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WEF-Bericht: Diese Krisen könnten in den nächsten Jahren auf uns zukommen

WEF warnt: Diese Krisen könnten in den kommenden Jahren auf uns zukommen

14.01.2023, 12:34
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Corona-Pandemie, Kriege und Inflation – in den vergangenen Jahren spitzten sich gleich mehrere Krisen global zu und machten so der Weltbevölkerung zu schaffen. Um auf solche Probleme schnell reagieren zu können, ist gute Vorarbeit wichtig – so hilft es, einen Blick in die Zukunft zu wagen und versuchen, zu erkennen, welche Krisen der Menschheit in den kommenden Jahren drohen könnten.

Genau dieser Ausblick gehört zu den Aufgaben des World Economic Forum (WEF) in Davos. Jährlich werden rund tausend Expertinnen und Experten zu diesem Thema befragt, aus den Resultaten wird der sogenannte «Global Risk Report» erstellt. In diesem sollen kurz- und langfristig mögliche Krisen frühzeitig erkannt werden. Der Bericht wird jeweils kurz vor dem jährlichen Treffen (dieses Jahr vom 16. bis 20. Januar) veröffentlicht. Ziel ist es, beim Gipfeltreffen zu Diskussionen und Lösungsvorschlägen anzuregen.

Am Mittwoch hat das WEF nun den «Global Risk Report» dieses Jahres veröffentlicht. Kurzfristig machen Trends aus verschiedensten Bereichen Sorge, langfristig steht vor allem ein Problem im Fokus: die Klimakrise. Eine Übersicht.

Umwelt

Das WEF erwartet, dass der Klimawandel in den nächsten zwei Jahren zu einem noch grösseren Problem wird. Vor allem Naturkatastrophen und extreme Wetterbedingungen werden im Bericht als realistisch und bedrohlich eingeschätzt.

Two people cross the road as wind and rain pummel the area Friday, Sept. 9, 2022, in Julian, Calif. A tropical storm nearing Southern California has brought fierce mountain winds, high humidity, rain  ...
Starkregen in Kalifornien – das WEF erwartet, dass es künftig häufiger extreme Wetterverhältnisse geben wird.Bild: keystone

Noch kritischer sind die Aussichten langfristig: Die vier Probleme, die als besonders bedrohlich eingeschätzt werden, haben alle mit dem Klima zu tun. Denn die Ausgangslage ist, so das WEF, klar: «Es sind die Risiken, auf die wir am wenigsten vorbereitet sind.» Zu gross sei der Unterschied zwischen dem, was für Netto-Null gemacht werden müsse, und dem, was auf politischer Ebene tatsächlich machbar scheint.

So malt das WEF ein pessimistisches Bild: Eines, in dem keine Fortschritte, sondern gar Rückschritte zu erwarten sind. «Der wachsende Bedarf an Ressourcen wird die Geschwindigkeit und den Umfang der Bemühungen in den nächsten zwei Jahren verringern», erwarten die Autorinnen und Autoren des Berichts. Zudem fehle die Unterstützung für Länder, welche zunehmend von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

Gesellschaft

Kurzfristig sieht das WEF vor allem ein gesellschaftliches Problem als grosses Risiko: die Krise der Lebenshaltungskosten. In dieser soll sich die Weltbevölkerung bereits jetzt befinden, der Höhepunkt stehe allerdings erst noch bevor. Zudem sehen viele Experten auch den zunehmend auseinanderfallenden sozialen Zusammenhalt als Gefahr. Gemeint sind damit vor allem Länder mit einer starken Polarisierung der politischen Kultur.

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Die Krise der Lebenshaltungskosten trifft vor allem Arme.Bild: keystone

Auch die unfreiwillige Massenmigration bereitet den Expertinnen und Experten Sorgen – kurzfristig, aber vor allem auch langfristig. Bei dieser wird erwartet, dass sie durch andere Probleme wie Klimawandel oder Kriege zusätzlich verstärkt wird.

Geopolitik

Geopolitisch sieht das WEF vor allem ein Problem: geoökonomische Konfrontationen wie etwa Handelskriege. So gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass sowohl kurz- als auch langfristig wirtschaftliche Interessen der Hauptgrund für zwischenstaatliche Konfrontationen sein werden.

Es wird erwartet, dass sich die Probleme im Laufe der Zeit verschärfen könnten: «Der jüngste Anstieg der Militärausgaben und die Verbreitung neuer Technologien für ein breiteres Spektrum von Akteuren könnten jedoch ein globales Wettrüsten bei neuen Technologien auslösen», heisst es im Bericht. Daraus könnten neue Waffen entstehen, die möglicherweise noch zerstörerischer sind. Umso wichtiger sei es, dass sich transnationale Rüstungskontrollmechanismen anpassen, um Eskalationen zu verhindern.

Technologie

Im technologischen Bereich sehen die befragten Expertinnen und Experten einige Chancen für Verbesserungen. So wird erwartet, dass unter anderen bei Künstlichen Intelligenzen, Quantencomputer oder Biotechnologie technologische Fortschritte erzielt werden können. Länder, welche sich solche Technologien leisten können, werden einige Krisen so wohl besser angehen können, heisst es im Bericht. Profitieren könnten etwa die Bewältigung neuer Gesundheitsbedrohungen, die Ernährungssicherheit sowie der Klimaschutz.

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Cyberkriminalität wird sowohl kurz- als auch langfristig als Problem gesehen.Bild: shutterstock

Doch auch die technologische Entwicklung birgt Gefahren, vor allem im Ländern, wo man sich die neusten Entwicklungen nicht leisten kann. Das WEF warnt unter anderem von einer Ausweitung von Fehlinformationen. Als besonders grosses Risiko gilt aber die Cyberkriminalität und -unsicherheit. So erwarten die Expertinnen und Experten zunehmend Angriffe auf wichtige Ressourcen und Dienste wie Wasser, Transport und öffentliche Sicherheit.

(dab)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Marc Hubertus
14.01.2023 14:35registriert Januar 2022
Aha, WEF warnt for kommenden Kriesen und wer ist verantwortlich für diese!?
Sind es nicht gerade die meisten WEF Teilnehmer und Teilnehmerinnen?
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P.Rediger
14.01.2023 14:58registriert März 2018
Vor der Klimakrise warnen und dann mit dem Privatjet anreisen. Genau mein Humor.
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