Nach einer nicht bindenden Volksabstimmung hat der autoritäre venezolanische Präsident Nicolás Maduro den Anspruch seines Landes auf einen Teil des Nachbarstaats Guyana unterstrichen. Es solle ein venezolanischer Bundesstaat Guayana Esequiba geschaffen und Ölförderlizenzen nach venezolanischem Recht für die Region vergeben werden, teilte der Staatschef nach einem Fernsehbericht am Dienstag bei einer Regierungssitzung mit. Zudem zeigte er eine neue Landkarte für die Schulen des südamerikanischen Landes, auf der der umstrittene Teil des Nachbarlandes Guyana als 24. venezolanischer Bundesstaat ausgewiesen ist.
Am Wochenende hatte ein grosser Teil der Bevölkerung Venezuelas nach Angaben der autoritären Regierung bei einer Volksabstimmung den Anspruch des Landes auf die rohstoffreiche Region Essequibo im Nachbarstaat Guyana unterstützt. Guyanas Regierung bezeichnete das Referendum als Bedrohung seiner Sicherheit und des Friedens. Das rund 160'000 Quadratkilometer grosse Gebiet Essequibo macht etwa zwei Drittel von Guyanas Territorium aus.
Die derzeitigen Grenzen des Gebiets wurden 1899 in einem Schiedsspruch eines Tribunals in Paris festgelegt, den die USA und Grossbritannien veranlasst hatten. Venezuela beruft sich auf ein Abkommen mit dem Vereinigten Königreich von 1966 – wenige Monate, bevor die damalige Kolonie Britisch-Guayana unabhängig wurde. Dieses sah eine Verhandlungslösung des Disputs vor. Der Grenzkonflikt verschärfte sich, als 2015 vor der Atlantikküste Essequibos grosse Ölvorräte gefunden wurden. Guyana, eines der ärmsten Länder Südamerikas, erteilte dem US-Ölkonzern Exxon Mobil Förderlizenzen. (rbu/sda/dpa)