Es war eine Premiere: In Houston trafen erstmals alle aussichtsreichen Präsidentschaftsanwärter der Demokraten direkt aufeinander. Teilnehmen durfte nur, wer in Umfragen und beim Spendenaufkommen bestimmte Mindestwerte vorweisen konnte.
Nun, Ex-Vizepräsident Joe Biden war erneut unter Dauerbeschuss seiner parteiinternen Mitbewerber. Er musste sich gegen heftige Angriffe zur Wehr setzen. Biden gilt als der Favorit unter den demokratischen US-Präsidentschaftsbewerbern. Einen Schlagabtausch gab es etwa zur Gesundheits- und zur Migrationspolitik.
"Are you forgetting what you said two minutes ago?"
— Bloomberg (@business) September 13, 2019
In a tense exchange, Biden and Castro face off on health care policy at the #DemDebate https://t.co/E2yVEy5Kah pic.twitter.com/W2uU6bQxh8
Der frühere US-Wohnungsbauminister Julian Castro zeigte keine Hemmungen. Er ging Biden mehrfach scharf an. Beim Thema Gesundheitspolitik warf Castro Biden vor, er habe seine Position bei einem Detail innerhalb von zwei Minuten komplett geändert. Und dann kam der Tiefschlag: Castro fragte Biden, ob er etwa vergessen habe, was er zwei Minuten zuvor gesagt habe – was als Seitenhieb auf Bidens Alter zu verstehen war. Biden gehört mit 76 Jahren zu den ältesten Präsidentschaftsbewerbern der Demokraten.
Democrats debated healthcare, criminal justice, immigration and other major issues at Thursday night's debate in Houston. Here are some of the standout quotes pic.twitter.com/PQ6yR4IPRE
— Reuters Top News (@Reuters) September 13, 2019
Der Ex-Präsident ist immer präsent, wenn es um Joe Bidens politisches Wirken geht. Auf die Frage, ob er Massenabschiebungen in der Amtszeit des damaligen Präsidenten Barack Obama im Nachhinein für einen Fehler halte, sagte Biden, er sei Vize-Präsident und nicht Präsident gewesen. Castro warf seinem Parteikollegen daraufhin vor, er könne sich nicht einerseits für die Obama-Jahre rühmen und andererseits bei unbequemen Themen von damals wegducken. Mit dieser Kritik war Biden bereits bei der zweiten Runde der TV-Debatten in Detroit Ende Juli konfrontiert worden.
Ja, die beiden werden neben Biden als aussichtsreiche Bewerber gehandelt. Die Debatte zeigte denn auch die fundamentalen Unterschiede zwischen dem gemässigten Favoriten Biden und den progressiven linken Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren. Für Biden und Warren war es die erste Konfrontation auf der Fernsehbühne. Während Biden in den vergangenen Wochen bei öffentlichen Auftritten geschwächelt und mit einigen Versprechern und Unsicherheiten Schlagzeilen gemacht hatte, wurde Warren zuletzt in Umfragen zusehends stärker und rückte immer näher an ihn heran.
Mit Spannung war erwartet worden, ob Warren ihr erstes grosses Aufeinandertreffen mit Biden für direkte Attacken nutzen würde. Die 70-Jährige verzichtete darauf jedoch und versuchte vor allem, die inhaltlichen Unterschiede zu Biden herauszustellen – unter anderem in der Gesundheitspolitik. Warren und Sanders verteidigten leidenschaftlich das Konzept von «Medicare for All», also einem Ausbau der staatlichen Krankenversicherung für alle. Hier war Biden jedoch selbst angriffslustig und warf den beiden unter anderem vor, ihre Pläne würden die Regierung bankrott machen und die Steuern auf die gewöhnlichen Amerikaner erhöhen.
Biden, Bernie, and Warren battled it out over Medicare for All vs. the public option — here's what they had to say about the 'damn bill' #DemDebate pic.twitter.com/nmkrd1MCdJ
— NowThis (@nowthisnews) September 13, 2019
Natürlich: in ihrer Kritik an Präsident Donald Trump. «Wir haben enorme, enorme Möglichkeiten, sobald wir Trump loswerden», sagte etwa Biden zum Thema Klimaschutz zu Beginn des Abends. In die Kritik geriet Trump vor allem für den Handelskrieg mit China und für seine Asylpolitik. Kamala Harris verglich Trump gar mit dem Mann hinter dem Vorhang bei «Wizard of Oz» – und kassierte dafür einige Lacher:
Sen. Kamala Harris stuck tightly to her script bashing Trump at every turn. “On trade policy, he reminds me of that guy in ‘The Wizard of Oz.’ When you pull back the curtain, it's a really small dude,” she said. https://t.co/J7KQuqwsrL pic.twitter.com/k3NxcXOcjp
— POLITICO (@politico) September 13, 2019
Tonight’s Protestors at the #DemocraticDebate #DemDebate3 #DemDebateTSU #DemocratDebate pic.twitter.com/vz787fTK3g
— Camille Lasin (@CamilleLasin) September 13, 2019
Während einer Antwort von Joe Biden stürmten Protestierende die Bühne. Die Demonstranten schrien: «Wir sind DACA-Empfänger. Unser Leben ist in Gefahr.» Das DACA-Programm schützt jugendliche Migranten für gewisse Zeit vor einer Abschiebung.
Der hatte sich vor der TV-Debatte mit einer Prognose eingeschaltet. Er rechne damit, dass er 2020 gegen Ex-Vizepräsident Joe Biden, Senatorin Elizabeth Warren oder Senator Bernie Sanders antritt. «Es wird einer (eine) von diesen dreien werden», orakelte Trump auf Twitter. Konkret vertrat er die Einschätzung, dass sich voraussichtlich Biden durchsetzen werde. Voraussetzung sei allerdings, dass der Ex-Vizepräsident «keine grösseren Fehler macht». (mlu/sda/dpa/ap/afp)
@Watson ihr habt vor ein paar Monaten soo viel von ihm berichtet und jetzt?