Das philippinisch-italienische Model Ambra Battilana Gutierrez meldet der New Yorker Polizei im März 2015, Harvey Weinstein habe sie an den Brüsten betatscht und seine Hand unter ihren Rock geschoben. Zu einem zweiten Treffen mit dem Filmproduzenten erscheint Gutierrez am Folgetag mit einem versteckten Mikrofon.
Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie sich Weinstein beim Model entschuldigt, seine Taten aber auch als bedeutungslos abtut. Trotz der Aufnahmen lehnt die Staatsanwaltschaft in Manhattan die Verfolgung des einflussreichen Mannes ab.
Gegenüber dem US-Magazin «Variety» erzählt Schauspielerin Ashley Judd, sie sei 1997 während der Dreharbeiten des Films «Kiss the Girls» von einem Vorgesetzten sexuell belästigt worden. Erst später nennt sie Weinstein in diesem Zusammenhang beim Namen. Er habe sie in sein Hotelzimmer eingeladen und versucht, sie dazu zu bringen, ihm beim Duschen zuzusehen.
«Harvey Weinstein hat jahrzehntelang Ankläger wegen sexueller Belästigung bestochen», titelt die «New York Times» in einem Enthüllungsbericht. Darin wird festgehalten, dass Weinstein mindestens acht Vergleiche mit Frauen geschlossen habe, die ihm sexuelles Fehlverhalten vorwarfen.
Das Magazin «The New Yorker» veröffentlicht einen weiteren Enthüllungsbericht über Harvey Weinstein. Darin wird sein Fehlverhalten gegenüber mehreren Frauen, unter ihnen die Schauspielerinnen Rosanna Arquette, Mira Sorvino und Asia Argento, beschrieben.
Kurze Zeit später beschuldigen auch Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie in einem «New York Times»-Artikel Weinstein des sexuellen Fehlverhaltens. Daraufhin sprechen sich unter anderem George Clooney, Kate Winslet, Jennifer Lawrence, Ben Affleck und Hillary Clinton gegen den Filmproduzenten aus. Insgesamt 85 Frauen beschuldigen Weinstein noch bis Ende Monat verschiedener Straftaten – von sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigung.
Als Reaktion auf die Anschuldigungen gegen Harvey Weinstein fordert Schauspielerin Alyssa Milano ihre Follower auf Twitter dazu auf, sich mit den Worten «Me too» zu melden, wenn sie ebenfalls sexuell belästigt oder vergewaltigt wurden. In wenigen Stunden meldeten sich über 25’000 Personen auf den Tweet. Es war der Beginn einer weltweiten Bewegung.
If you’ve been sexually harassed or assaulted write ‘me too’ as a reply to this tweet. pic.twitter.com/k2oeCiUf9n
— Alyssa Milano (@Alyssa_Milano) October 15, 2017
Schauspielerin Jessica Mann beschuldigt Weinstein, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. Ausserdem sagt Marketing-Managerin Lucia Evans aus, er habe sie 2004 in seinem Büro zum Oralsex gezwungen. Der Filmproduzent wird wegen Vergewaltigung und krimineller sexueller Handlungen angeklagt. Daraufhin wird er verhaftet. Am 5. Juni plädiert der Filmmogul auf nicht schuldig.
Dank eines Kniffs des Staatsanwalts dürfen drei weitere angebliche Opfer Weinsteins als Zeuginnen im New Yorker Fall aussagen. Dieser Schritt sollte dem Staatsanwalt noch zum Verhängnis werden.Die Geschworenen befinden den Produzenten der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung für schuldig. In drei anderen Anklagepunkten wird er freigesprochen. Am 11. März wird Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt.
In Los Angeles wird Weinstein wegen Vergewaltigung und sexuellen Übergriffs im Jahr 2013 schuldig gesprochen. Im Februar 2023 wird er deshalb zu 16 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe soll beginnen, sobald er die 23 Jahre in New York abgesessen hat.
New Yorks höchstes Gericht hebt das Urteil und somit die 23-jährige Haftstrafe gegen Weinstein wegen Verfahrensfehlern auf.