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Sean Diddy Combs muss vier Jahre und zwei Monate ins Gefängnis

Sean «Diddy» Combs muss über 4 Jahre ins Gefängnis – so begründet der Richter das Urteil

03.10.2025, 22:5104.10.2025, 07:45

Der US-Rapper Sean Combs ist in Zusammenhang mit Prostitution zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Das verkündete Richter Arun Subramanian in New York. Zudem verhängte der Richter nach übereinstimmenden US-Medienberichten die höchstmögliche Geldstrafe in Höhe von einer halben Million US-Dollar (knapp 400'000 Franken).

Combs habe schwerwiegende Straftaten begangen und zwei Frauen bleibend geschädigt, führte der Richter aus. Sexualdelikte müssten mit einer entsprechend hohen Strafe belegt werden, um Opfern und Tätern gleichermassen die Botschaft zu vermitteln, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Verteidigung verlangte höchstens 14 Monate

Im Vorfeld hatte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von elf Jahren und drei Monaten für den 55-jährigen Rapper anvisiert, während die Verteidigung eine Höchststrafe von 14 Monaten gefordert hatte. Diese hätte Combs, der seit rund einem Jahr in einem Gefängnis im New Yorker Stadtteil Brooklyn einsitzt, bereits grösstenteils verbüsst.

Der Richter wandte sich nach Verkündung des Strafmasses direkt an Combs, dass sich der Rapper nun wohl an einem «dunklen Ort» befinde, aber mit der Hilfe von Familie und Freunden dies überstehen werde. Es gäbe «Licht am Ende des Tunnels», sagte Subramanian.

Diddy zeigt Reue – seine Kinder sagen zu seinen Gunsten aus

Kurz vor der Verkündung des Strafmasses hatte Combs das Wort ergriffen. In einer emotionalen Ansprache bat er den Richter um Gnade. Er wollte sich erneut bei seiner Ex-Freundin Cassie Ventura für zugefügtes Leid entschuldigen. Er entschuldigte sich auch bei seiner Mutter und seinen Kindern. Sein früheres Verhalten sei widerlich, beschämend und krank gewesen, sagte Combs. Er habe unter Einfluss von Drogen völlig die Kontrolle verloren.

epa12428882 Daughters of US rapper and record executive Sean 'Diddy' Combs exit federal court after the sentencing of their father in New York, New York, USA, 03 October 2025. Combs was foun ...
Sean Combs Kinder waren ebenfalls bei der Urteilsverkündung.Bild: keystone

Zuvor machten Staatsanwaltschaft und Verteidigung in einer mehrstündigen Anhörung noch einmal ihre Argumentation deutlich. Zudem sprachen sich sechs seiner Kinder für den Rapper aus. Ihr Vater sei «völlig verändert», sagten sie unter anderem vor Gericht – und rührten den Musiker damit zu Tränen. Auch zahlreiche weitere Familienmitglieder von Combs, darunter seine Mutter, zeigten sich im Saal.

Diddy wandte sich mit Brief an Richter

Bereits seit Mittwochabend gab es eine Schlange, um in den Gerichtssaal hineinzukommen. Einige Fans von Combs hatten vor dem Gericht im Süden Manhattans übernachtet, um einen Blick auf ihn werfen zu können.

Wenige Stunden vor der Verkündung des Strafmasses hatte Combs den zuständigen Richter in einem emotionalen Brief noch um eine «zweite Chance» gebeten. «Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber ich renne nicht mehr vor ihnen davon», schrieb er. «Das Leid, das ich verursacht habe, tut mir so leid.»

Der Fall Sean «Diddy» Combs

Combs – der im Laufe seiner Karriere unter anderem die Pseudonyme «Puff Daddy», «P. Diddy» und «Diddy» nutzte – war vor etwa einem Jahr wegen Vorwürfen von Sexualstraftaten in New York festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen.

In dem Verfahren hatten Cassie Ventura und eine weitere Ex-Freundin unter dem Pseudonym Jane über jahrelange sexuelle und körperliche Misshandlungen durch Combs berichtet. In dem aufsehenerregenden Prozess sprachen Geschworene den 55-Jährigen Anfang Juli teilweise schuldig. Sie befanden ihn aber nur im Zusammenhang mit Prostitution schuldig – dem am wenigsten schwerwiegenden Anklagepunkt.

Berüchtigte Sex-Veranstaltungen

Combs hatte immer wieder teils tagelange Sex-Veranstaltungen mit Drogen in Hotels organisiert und dafür bezahlte Teilnehmer auch aus anderen Bundesstaaten anreisen lassen. Das sei nach dem sogenannten «Mann Act»-Gesetz strafbar, hatte die Staatsanwaltschaft angeführt.

Zu den Anklagepunkten der Verschwörung zur organisierten Kriminalität und des Menschenhandels entschieden die Geschworenen auf unschuldig. Wäre der Rapper in allen Punkten für schuldig befunden worden, hätte ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht.

Der 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Combs, der mit Hits wie «I'll Be Missing You» und «Bad Boy For Life» in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rappern der Welt gehörte, hatte immer alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Der Musiker, der dreimal verheiratet war und sieben Kinder hat, nahm die Urteilsverkündung im Beisein zahlreicher Familienmitglieder emotional entgegen.

Intime Sex-Details öffentlich ausgebreitet

Wegen zahlreicher schlüpfriger Aspekte war der Prozess auch ein Clickbait- und Boulevard-Fest. Millionen Amerikaner und Menschen weltweit verfolgten den Prozess in den Medien, die intimen und auch verstörenden Details zu dem Fall wurden Teil des täglichen Klatsches und Tratsches vieler Leute.

Das Verfahren weckte Erinnerungen an ähnliche Prozesse wegen Sexualstraftaten gegen Ex-Superstars in den vergangenen Jahren - unter anderem gegen den Musiker R. Kelly, den Comedian Bill Cosby oder den Produzenten Harvey Weinstein. Die Vorwürfe gegen Weinstein hatten die weltweite MeToo-Bewegung angestossen, die allerdings inzwischen schon wieder viel Gegenwind bekommen hat.

Zahlreiche weitere Anschuldigungen gegen Combs

Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen Combs. So vertritt unter anderem eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen den Rapper.

Immer wieder hatte es auch Spekulationen über eine mögliche Begnadigung von Combs durch US-Präsident Donald Trump gegeben. Das Anwaltsteam von Combs hatte Kontakte mit dem Weissen Haus bestätigt, Trump selbst hatte sich dazu allerdings immer wieder nur sehr vage geäussert. (sda/dpa)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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NeunterMonat
03.10.2025 22:53registriert März 2025
Will jetzt nicht die Justiz hinterfragen, finde ich aber etwas wenig...
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Darkside
04.10.2025 00:23registriert April 2014
Und da seine Anwälte schon vor dem Urteil heftig bei Dozy Don um eine Begnadigung gebettelt haben, und dieser ja bekanntlich null Probleme damit hat, Kriminelle zu begnadigen, wird er wohl nicht mal diese Ministrafe absitzen müssen.
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Pummelfee
04.10.2025 08:47registriert Mai 2020
Vier Jahre dafür, dass er etliche Leben zerstört hat, ist einfach armselig, wenn man bedenkt, dass 20 Jahre möglich gewesen wären. Hat Donnie da irgendwie nachgeholfen und wird ihn jetzt gar begnadigen? Wundern würde mich das absolut nicht!
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