden war erneut unter Dauerbeschuss seiner parteiinternen Mitbewerber. Er musste sich gegen heftige Angriffe zur Wehr setzen. Biden gilt als der Favorit unter den demokratischen US-Präsidentschaftsbewerbern. Einen Schlagabtausch gab es etwa zur Gesundheits- und zur Migrationspolitik.

Wer ging besonders hart vor?

Der frühere US-Wohnungsbauminister Julian Castro zeigte keine Hemmungen. Er ging Biden mehrfach scharf an. Beim Thema Gesundheitspolitik warf Castro Biden vor, er habe seine Position bei einem Detail innerhalb von zwei Minuten komplett geändert. Und dann kam der Tiefschlag: Castro fragte Biden, ob er etwa vergessen habe, was er zwei Minuten zuvor gesagt habe – was als Seitenhieb auf Bidens Alter zu verstehen war. Biden gehört mit 76 Jahren zu den ältesten Präsidentschaftsbewerbern der Demokraten.

Und Obama?

Der Ex-Präsident ist immer präsent, wenn es um Joe Bidens politisches Wirken geht. Auf die Frage, ob er Massenabschiebungen in der Amtszeit des damaligen Präsidenten Barack Obama im Nachhinein für einen Fehler halte, sagte Biden, er sei Vize-Präsident und nicht Präsident gewesen. Castro warf seinem Parteikollegen daraufhin vor, er könne sich nicht einerseits für die Obama-Jahre rühmen und andererseits bei unbequemen Themen von damals wegducken. Mit dieser Kritik war Biden bereits bei der zweiten Runde der TV-Debatten in Detroit Ende Juli konfrontiert worden.

Im Vorfeld war viel von Warren und Sanders die Rede …

Ja, die beiden werden neben Biden als aussichtsreiche Bewerber gehandelt. Die Debatte zeigte denn auch die fundamentalen Unterschiede zwischen dem gemässigten Favoriten Biden und den progressiven linken Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren. Für Biden und Warren war es die erste Konfrontation auf der Fernsehbühne. Während Biden in den vergangenen Wochen bei öffentlichen Auftritten geschwächelt und mit einigen Versprechern und Unsicherheiten Schlagzeilen gemacht hatte, wurde Warren zuletzt in Umfragen zusehends stärker und rückte immer näher an ihn heran.

Wie präsentierte sich Warren?

Mit Spannung war erwartet worden, ob Warren ihr erstes grosses Aufeinandertreffen mit Biden für direkte Attacken nutzen würde. Die 70-Jährige verzichtete darauf jedoch und versuchte vor allem, die inhaltlichen Unterschiede zu Biden herauszustellen – unter anderem in der Gesundheitspolitik. Warren und Sanders verteidigten leidenschaftlich das Konzept von «Medicare for All», also einem Ausbau der staatlichen Krankenversicherung für alle. Hier war Biden jedoch selbst angriffslustig und warf den beiden unter anderem vor, ihre Pläne würden die Regierung bankrott machen und die Steuern auf die gewöhnlichen Amerikaner erhöhen.

Waren sich die Kandidaten denn überhaupt irgendwo einig?

Natürlich: in ihrer Kritik an Präsident Donald Trump. «Wir haben enorme, enorme Möglichkeiten, sobald wir Trump loswerden», sagte etwa Biden zum Thema Klimaschutz zu Beginn des Abends. In die Kritik geriet Trump vor allem für den Handelskrieg mit China und für seine Asylpolitik. Kamala Harris verglich Trump gar mit dem Mann hinter dem Vorhang bei «Wizard of Oz» – und kassierte dafür einige Lacher:

Sonst noch was?

Während einer Antwort von Joe Biden stürmten Protestierende die Bühne. Die Demonstranten schrien: «Wir sind DACA-Empfänger. Unser Leben ist in Gefahr.» Das DACA-Programm schützt jugendliche Migranten für gewisse Zeit vor einer Abschiebung.

Und Trump?

President Donald Trump speaks with reporters before departing on Marine One from the South Lawn of the White House, Thursday, Sept. 12, 2019, in Washington. Trump is en route to Baltimore.(AP Photo/Al ...
Rechnet mit einem Duell gegen Joe Biden: Donald Trump.Bild: AP

Der hatte sich vor der TV-Debatte mit einer Prognose eingeschaltet. Er rechne damit, dass er 2020 gegen Ex-Vizepräsident Joe Biden, Senatorin Elizabeth Warren oder Senator Bernie Sanders antritt. «Es wird einer (eine) von diesen dreien werden», orakelte Trump auf Twitter. Konkret vertrat er die Einschätzung, dass sich voraussichtlich Biden durchsetzen werde. Voraussetzung sei allerdings, dass der Ex-Vizepräsident «keine grösseren Fehler macht». (mlu/sda/dpa/ap/afp)

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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
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Diese Demokraten kandidieren gegen Trump
Bernie Sanders, Senator aus Vermont, Jahrgang 1941. Sanders ist zwar ein unabhängiger Senator, aber Mitglied der demokratischen Fraktion.
quelle: epa/epa / tannen maury
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Trump kennt (k)eine Antwort
Video: watson
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mostindianer
13.09.2019 07:09registriert Oktober 2015
Wo war Lisa Simpson?
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Gorgonzola-Gonzo
13.09.2019 07:26registriert Mai 2019
Was ist eigentlich mit Peter Bud#@=:'!gigp?
@Watson ihr habt vor ein paar Monaten soo viel von ihm berichtet und jetzt?
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Score
13.09.2019 09:06registriert Mai 2017
Sind die Jungen Wähler so abgeschreckt von der Demokratie in der USA oder wollen die wirklich alle nur alte Leute als Präsident? Aktuell haben wir Trump, Warren, Sanders und Biden. Eine/r älter als der andere... Ich finde das äusserst bedenklich...
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