«Die Ära der engen Beziehungen zu den USA ist vorbei», sagte Mark Carney am Donnerstag in Ottawa vor den Medien. Trumps Verhalten habe dazu geführt, dass die USA heute kein verlässlicher Partner mehr sei, sagte der neue Premierminister und betonte:
Dies völlig «unabhängig von zukünftigen Handelsabkommen». Carney sagte: «Die alten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, die auf einer vertieften Integration unserer Volkswirtschaften und einer engen sicherheitspolitischen und militärischen Zusammenarbeit beruhten, sind vorbei.»
Trump hatte am Mittwoch eine seiner vielen Drohungen wahrgemacht und angekündigt, dass er ab dem 3. April Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autos und Autoteile, die in die USA geliefert werden, erheben werde. Die Zölle dürften nach Einschätzung von Experten weltweit die Produktion drosseln, die Preise in die Höhe treiben und den ohnehin drohenden weltweiten Handelskrieg weiter anheizen.
Premierminister Carney wiederholte in Ottawa, die Zölle seien «ungerechtfertigt» und sagte, sie verstiessen gegen bestehende Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern.
Carney ist nicht das einzige Staatsoberhaupt, das deutliche Worte gegen Trumps Zölle fand. «Die Entscheidung von US-Präsident Trump ist falsch», sagte zum Beispiel Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Erklärung. «Die USA haben einen Weg gewählt, an dessen Ende nur Verlierer stehen, denn Zölle und Isolation schaden dem Wohlstand, und zwar allen.»
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, bezeichnete den Schritt als «schlecht für die Unternehmen und noch schlechter für die Verbraucher», denn: «Zölle sind Steuern». Die EU werde weiterhin nach Verhandlungslösungen suchen und gleichzeitig ihre wirtschaftlichen Interessen schützen.
Und Polens Premierminister Donald Tusk meinte, Europa werde sich den USA mit gesundem Menschenverstand nähern – aber «nicht auf Knien». Gute transatlantische Beziehungen seien «eine strategische Angelegenheit» und müssten mehr als nur einen Premierminister und einen Präsidenten überleben, sagte er.
Trotz der vielerorts deutlichen Worte – bislang stellte keiner sich so entschieden gegen Trumps neue Regierung wie Kanada. So auch dieses Mal: Als Reaktion auf die neusten Zölle kündigten verschiedene Politiker deutliche Vergeltungsmassnahmen an. Premierminister Carney selbst sagte, er werde am Freitag mit den Premierministern der Provinzen und Wirtschaftsführern sprechen, um eine koordinierte Reaktion zu erörtern, wobei Vergeltungsmassnahmen in der nächsten Woche erwartet werden.
Einer dieser Premierminister, derjenige der kanadischen Provinz Ontario, erklärte selbst schon mit drastischen Worten:
Eine Möglichkeit für Kanada ist die Erhebung von Steuern auf US-Exporte von Öl, Kaliumkarbonat (Pottasche) und andere Rohstoffe. «Nichts ist vom Tisch, um unsere Arbeiter und unser Land zu verteidigen», so der Premierminister.
Zwar kündigte Carney gleichzeitig ein Gespräch mit Trump in den kommenden Tagen an. Er werde mit der US-Regierung aber keine Verhandlungen über Handelsfragen führen, solange der Präsident keinen «Respekt» gegenüber seinem Land zeige.
Der kanadische Präsident scheint mit seinen Worten einem Grossteil seiner Bürgerinnen und Bürger aus der Seele zu sprechen. So fühlen sich viele zunehmend unwohl, wenn sie die Grenze in die USA überschreiten – nicht zuletzt aufgrund vieler Meldungen von Touristinnen und Touristen, die von der Grenzschutzbehörde über mehrere Tage unter fragwürdigen Bedingungen festgehalten wurden.
Die Tendenz, auf einen USA-Trip verzichten zu wollen, schlägt sich denn auch deutlich in den Reisebuchungen nieder. Wie neuste Zahlen zeigen, sind die Passagierbuchungen für die kommenden Monate auf den Strecken zwischen Kanada und den USA derzeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 70 Prozent zurückgegangen.
Wie der britische «Guardian» meldet, sei ein Rückgang des Reiseverkehrs zwischen Kanada und den USA zwar erwartet worden. Der beträchtliche Buchungsrückgang von 70 Prozent könne aber drastische Änderungen für Fluggesellschaften wie Air Canada erfordern, die das grösste Netz von Grenzübergängen zwischen den Nachbarländern unterhält. (lak)
Jetzt ducken sich alle feige weg und hoffen, möglichst gut wegzukommen.
Dabei wäre allen geholfen, wenn sie hier klare Kante zeigen würden.
Schade.