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Trump will Gaza übernehmen und Palästinenser «umsiedeln»

President Donald Trump and Israel's Prime Minister Benjamin Netanyahu arrive for a news conference in the East Room of the White House, Tuesday, Feb. 4, 2025, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci) ...
Trump, sowohl bildlich als auch rhetorisch sekundiert von Benjamin Netanjahu, will die Palästinenser in Gaza «umsiedeln».Bild: keystone

Trump will Gaza übernehmen – was das wirklich bedeutet in 6 Punkten

Donald Trump stellt an einer Pressekonferenz mit Benjamin Netanjahu neue Pläne für den Gazastreifen vor: Er will nicht nur die Palästinenser «umsiedeln», er will auch, dass die USA die Kontrolle über das Gebiet übernehmen. Eine Übersicht.
05.02.2025, 05:1505.02.2025, 14:32
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Es vergeht derzeit kaum eine Nacht, ohne dass Donald Trump die Welt mit einer neuen spektakulären oder kontroversen Aussage aufrüttelt. Auch die Nacht auf Mittwoch (Schweizer Zeit) macht da keine Ausnahme – im Gegenteil.

Der US-Präsident hat nämlich in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu angekündigt, dass die USA die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen werden.

Was genau Trump gesagt hat, wie die Reaktionen aus aller Welt – insbesondere der arabischen – ausfallen und was er womöglich wirklich mit Gaza vorhat:

Das ist passiert

Seit Tagen ist Israels Premierminister Netanjahu in den USA unterwegs, zum Abschluss seiner Reise hat er nun die mit Spannung erwartete Medienkonferenz mit US-Präsident Donald Trump gegeben. Dabei hat Trump über seine Pläne für den Gazastreifen gesprochen:

  • Die palästinensische Bevölkerung in Gaza soll «umgesiedelt» werden.
  • Die USA wollen die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen.
  • Die Entsendung von US-Truppen in das Gebiet ist laut Trump ein realistisches Szenario.
epa11875641 Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu (L) and US President Donald J. Trump (R) during a joint press conference in the East Room of the White House in Washington, DC, USA, 04 February 2 ...
Trump und Netanjahu verkünden ihre Pläne für Gaza.Bild: keystone

Das hat Trump genau gesagt

«Wir werden ihn besitzen», betonte Donald Trump und meinte mit «ihn» den Gazastreifen. Er schloss nicht aus, zur Absicherung dieser Pläne im Zweifel auch US-Truppen dorthin zu schicken.

«Wenn es notwendig ist, werden wir das tun.»

Die zwei Millionen Palästinenser, die im arg gebeutelten Kriegsgebiet leben, sollen laut Trump – wie er vergangene Woche schon angeschnitten hat – künftig in anderen arabischen Staaten in der Region leben.

Denn Trump hat für Gaza andere Pläne, als den Wiederaufbau und die Wiederherstellung des durch den Krieg der Hamas mit Israel grossteils zerstörten Gebiets – eigene Pläne. Laut dem US-Präsidenten hat Gaza grosses Potenzial für Immobilieninvestitionen. Trump:

«Ich denke, das Potenzial des Gazastreifens ist unglaublich. Menschen aus aller Welt können künftig dort leben.»

Unter Verwendung seines üblichen überschwänglichen Vokabulars ergänzte er, dass das Ganze «einfach phänomenal» und «grossartig» werden könne – und auch «für die Palästinenser wunderbar».

Aus dem Gazastreifen könne so eine «Riviera des Nahen Ostens» werden.
epa11875651 US President Donald Trump speaks during a press conference with Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu (Not Pictured) in the East Room of the White House in Washington, DC, USA, 04 Febr ...
Will sich nehmen, was er will: Donald Trump schert sich nicht um internationale Gepflogenheiten.Bild: keystone

Man werde sich darum kümmern, «alle gefährlichen, nicht explodierten Bomben und andere Waffen auf dem Gelände zu beseitigen» und es «einebnen», um es dann wieder aufzubauen, führte Trump aus. Auf diese Weise sollten «eine unbegrenzte Anzahl von Arbeitsplätzen und Wohnraum für die Menschen in diesem Gebiet» geschaffen werden.

Auf eine Reporter-Frage antwortete Trump, dass er für die Palästinenser ein «schönes, frisches Stück Land» finden wolle. Sie hätten schliesslich in Gaza nur Schlechtes, Zerstörung und Tod, erlebt. Weshalb sie überhaupt zurückgehen wollten, fragte Trump rhetorisch. Eine Reporterin rief dazwischen:

«Es ist ihre Heimat, Sir.»

Trump ignorierte den Einwurf.

Trump bemühte sich, es so darzustellen, als sorge er sich allein um das Wohlbefinden der Palästinenser. Er beschreibt das Küstengebiet als schlicht unbewohnbar. Alles dort sei zerstört. «Es ist unsicher, es ist unhygienisch. Es ist kein Ort, an dem Menschen leben wollen.» Alles gleiche einem «Abrissgebiet», sagte er.

«Diese Gaza-Sache hat nie funktioniert.»

Der Gazastreifen sei nach gut 15 Monaten Krieg ein «elendes Loch». Trump bezeichnet die Pläne als Umsiedlung, aus anderer – palästinensischer – Perspektive dürfte aber die Bezeichnung «Vertreibung» wesentlich passender sein.

Das hält Netanjahu von dem Plan

Trumps Pläne waren offensichtlich mit Benjamin Netanjahu abgesprochen. Der israelische Premier begrüsst die US-Vision, wie er an der Medienkonferenz bekräftigte.

«Er sieht eine andere Zukunft für dieses Stück Land, das der Ursprung von so viel Terrorismus war», sagte Netanjahu bei dem gemeinsamen Auftritt mit Trump.

«Das ist etwas, das die Geschichte verändern könnte.»

Netanjahu schwärmte generell über Trumps Abkehr von «konventionellen Denkweisen» und dessen «frische Ideen».

Mit Trumps Plänen und der Aussage, dass Menschen aus aller Welt in Gaza leben könnten, spielt der US-Präsident der in Teilen rechtsextremen Regierung Israels in die Karten. Diese unterstützen die radikalen israelischen Siedler und wollen das gesamte Gebiet im Nahen Osten Israel einverleiben.

Für Netanjahu, der wegen der Kriegsführung im Gazastreifen international stark in die Kritik geriet, ist Trumps Rückkehr ein Segen. Der Republikaner empfing ihn als ersten ausländischen Gast seit seinem Amtsantritt. Eine solche Einladung direkt zu Beginn der Amtszeit ist eine starke Geste der Unterstützung für den rechten Ministerpräsidenten, der auf nationaler und internationaler Ebene in den vergangenen Monaten sehr in Bedrängnis geraten ist.

Während Trump Reporter-Fragen beantwortete und seine Perspektive rechtfertigte, sass oder stand Netanjahu jeweils neben dem US-Präsidenten. Stellenweise konnte er seine offensichtliche Begeisterung für die US-Pläne nicht verbergen und verfiel ob Trumps Aussagen in ein breites Grinsen.

Die Reaktionen aus Gaza

Weniger Begeisterung – und das ist eine krasse Untertreibung – riefen die US-Pläne in Gaza selber hervor.

Menschen in Gaza

Viele Menschen im Gazastreifen reagierten wütend auf Trumps Ansinnen, sie von dort zu vertreiben. Abdel Aziz Hana, ein Palästinenser aus Gaza, sagte: «15 Monate lang habe ich die Bombardierungen und Zerstörungen in Gaza-Stadt ertragen.» Er habe Dutzende Verwandte und geliebte Menschen verloren, weil sie den Gazastreifen nicht hätten verlassen dürfen, erzählte der 49-jährige Vater von sieben Kindern, der in einem Zelt neben den Trümmern seines Hauses lebt.

«Also wie kann so ein dummer Mann denken, dass wir unser Land verlassen werden?»

Ein anderer Einwohner namens Abu Mahmoud sagte, wenn Trump glaube, dass die Palästinenser ihr Land verliessen, dann habe er Wahnvorstellungen. «Sie müssen uns erst umbringen», sagte er, «weder unsere Füsse noch unsere Herzen werden Gaza verlassen, selbst wenn wir darin getötet werden». Die Wut dieser Männer war schon gross, bevor Trump seine Idee weitertrieb und Gaza öffentlich quasi als Badeort der Zukunft anpries. Nun dürfte sie noch wachsen.

Hamas

Die islamistische Hamas, die 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernommen hatte, warf Trump «Rassismus» vor und einen unverhohlenen Versuch, den Palästinensern ihre unveräusserlichen nationalen Rechte zu verweigern.

Die Reaktionen der (arabischen) Welt

Ägypten und Jordanien

Die Idee einer Zwangsumsiedlung der Palästinenser sorgte auch bereits vor der denkwürdigen Pressekonferenz für viel Empörung. Jordanien und Ägypten lehnten den Vorstoss ab, weil sie ihn als Ende der langen Bemühungen um einen Palästinenserstaat betrachten.

Zudem befürchten die Nachbarländer, dass die Palästinenser, wie nun von Trump konkret beabsichtigt, nie mehr nach Gaza zurückkehren würden und sie sich auf einen Schlag um Hunderttausende Menschen kümmern müssten. Auch befürchten die beiden Ländern im Falle einer solchen Blitz-Migration eine Destabilisierung im eigenen Land.

Saudi-Arabien

Auch Saudi-Arabien reagierte kritisch auf die Aussagen Trumps und Netanjahus. Das Land macht die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates weiterhin zur Voraussetzung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel. Ob es zur Gründung eines palästinensischen Staates kommen kann, wenn Gazas Einwohner ihre Heimat verlassen sollen, scheint fraglich.

Das saudische Königshaus strebe die Schaffung eines palästinensischen Staates in den Grenzen von 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt und das Ende der israelischen Besatzung an, hiess es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums in Riad.

Damit wies die saudi-arabische Regierung die jüngste Darstellung von US-Präsident Donald Trump zurück, der beim Treffen mit Netanjahu in Washington eine Journalisten-Frage mit den Worten beantwortet hatte, Saudi-Arabien verlange keinen palästinensischen Staat.

Trump und Netanjahu arbeiten nach eigener Darstellung an einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien. Eine solche Annäherung hatte sich schon im Sommer 2023 angebahnt. Beendet wurden die Bemühungen kurz darauf durch den Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, der den Gaza-Krieg mit Zehntausenden Toten und Verletzten auslöste.

Netanjahu und Trump bekräftigten an der Medienkonferenz nun erneut, dass sie einen Frieden Israels mit Saudi-Arabien für möglich halten – die jüngsten Pläne Trumps für Gaza dürften diesen nicht unbedingt vereinfachen.

Worum es Trump wirklich gehen könnte

Dass es Trump mit seiner Gaza-Vision nicht nur um das Wohlbefinden der Einwohner geht, ist für viele Beobachter offensichtlich.

CNN berichtete unter anderem über eine Äusserung von Trumps Schwiegersohne Jared Kushner, der das Küstengebiet des Gazastreifens vor einem Jahr als «sehr wertvoll» bezeichnete. Der Ehemann Ivanka Trumps schlug vor, palästinensische Zivilisten vorübergehend umzusiedeln, um dort «aufzuräumen».

Kushner war während Trumps erster Amtszeit dessen Nahost-Berater und knüpfte enge Bünde zu wichtigen Akteuren in der Region. Kritiker weisen darauf hin, dass Kushner, der in der Immobilienbranche tätig ist, wirtschaftliche Ambitionen im Nahen Osten hat – und zugleich weiter eine einflussreiche Stimme in Trumps Umfeld ist.

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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439 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ImmerMitderRuhe
05.02.2025 06:05registriert Februar 2023
Das Potenzial in Gaza ist unglaublich, sagt Trump und glaubt wohl, dass er dort Trump Towers bauen kann.
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In vino veritas
05.02.2025 05:37registriert August 2018
Ach ja, der Friedenspräsident Trump! Und die Israelis lässt man ja auch aus Prinzip freie Hand. Was unterscheidet die USA und Isral dann noch von Russland?
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HerbertBert
05.02.2025 06:21registriert Juni 2018
So viel zu "es geht um die Geiseln".

Annexion war von Anfang an das Ziel, so wie es in allen anderen Gebieten rundherum mit den Siedlern auch ist.
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