Mehr als zwei Jahre nach dem Mord am haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse ist ein lange gesuchter Verdächtiger festgenommen worden. Der frühere Mitarbeiter des Justizministeriums wurde am Donnerstag in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince gefasst, wie die Polizei in sozialen Medien mitteilte. Ihm würden in erster Linie Mord, versuchter Mord und bewaffneter Raub vorgeworfen.
Moïse war in der Nacht zum 7. Juli 2021 in seiner Residenz mit zwölf Schüssen getötet worden. Seine Ehefrau überlebte verletzt. Nach Angaben der US-Justiz führten rund 20 kolumbianische Söldner im Auftrag mehrerer Hintermänner die Tat aus. Der Plan soll ursprünglich gelautet haben, Moïse zu entführen und durch eine ehemalige Richterin am Obersten Gerichtshof zu ersetzen.
In Haiti gab es Dutzende Festnahmen, bislang jedoch keine Anklagen. Im US-Bundesstaat Florida hingegen, wo das Attentat zum Teil geplant worden sein soll, wurde ein haitianisch-chilenischer Geschäftsmann im Juni unter anderem wegen Verschwörung zum Mord zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Kolumbianer und ein früherer haitianischer Senator bekannten sich schuldig, an der Planung beteiligt gewesen zu sein.
Kurz nach dem Mord übernahm Interimspremierminister Ariel Henry in Haiti die Regierungsgeschäfte. Wahlen hat es seitdem wegen der schlechten Sicherheitslage nicht gegeben – das Land leidet unter der Gewalt von Banden, die den Grossteil von Port-au-Prince kontrollieren. Der UN-Sicherheitsrat genehmigte Anfang dieses Monats auf Bitten von Henrys Regierung einen internationalen Polizeieinsatz.
Nach Angaben von Ermittlern in Haiti soll Henry wenige Stunden nach dem Attentat mit dem nun festgenommenen Ex-Funktionär telefoniert haben. Henry gab an, sich daran nicht zu erinnern. Als Staatsanwalt Bed-Ford Claude im September eine Anklage gegen ihn wegen mutmasslicher Verwicklung in den Mord vorbereitete, entliess Henry sowohl Claude als auch Justizminister Rockfeller Vincent. (rbu/sda/dpa)