Noch im März war er sich unsicher: «Helfen Sie mir zu entscheiden, ob ich für das Amt des Präsidenten kandidiere», bat Robert Francis Kennedy junior auf seinem Twitter-Kanal – versehen mit einem Aufruf für eine freiwillige Spende. Wenn genug Geld zusammenkomme, werde er sich um den Einzug ins Weisse Haus bewerben.
Sein oberstes Ziel, so Kennedy damals: «Die korrupte Fusion zwischen staatlicher und unternehmerischer Macht beenden.» Denn die ruiniere nicht nur die amerikanische Wirtschaft, sondern verschmutze auch die Natur und vergifte die Kinder. «Gemeinsam können wir Amerikas Demokratie wiederherstellen», ist sich der 69-jährige Neffe des Ex-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn des gleichnamigen ehemaligen Justizministers sicher.
Die Spendenbereitschaft war offenbar gross. Am Donnerstag hat Kennedy offiziell seine Bewerbung für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr eingereicht. Nach der Autorin Marianne Williamson ist er damit der zweite Bewerber aufseiten der Demokratischen Partei, der den amtierenden Präsidenten Joe Biden herausfordern wird, sollte der wieder kandidieren. Offiziell hat der US-Präsident noch nicht verkündet, dass er nochmal antritt. Seine Kandidatur gilt aber nur noch als Formsache.
Kennedys Kandidatur mag auf den ersten Blick durchaus attraktiv wirken: Allein der Familienname hat noch immer weit über die US-Grenzen hinaus Strahlkraft. Wer ist der Mann, der sich seit Jahren stark für die Umwelt einsetzt – und zugleich eine grosse Anhängerschaft bei Verschwörungstheoretikern hat?
Robert Francis Kennedy junior wird 1954 in der Hauptstadt Washington geboren und wächst mit zehn Geschwistern auf. Sein Vater, der ehemalige Senator und Justizminister Robert Kennedy, kandidierte ebenfalls für das Amt des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten – und kommt 1968 noch während des Vorwahlkampfes durch ein Attentat ums Leben. Robert junior studiert später Politik- und Rechtswissenschaften, schlägt eine Karriere als Anwalt ein.
Als solcher machte Kennedy schon früh von sich reden, weil er, lange bevor die drohende Klimakatastrophe in aller Munde war, vor der Verschmutzung des Planeten warnte und vor Gericht für sauberes Wasser kämpfte. Zwischen 1986 und 2017 war er bei der Umweltorganisation NRDC tätig. Das brachte ihm auch Sympathien bei den Grünen in Europa ein: Noch 2018 etwa war Kennedy Gast auf einer Veranstaltung der Grünen im EU-Parlament, die sich mit den Risiken des Pestizids Glyphosat befasste.
Trotzdem hat die Bewerbung Kennedys im liberalen Amerika keine Jubelstürme ausgelöst, im Gegenteil: Denn der 69-Jährige ist mittlerweile nicht mehr als Umweltaktivist, sondern als aggressiver Impfgegner und Verschwörungstheoretiker bekannt. Steve Bannon, der rechtsextreme Ex-Berater Donald Trumps, soll laut Informationen des Nachrichtensender CBS schon seit Längerem für Kennedy getrommelt haben. Denn der sei ein «nützlicher Agent des Chaos», um Anti-Impfkampagnen über das Land zu streuen.
Kennedys Impfskepsis reicht weit zurück. Bereits seit Anfang des neuen Jahrtausends verbreitet er die falsche Theorie, dass Impfungen im Kindesalter zu Autismus führen könnten. Aus diesem Grund gründete er die Initiative «Children's Health Defense», die vor vermeintlichen Risiken von Impfungen warnt.
Die Corona-Pandemie brachte Kennedy und seiner Initiative dann Aufwind: Recherchen der Nachrichtenagentur AP zufolge konnte die Organisation im Pandemiejahr 2020 ihren Umsatz auf 6.8 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 6.2 Millionen Franken) mehr als verdoppeln.
Das Geld nutzte die Organisation, um für ihre Anti-Impfkampagne im Netz zu werben. Kennedy war dabei das Aushängeschild der Initiative, das für politischen Einfluss und einen seriösen Anstrich sorgte. In einer Analyse des britischen «Center for Countering Digital Hate» wurde Kennedy als eine der Topquellen identifiziert, die Falschinformationen über Impfungen im Netz weitergeben.
Im Verlauf der Pandemie wurde Kennedy immer radikaler: 2021 veröffentlichte er das Buch «The Real Anthony Fauci» über den obersten US-Immunologen und Berater des Präsidenten. Darin wirft Kennedy dem Wissenschaftler vor, er wirke an einem «historischen Staatsstreich gegen westliche Demokratien» mit. Im selben Jahr wurde er für seine Falschbehauptungen von den Plattformen Instagram, Facebook und YouTube verbannt.
Gern gesehener Gast war Kennedy dagegen bei Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen: 2021 trat er auch bei einer Veranstaltung in Berlin auf, die von den Schweizer Coronamassnahmen-Gegner initiiert worden war. Im Januar 2022 hielt er eine Rede, in der er behauptete, die aktuellen Zuständen seien schlimmer als zu Zeiten von Anne Frank. Die junge Frau war 1945 in einem Konzentrationslager ermordet worden.
Auch wenn sich Kennedy für einige seiner Nazivergleiche entschuldigte, dürften seine Chancen auf einen erfolgreichen Wahlkampf gegen null tendieren. Seine Familie steht schon länger nicht mehr bedingungslos hinter ihm: «Er hat dazu beigetragen, gefährliche Fehlinformationen über die sozialen Medien zu verbreiten, und ist mitschuldig daran, Misstrauen gegenüber der Wissenschaft hinter den Impfstoffen zu säen», warfen ihm mehrere seiner Angehörigen in einem offenen Brief vor. Veröffentlicht wurde das Schreiben 2019, als in zahlreichen US-Bundesstaaten noch nicht das Coronavirus, sondern wieder die Masern ausgebrochen waren. (t-online)
Leute, geht in Rente und überlasst den Job einem oder einer Jüngeren.
In dem Alter würde ich mich auf meiner Terrasse neben den Grill setzen, ein Bier öffnen und den Enkel beim Spielen zuschauen.
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Nuff said. Da Biden aller Voraussicht nach wieder antritt, dürfte das Thema RKJ nur eine Randnotiz bleiben - und das ist auch gut so.