Vergangenen Montag steigt in Kalifornien eine SpaceX Falcon 9 Rakete in die Luft. Dies vorweg, keine Angst, Elon Musk hat nichts mit dem Ganzen zu tun.* An Bord der Rakete befindet sich ein unscheinbares rechteckiges Objekt, bestückt mit Solarzellen. Dieses soll künftig Ölkonzernen weltweit das Leben etwas schwerer machen.
Es handelt sich dabei um «MethaneSAT», eine Errungenschaft der amerikanischen Non-Profit-Organisation Environmental Defense Fund (EDF). «MethaneSAT» ist, wie es der Name andeutet, ein Satellit, der Methanemissionen messen kann.
Neue Studien zeigen, dass natürliche Methanemissionen durch geologische Quellen wahrscheinlich deutlich tiefer sind als bisher angenommen. Das heisst leider nicht, dass an sich weniger Methan in die Atmosphäre gelangt, sondern vielmehr, dass mehr davon menschlichen Ursprungs ist. Das sind aber tatsächlich gute Nachrichten, denn bei menschengemachten Emissionen besteht die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen.
Bekannt ist Methan wohl vor allem durch den Ausstoss von Wiederkäuern wie Kühen, welche das Gas bei der Fermentation von Kohlehydraten erzeugen und dann ausrülpsen. Dies und die Emissionen von Misthaufen machen rund ein Drittel der menschengemachten Emissionen aus.
Eine ebenso grosse, wenn nicht grössere Quelle sind jedoch Ölkonzerne.
Bei der Förderung von fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdgas, gelangt viel Methan in die Atmosphäre, schliesslich besteht Erdgas fast vollständig aus Methan. Sowohl am Ort der Förderung als auch beim Transport mit Pipelines kann durch Lecks Methan entweichen. Eine weitere Quelle ist das sogenannte «Gas Flaring». Auch bei der Förderung von Erdöl treten oft grosse Mengen an fossilen Gasen als Beiprodukt aus. Diese werden aus Bequemlichkeit und zur Druckregulierung nicht abgefangen, sondern oftmals abgeleitet, direkt entzündet und kontinuierlich verbrannt. Da diese Verbrennung nicht 100 % effizient ist, entweicht neben den grossen Mengen an CO₂ aus der Verbrennung auch unverbranntes Methan.
Beim Aufspüren von diesen und anderen Quellen füllt «MethaneSAT» eine wichtige Lücke. Es ist schon jetzt möglich, Methanemissionen an verschiedenen Punkten zu messen, unter anderem mit Flugzeugen und Infrarotkameras. Es existieren auch bereits andere Satelliten wie «TROMPONI» oder «Carbon Mapper», die solche Messungen machen können. Im Unterschied zu diesen füllt «MethaneSAT» aber eine Lücke in der Mitte. Die bisherigen Satelliten messen entweder extrem grossflächig («TROMPONI») oder machen exakte Punktmessungen («Carbon Mapper»). «MethaneSAT» füllt nun die Lücke und erweitert die Daten mit Messungen über eine Fläche von 200 x 200 km. Dies ist besonders wichtig, weil so auch etwas diffusere, aber dennoch lokale Emissionen sichtbarer werden. Gerade bei grossen Ölfeldern hat man herausgefunden, dass mindestens genauso viel Methan an vielen kleinen Quellen austritt wie an den grossen Punktquellen.
Ein noch wichtigerer Punkt von «MethaneSAT» ist die Verfügbarkeit der Daten. Diese werden nämlich kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. So können Wissenschaftler rund um die Welt mit den Daten arbeiten und die von Ölkonzernen eigens publizierten Zahlen hinterfragen. Bei Bodenmessungen besteht oftmals die Vermutung, dass Ölkonzerne vor einem solchen angekündigten Besuch etwas aufräumen, auch dies wäre so nicht mehr möglich.
Die Hoffnung des Environmental Defense Fund ist, mit den neuen Daten Methanquellen aufzuspüren und dagegen vorzugehen. In einer eigens publizierten Studie kommen Wissenschaftler des EDF zum Schluss, dass es möglich wäre, Methanemissionen bis 2030 um bis zu 57 % zu senken. So schätzen sie, könnte die aktuelle Erwärmung bis 2050 um 0,25 °C reduziert werden.
* Elon Musk ist zwar nicht involviert, der Environmental Defense Fund erhält aber Unterstützung vom Earth Fund, welcher von Amazon-Gründer Jeff Bezos ins Leben gerufen wurde. Ganz ohne egomanische Milliardäre geht es also leider auch hier nicht.
Musk hat immer etwas mit "dem Ganzen" zu tun wenn eine Falcon-Rakete verwendet wird! Nur mit dem Satelliten hat er nichts zu tun...