International
USA

Yogalehrerin Kaitlin Armstrong ermordet Profi-Radfahrerin

Yogalehrerin tötet ihre Konkurrentin und wird trotz neuem Gesicht geschnappt

30.01.2024, 19:0630.01.2024, 19:23
Marlen Seeholzer
Mehr «International»

Im Mai 2022 wird Profi-Radfahrerin Moriah Wilson ermordet. Die Hauptverdächtige ist eine Yogalehrerin, die nach der Tat spurlos verschwindet: Kaitlin Armstrong. Eine heisse Spur führt zwei US-Marshals bis nach Costa Rica, jedoch ist es schwerer als gedacht, Armstrong zu finden.

Jetzt haben die US-Marshals Damien Fernandez und Emir Perez in einem Interview mit «48 Hours» ausgepackt, wie sie der Flüchtigen auf die Schliche kamen. Die Geschichte ist kurios:

Die Nadel im Heuhaufen

Man glaubt es kaum, in Costa Rica gibt es scheinbar eine Stadt, wo laut den zwei US-Marshals alle Frauen gleich aussehen, wie ihre Verdächtige. Genau an diesem Ort soll sich Armstrong gemäss einem Tipp aufgehalten haben.

Kaitlin Armstrong auf der Flucht am Newark Airport
https://www.youtube.com/watch?v=PTn5sqtypU8
Armstrong am Newark Airport.Bild: Screenshot YouTube

Security-Kameras zeigen sie am Newark Airport, von wo sie mit dem Pass ihrer Schwester die USA verlassen haben soll. Einen Monat nach Armstrongs Verschwinden bekommen die stellvertretenden US-Marshals Damien Fernandez und Emir Perez einen heissen Tipp, dass sich Armstrong in Santa Teresa verstecke. In einem Interview mit «48 Hours» erklären die beiden US-Marshals, dass es unheimlich schwer gewesen sei, Armstrong zu finden, denn im kleinen Ort Santa Teresa befänden sich viele Touristinnen, die Armstrong ähnlich sähen.

«Ich glaube, man hat uns von Anfang an gesagt ... du wirst überrascht sein, denn viele Frauen in Santa Teresa sehen aus wie Kaitlin – sehr viele.»

Was die beiden Marshals zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, war, dass sich die ehemalige Yogalehrerin mehreren Schönheitsoperationen unterzogen und ihren Namen mehrmals gewechselt hatte, was die Suche zusätzlich erschwerte. Sie schickten sogar eine Mitarbeiterin an Yogakurse in Santa Teresa, in der Hoffnung auf Armstrong zu stossen, jedoch ohne Erfolg.

Kaitlin Armstrong
Selfie von Armstrong mit operierter Nase.Bild: texas western district court

Als die US-Marshals kurz vor dem Aufgeben waren, entschieden sie sich für eine letzte Strategie: Sie posteten eine Stellenausschreibung für eine Yogalehrerin auf einer lokalen Facebook-Seite – Armstrong biss an.

Als Perrez am abgemachten Treffpunkt erscheint, erkennt er die Flüchtige trotz ihrer Schönheits-OPs. Perrez sagte gegenüber «48 Hours»:

«Ich bemerkte, dass sie einen Verband auf der Nase hatte und möglicherweise ihre Lippen geschwollen waren. Und ich sah ihre Augen ... Die Augen sind genau die gleichen, die ich auf dem Bild gesehen habe. Und das ist sie zu 100 Prozent.»

Erneuter Fluchtversuch

Armstrong wurde von der lokalen Polizei verhaftet und zurück in die USA überführt. Während sie auf den Prozess wartete, versuchte die Angeklagte erneut zu fliehen. «48 Hours» berichtet, dass Armstrong von Beamten zu einem Arzttermin begleitet worden sei, als sie erneut entwischte.

Weit kam sie jedoch nicht, wenige Minuten darauf wurde sie wieder gefasst. Weshalb ein Arzttermin überhaupt nötig gewesen war, ist unbekannt.

Emotionen bei der Verhandlung

Der Mordprozess im November 2023 liess die Trauer über die Tat wieder aufleben. Vor allem Wilsons Mutter zeigte sich bestürzt. Die 35-jährige Yogalehrerin wurde zu 90 Jahren Haft verurteilt, die sie im Staatsgefängnis Lucille Plane in Dayton absitzt.

«Ich hasse es, was du meiner wunderbaren Tochter angetan hast. Diese Gewalttat vom 11. Mai war sehr selbstsüchtig und feige. Es war feige, weil du dich nie entschieden hast, ihr von Frau zu Frau in einem zivilen Gespräch gegenüberzutreten. Sie hätte dir zugehört. Sie war eine grossartige Zuhörerin. Sie hätte sich um deine Gefühle gekümmert.»
Parents of Anna Moriah Wilson, Karen Wilson and Eric Wilson, embrace Caitlin Cash, friend of Anna "Mo" Wilson, following the sentencing portion of Kaitlin Armstrong's murder trial at th ...
Moriah Wilsons Eltern mit einer Freundin bei Gericht.Bild: keystone

Doch weshalb kam es überhaupt zu dieser Tat?

Liebesbeziehung und Eifersucht

Das Opfer, Moriah Wilson, habe laut «48 Hours» Armstrongs Partner Colin Strickland gedatet, während die beiden kurzzeitig getrennt waren. Strickland, 35, ist ebenfalls professioneller Radfahrer.

Die romantische Beziehung zwischen ihm und Wilson sei jedoch nur von kurzer Dauer gewesen, schreibt der Profi-Radfahrer in einem Social-Media-Post. Trotzdem haben die beiden den Kontakt aufrechterhalten, dazu habe Strickland Wilson unter einem falschen Namen eingespeichert gehabt.

Am 10. Mai 2022, nur eine Woche vor ihrem 26. Geburtstag, traf Wilson in Austin, Texas, ein, um sich auf das Gravel Locos-Radrennen vorzubereiten – ein Rennen, bei dem sie als Favoritin galt. Wilson und Strickland, der mit Armstrong in Austin wohnte, trafen sich zum Schwimmen und Essen, danach brachte sie Strickland zum Haus einer ihrer Freundinnen, wo sie logierte. Strickland belog seine Freundin bezüglich seines Aufenthaltsorts.

Am selben Abend wurde Wilson im Haus ihrer Freundin getötet. Schnell fiel der Verdacht auf Stricklands Freundin Kaitlin Armstrong. Im Verhör verweigerte diese eine Aussage, dennoch deuteten mehrere Hinweise klar auf sie. Noch bevor der Haftbefehl gesprochen wurde, verschwand Kaitlin Armstrong. Die 43-tägige Fahndung begann. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet Armstrongs Mord an Wilson als einen Akt extremer Eifersucht, schreibt «The Guardian».

Die Karriere muss leiden

Strickland hat durch das Verbrechen seiner Freundin Konsequenzen zu tragen. Seit der Verdächtigung seiner Geschäftspartnerin und Freundin Kaitlin Armstrong stand Strickland permanent in den Schlagzeilen. Laut «Velo Outside» habe der Profirennfahrer Sponsoringvertäge mit diversen Firmen, unter anderem RedBull. Durch den Mord sei sein Image stark in Mitleidenschaft gezogen, weshalb seine Sponsoren nach und nach abgesprungen seien und sich von ihm distanziert hätten.

Colin Stickland
Colin Strickland 2015 auf dem Rad.Bild: Shutterstock
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Coffeetime ☕
31.01.2024 08:42registriert Dezember 2018
Warum ist sie nicht auf ihren Ex los? Der hat doch nicht korrekt gehandelt...
213
Melden
Zum Kommentar
15
Kiew wirft Russland Kriegsverbrechen im Gebiet Charkiw vor
Die aktuellsten News zum Ukraine-Krieg im Liveticker.
Zur Story