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Trump liess das weinende Baby nicht aus dem Saal werfen

Video zeigt nur halbe Wahrheit: Trump liess das weinende Baby NICHT aus dem Saal werfen

08.08.2016, 10:2208.08.2016, 11:00
Kian Ramezani
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Es war eine von mehreren negativen Geschichten, die Donald Trump wohl die schlechtesten zwei Wochen eines Präsidentschaftsbewerbers aller Zeiten bescherten: Der herzlose Egomane fühlte sich bei seiner Rede von einem weinenden Baby gestört und liess es kurzerhand aus dem Saal entfernen (auch watson berichtete über den Zwischenfall). Trumps O-Ton:

«You can get the baby out of here.»
Ashburn, Virginia (02.08.2016)

Und hier der Videobeweis:

Auf dem Video ist das weinende Baby deutlich zu hören. Nicht zu sehen ist allerdings ein entscheidendes Detail. Daniel Dale, ein Journalist der kanadischen Tageszeitung Toronto Star, sass in der Reihe unmittelbar hinter Mutter und Kind:

«Eine Minute später begann das Baby erneut zu weinen. Diesmal entschied die Mutter rasch, das Kind aus dem Saal zu nehmen. Trump schaute in unsere Richtung und schien mitzubekommen, dass sie den Ausgang ansteuerte.»
Daniel Dale

Darauf machte Trump jene Bemerkung, welche ihm die Medien so übel nehmen. Augenzeuge Dales Einschätzung:

«Ein Witz? Vielleicht. Eine taktlose, herzlose, eine-normale-Person-beschämende Bemerkung? Vielleicht. Trumps Ton ist unendlich schwer zu lesen. Aber in meinen Augen war es sicherlich kein Rauswurf – es war eine ungewöhnlich boshafte Billigung der selbständigen Entscheidung der Mutter, den Saal zu verlassen.»
Daniel Dale

Ein weiteres Detail, das in der Berichterstattung unterging:

«Mutter und Kind kehrten etwas später in den Saal zurück. Das Baby hatte einen Nuggi im Mund und war ruhig.»
Daniel Dale

Für jene, die Trump als kaltherzig und grausam betrachten, sei die Geschichte «unwiderstehlich», so Dale. Aber sie sei eben falsch. Die Faktencheck-Abteilung der Washington Post hat mit besagter Mutter korrespondiert. Sie bestätigt die Version des kanadischen Journalisten:

«Die Medien haben die Angelegenheit tatsächlich masslos übertrieben dargestellt. Ich möchte nicht, dass sie noch weiter aufgeblasen wird. Ich hoffe einzig, dass Trump bewusst ist, dass ich mit ihm einig bin, dass ich nie aus dem Saal geworfen wurde.»
Mutter (Name nicht veröffentlicht)

Sie habe den Saal aus freien Stücken verlassen, aus Rücksicht sowohl auf jene, die zuhörten, als auch auf Trump. Es sei völlig klar gewesen, dass er einen Witz machte. Sie habe es geschätzt, dass Trump mit seinem Humor eine normalerweise stressige Situation entschärft habe. Die «Washington Post» attestiert dem streitbaren Kandidaten, er sei in diesem Fall «unfair schlecht gemacht geworden».

Für Trump ist die Affäre Beweis, dass ihm die Medien ständig die Worte im Mund umdrehen:

In diesem einen Fall hat er recht.

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Skandalnudel Tila Tequila: «Ich bin ein Riesenfan von Donald Trump und du solltest es auch sein».
quelle: getty images south america / kevin winter
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luca Brasi
08.08.2016 11:07registriert November 2015
Hoppla! Ein Eingeständnis, dass die Medien im Falle Trumps aus Sensationsgründen auch einmal bewusst die Fakten verdrehen um Klicks zu generieren? Chapeau! Das ist ehrlicher Journalismus. Seit ich heute morgen John Oliver geschaut habe, habe ich vor dieser Art Journalismus noch ein Stückchen mehr Respekt.
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