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Wie Trump die Weltwirtschaft in die Luft sprengt

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Analyse

Wie Trump die Weltwirtschaft in die Luft sprengt

Mit den Zöllen auf Autoimporte geht der Handelskrieg so richtig los.
27.03.2025, 13:2027.03.2025, 14:15
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Imperien können auf die verschiedensten Arten untergehen: Sie überdehnen sich, sie verpassen den militärischen Fortschritt oder sie werden von Seuchen heimgesucht. Derzeit probieren die USA eine neue Variante aus, die Eduardo Porter in der «Washington Post» wie folgt beschreibt:

«Die amerikanische Weltordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und nach dem Zerfall der Sowjetunion zu einer Hegemonialmacht wurde, ist offensichtlich vorbei. Angesichts des raschen Aufstiegs von China ist das
Erstaunliche dabei nicht der Niedergang an sich. Das Seltsame ist vielmehr, dass nicht ein äusserer Druck die Ursache dafür ist. Die amerikanische Weltordnung stirbt, weil sie von innen her ausgehöhlt wird.»

Der mit den Zöllen auf Autoimporte angezettelte Handelskrieg ist der Beweis dieser These. Er lässt sich ökonomisch nicht erklären, und rational schon gar nicht. Wer überzieht schon seine friedlichen Nachbarn und wichtigste Handelspartner und seine wichtigsten Verbündeten über Nacht mit Strafzöllen und glaubt ernsthaft, dass er damit seinem Land einen Dienst erweisen würde? Welcher Präsident oder gar Diktator tut dies gegen den Rat der überwiegenden Mehrheit der Ökonomen?

Möchtegern-König Donald Trump tut dies. Er hat jetzt entschieden, dass ab dem 2. April alle Importe von Autos und Autoteilen mit einem Zoll von 25 Prozent belegt werden. Und er ist wild entschlossen, diesmal nicht zurückzukrebsen. «Das ist dauerhaft», erklärt der US-Präsident. «Zu 100 Prozent.» Damit ist ein globaler Handelskrieg definitiv lanciert.

In seinem Bestreben, die Weltwirtschaft zugunsten der USA umzupolen, schreckt Trump vor gar nichts zurück. Er verprellt nicht nur seine beiden wichtigsten Handelspartner Mexiko und Kanada, er stösst auch die amerikanischen Alliierten in Europa und Asien vor den Kopf.

Die Autoindustrie ist immer noch die grösste der Welt. Sie ist nicht nur das Herz der deutschen Wirtschaft, sie schafft auch im übrigen Europa hunderttausende von Arbeitsplätzen. Auch der Wohlstand von Japan und Südkorea hängt zu einem grossen Teil von Toyota, Hyundai & Co. ab.

epa11881163 US President Donald Trump (R) meets with Japanese Prime Minister Shigeru Ishiba (L) in the Oval Office at the White House in Washington, DC, USA, 07 February 2025. EPA/ANNA ROSE LAYDEN / P ...
Damals war man noch befreundet: der japanische Premierminister Shigeru Ishiba zu Besuch im Oval Office.Bild: keystone

Die Alliierten werden sich dem Willen Trumps nicht beugen, sie werden Widerstand leisten. Shigeru Ishiba, der Premierminister von Japan, hat bereits angekündigt: «Wir werden uns gut überlegen, was die beste Option für Japan sein wird. Wir werden alle diese Optionen genau prüfen und die am besten geeignete dann umsetzen.» Ähnliche Töne hört man auch aus Südkorea.

Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, gab ihrerseits zu Protokoll: «Wir werden diese Ankündigungen (von Trump) genau analysieren», erklärte sie. «Grundsätzlich hoffen wir immer noch auf eine Verhandlungslösung, aber wir werden unsere wirtschaftlichen Interessen verteidigen.»

Spätestens seit der Veröffentlichung des Signal-Chats, in dem J.D. Vance, Pete Hegseth und andere Mitglieder des inneren Kreises des Weissen Hauses über die Europäer ablästern, macht man sich in Brüssel keine Illusionen mehr über das Verhältnis zu Washington.

Trump verspricht den Amerikanern, seine Zollpolitik werde eine «neues goldenes Zeitalter» einläuten. Was da läutet, ist indes eine drohende Rezession, steigende Inflation, Unruhen an den Finanzmärkten und verunsicherte Investoren und Konsumenten.

Dabei hing doch der Wirtschafts-Himmel zu Beginn der Trump-Ära voller Geigen. An der Wall Street und in den Chef-Etagen der führenden Unternehmen freute man sich auf die kommenden Steuererleichterungen und den Abbau von bürokratischen Regeln. Das mit den Strafzöllen werde sich regeln, so die allgemein verbreitete Ansicht. Diese Suppe werde nicht so heiss gegessen, wie sie im Wahlkampf gekocht worden war.

epa11887455 Cars waiting for shipment are packed at a port in Pyeongtaek, South Korea, 11 February 2025. US President Donald Trump announced plans the previous day to impose 25 percent tariffs on all  ...
Ein Bild, das vielleicht bald der Vergangenheit angehört: Südkoreanische Autos werden in die USA verschifft.Bild: keystone

Ein fataler Irrtum. Michael Strain von der konservativen Denkfabrik American Enterprise Institute erklärt denn auch im «Wall Street Journal»: «Der Präsident ist ein überzeugter Merkantilist und kann einfach nicht glauben, wie schlimm das alles noch enden wird. Er müsste seine Hand auf eine heisse Herdplatte legen und schauen, wie lange er das aushalten kann. Die Frage ist, wie lange?»

Inzwischen herrscht auch in der Business-Gemeinschaft Katzenjammer. So klagt etwa Steven Cohen, CEO von Point72 Asset Management: «Was wir gekriegt haben, ist ein Gebräu aus hartnäckiger Inflation, sich abschwächendem Wachstum und Austerität in der Verwaltung. Deshalb bin auch ich nun erstmals richtig negativ eingestellt.»

Die Business-Gemeinschaft hat auch keinerlei Grund für Optimismus. Die Trump-Regierung gibt grundsätzlich nie einen Fehler zu. Das zeigt sich derzeit in der Reaktion auf den peinlichen Signal-Skandal. Obwohl selbst ein Blinder mit dem Stock erkennen kann, dass dabei hochrangige Kabinetts-Mitglieder Mist bauten. Sie haben auf einem privaten, von Profis leicht zu hackenden Chat-Kanal höchst geheime Angriffspläne auf die Huthi im Jemen diskutiert und dabei alle denkbaren Sicherheitsregeln verletzt. Trotzdem streitet das Weisse Haus dies kategorisch ab und versucht ernsthaft, das Ganze einmal mehr als «Hexenjagd» dazustellen.

Inzwischen schwindet auch der Glaube daran, dass Richter die Trump-Regierung stoppen können. Als Retter in der Not könnten sich letztlich die Finanzmärkte erweisen. Oder wie der Bankanalyst Michael Cembalest von JPMorgan kürzlich in seinem Report festhielt: «Es gibt ein interessantes Detail über die Börse: Sie kann nicht angeklagt, verhaftet oder ausgeschafft werden; und sie kann auch nicht eingeschüchtert, bedroht oder tyrannisiert werden.»

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Migranten wegen Trump gestrandet
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Migranten wegen Trump gestrandet
Migranten sitzen am 20. Januar 2025 beim Grenzübergang El Chaparral in Tijuana, Mexiko, fest.
quelle: keystone / joebeth terriquez
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Trump spricht über den F-47
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228 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ZinName
27.03.2025 13:58registriert Juli 2024
Achtung Verschwörungstheorie für ein bischen Kaffeeklatsch:
Was wen Trump tatsächlich ein RUS "Asset" ist? Das wäre der erfolgreichste Schachzug in der Geschichte der Weltpolitik. Ein übermächtiger Gegner für Russland und die Autokratische Welt vom Thron gestossen in kürzester Zeit. Ich meine nur, so wie da gerade Jahrzente alte Bündnisse zerüttet und die Weltgrösste Wirtschaft geschwächt wird... klingt für mich fast wie absicht...

*Alufolien hut bastel*
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Rantaplan
27.03.2025 14:02registriert August 2020
Trump agiert als Präsident wie als Geschäftsmann.
Irrational und gegen jede Empfehlung. Und von einem Geschäftsmann der es schafft ein Spielcasino in den Bankrott zu treiben kann man ja absolut gar nichts erwarten.
Tragisch ist nur, dass er hier nicht nur ein pasr Tausend Arbeitslose generiert, sondern Leben zerstört und zuletzt auch die globale Gemeindschaft gefährdet...
Und das alles für die pssr Jährchen die der slte Mann noch vor sich hat...
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Jobara64
27.03.2025 13:48registriert Dezember 2024
Trump ist der Mann ohne Konzept. Um seine glühenden MAGA-Anhänger bei der Stange zu halten, muss er ja irgendetwas tun. Aber anstatt hart zu arbeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität des Industriestandortes USA zu steigern, greift Trump zum Mittel der unsinnigen Zölle.

Werbewirksam und mit grosser Feder die Zolldekrete live unterzeichnen, selbstverständlich mit grosser Klappe zu kommentieren und dann am Wochenende Golfen zu gehen - all das zeugt nicht gerade davon, dass er besonders fleissig zum Wohle Amerika‘s arbeiten will.
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