Der Schauspieler Alec Baldwin feuerte am Donnerstag am Set eines Westerns eine Requisitenwaffe ab und tötete dabei die Kamerafrau des Films und verletzte den Regisseur.
Dieser tragische Vorfall lässt viele Fragen offen. Hier kommen die ersten Antworten auf eure offenen Fragen:
Der Sprecher des Santa Fe County Sheriff's Office, Juan Rios, sagte, dass die Umstände zurzeit untersucht würden. Weiter kontextualisierte er, dass sich der Vorfall auf der Bonanza Creek Ranch ereignet habe, und zwar mitten in einer Film-Szene, die entweder geprobt oder gedreht wurde. Rios erklärte, dass nun die Leute am Set befragt würden, damit der Unfallhergang rekonstruiert werden könne.
Das Büro des Sheriffs hat noch keine Anklage gegen irgendjemanden im Zusammenhang mit dem Vorfall erhoben.
Die 42-jährige Kamerafrau und Director of Photography (DoP), Halyna Hutchins, wurde durch Rios als Todesopfer bestätigt. Laut Rios wurde Hutchins nach dem Vorfall ins University of New Mexico Hospital in Albuquerque geflogen, wo sie später verstarb.
Hutchins' Website ist zu entnehmen, dass die Kulturschaffende ursprünglich aus der Ukraine stammt und auf einer sowjetischen Militärbasis am Polarkreis aufwuchs. Sie studierte Journalismus in der Ukraine und Film in Los Angeles.
Auf ihrem Instagram-Profil bezeichnete sie sich selbst als «rastlose Träumerin» und «Adrenalinjunkie». In diesem Monat postete sie mehrere Bilder vom Set von «Rust», darunter am Dienstag ein Video, das sie an ihrem freien Tag auf einem Pferd reitend zeigt.
Hutchins, die als DoP für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig gewesen sei, sei ein aufstrebendes Talent in der Branche gewesen, schrieb die «Los Angeles Times».
Der 48-jährige Regisseur Joel Souza wurde in das Christus St.Vincent Regional Medical Center in Santa Fe gebracht. Über den Zustand von Souza ist zurzeit nichts bekannt.
Die Produzenten des Films und der Mediensprecher des 63-jährigen Baldwin reagierten am Donnerstagabend auf keine Medienanfragen. Die Produktionsfirma des Films, «Rust Movie Productions LLC», teilte in einer offiziellen Erklärung mit:
Ein Fotograf der US-Zeitung «The New Mexican» fotografierte Baldwin auf dem Parkplatz des Santa Fe County Sheriff's Office – nach der Befragung durch die Polizei. Der britische Journalist Piers Morgan teilte die Bilder des aufgelösten Schauspielers auf Twitter.
Baldwin selbst schrieb am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter: «Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat – Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns», schrieb er.
1-
— AlecBaldwin(HABF) (@AlecBaldwin) October 22, 2021
There are no words to convey my shock and sadness regarding the tragic accident that took the life of Halyna Hutchins, a wife, mother and deeply admired colleague of ours. I'm fully cooperating with the police investigation to address how this tragedy occurred and
Und weiter: «Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten. Mein Herz zerbricht für ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten.»
2- I am in touch with her husband, offering my support to him and his family. My heart is broken for her husband, their son, and all who knew and loved Halyna.
— AlecBaldwin(HABF) (@AlecBaldwin) October 22, 2021
Der Waffensachverständige Lars Winkelsdorf, der auch Erfahrung im Filmgeschäft hat, äussert sich auf Twitter explizit in einem Thread zu dieser Frage. Er erklärt, dass Filmwaffen normalerweise echte Waffen sind, die umgebaut würden, damit sie mit Platzpatronen einsetzbar seien. Denn Platzpatronen haben einen tieferen Gasdruck als scharfe Munition. Würde man also aus einer Filmwaffe echte Munition abfeuern, würde die Waffe explodieren.
Die «Los Angeles Times» berichtete, üblicherweise sei ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgabe gehöre es auch, diese mit Platzpatronen zu laden und den Schauspielern und Regieassistenten den Umgang damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.
Einige watson-User vermuten, dass etwas im Lauf der Waffe hätte sein können, das «zum Geschoss» wurde – und die Opfer tödlich verletzte:
Waffenexperte Winkeldorf relativiert dies: Beim tödlichen Geschoss würde es sich eher nicht um einen Fremdkörper handeln, der von aussen in den Lauf gekommen sei. Denn ein solcher würde durch die Explosion einer Platzpatrone nur eine geringe Beschleunigung erreichen und lediglich aus dem Lauf «herausgeblasen» werden.
Allerdings sieht Winkeldorf die Möglichkeit, dass beim Umbau der Waffe Fehler passiert sind und die Gasdüse «zum Geschoss» geworden sein könnte:
auf dem Boden landen. Das Verletzungsrisiko wäre dabei eher gering.
— Lars Winkelsdorf (@winkelsdorf) October 22, 2021
Es spricht also viel dafür, dass sich durch Fehler beim Umbau der Filmwaffe hier bei diesem Fall die Gasdüse selbst löste und so zum Geschoss wurde, das durch den Lauf relativ gasdicht beschleunigt wurde. 7/x
«Pernicious»-Regisseur James Cullen Bressack sagte: «Ich werde nie wieder etwas anderes als Softair- und Gummigeschosse an meinen Sets verwenden. Das hätte niemals passieren dürfen.»
«Wir versuchen gerade festzustellen, wie und welche Art von Projektil in der Schusswaffe verwendet wurde», sagte Rios vom Sheriff's Office über die Ermittlung.
Der Film «Rust» handelt von einem 13-jährigen Jungen, der mit seinem Grossvater auf der Flucht ist, nachdem ein örtlicher Rancher versehentlich ermordet wurde.
Die Dreharbeiten, die in diesem und im nächsten Monat hätten stattfinden sollen, wurden «auf unbestimmte Zeit unterbrochen», wie die Produktionsfirma mitteilte.
Ja, gibt es. Viele User fühlen sich an den Tod von Brandon Lee erinnert:
1993 wurde der Schauspieler Brandon Lee, der Sohn von Bruce Lee, auf einem Filmset von «The Crow – Die Krähe» erschossen. Er wurde von einem Fragment einer Pistolenkugelattrappe getroffen, die sich im Lauf verklemmt hatte. Aufgrund von Zeitdruck wurden damals in einigen Schussszenen keine Platzpatronen verwendet, sondern echte Patronen, denen man lediglich das Schiesspulver entfernt hatte – die Zündkapsel allerdings nicht.
Und 1984 schoss sich der Schauspieler Jon-Erik Hexum versehentlich in den Kopf, als er in einer Fernsehszene vorgab, russisches Roulette zu spielen.
Mit Material der sda