Als erste Land der Welt hat heute Grossbritannien den Corona-Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca zugelassen. Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel habe dem heimischen Vakzin eine Zulassung erteilt, gab das britische Gesundheitsministerium bekannt.
Das Mittel hatte in Studien eine geringere Wirksamkeit aufgewiesen als der bereits zugelassene Impfstoff von Biontech und Pfizer, kann allerdings bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden und ist deutlich günstiger.
In Grossbritannien sollen bereits am 4. Januar die ersten Impfungen stattfinden, wie Gesundheitsminister Matt Hancock mitteilte. Es sei «brilliant, das Jahr 2020 mit einem solchen Moment der Hoffnung zu beenden», so Hancock.
Anders als die Vakzine der Mainzer Firma Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat nicht zu den mRNA-Impfstoffen.
Anders als etwa das Pfizer-Präparat kann der Astrazeneca-Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad transportiert und aufbewahrt werden. Dies ist einerseits sehr praktisch, andererseits senkt es die anfallenden Kosten.
Die Forscher rechnen mit etwa 2.50 Dollar pro Dosis. Verglichen mit den rund 20 Dollar, welche die Pfizer-Impfung kostet, ist dies sehr günstig. Bei der Moderna-Impfung rechnet man mit 15 bis 25 Dollar pro Dosis.
«Auch wenn die Effektivität insgesamt ein wenig geringer erscheint als mit mRNA-Impfstoffen, hat AZD1222 einen grossen Vorteil: Er ist robust und einfach in der Handhabung, quasi die ‹Arbeitsbiene› unter den potenziell verfügbaren Impfstoffen gegen Covid-19», erklärte der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner. Das mache es einfacher, ihn auch in Ländern mit weniger Ressourcen für aufwendige Kühlketten einzusetzen.
Die Oxford-Forscher hatten im Fachmagazin «The Lancet» berichtet, dass ihr Impfstoff in klinischen Tests der Phase II auch bei den besonders gefährdeten älteren Probanden gut wirke. In der Phase-II-Studie habe es bei Teilnehmern sowohl unter als auch über 56 Jahren eine gute Immunantwort gegeben, schrieb das Team.
Das Vakzin sei von Älteren sogar besser vertragen worden als von Jüngeren. Ausserdem sehen die Forscher erste Hinweise darauf, dass das Mittel auch die Übertragung des Virus positiv vermindern könnte.
Der Oxford/Astrazeneca-Wirkstoff gehörte bereits seit längerem zu den vielversprechenden Kandidaten: So hatte die EU bereits vorab bis zu 300 Millionen Dosen davon bestellt. Insgesamt wurden weltweit bereits mehrere Milliarden Dosen bei Astrazeneca in Auftrag gegeben.
Auch die Schweiz hat sich Mitte Oktober bis zu 5,3 Millionen Dosen gesichert. Anfang Oktober hatte die Firma in der Schweiz ein Zulassungsgesuch eingereicht.
Man wolle – nach den noch notwendigen Zulassungen – noch vor Jahresende mit der Auslieferung beginnen, so der Konzern. Weltweit sollten bis Ende März bereits mehr als 300 Millionen Impfdosen ausgeliefert sein.
Hoffnung auf eine womöglich über 70 Prozent liegende Wirksamkeit macht den Forschern zufolge ein überraschendes Teilergebnis der klinischen Tests: Der Impfstoff wirkt ersten vorläufigen Daten zufolge offenbar effektiver, wenn den Probanden beim ersten Mal nur eine halbe Impfdosis statt einer ganzen verabreicht wird.
«Erfreulicherweise haben wir herausgefunden, dass das Dosierungsschema sogar eine 90-prozentige Wirksamkeit haben könnte und, wenn es eingesetzt wird, noch mehr Menschen mit den verfügbaren Dosen geimpft werden könnten», sagte der Chef-Forscher der Impfstoffentwicklung von der Universität Oxford, Andrew Pollard.
Pollard und seine Kollegen erklären diese – bislang nur vorläufigen Hinweise – damit, dass eine niedrigere erste Impfdosis das körpereigene Immunsystem vielleicht besser ankurbeln und die zweite Dosis dann einen stärkeren «Booster-Effekt» haben könnte.
Der Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig. (aeg/mlu/sda/dpa)
Welche Ausrede haben die Nörgeler diesmal zur Hand? Sollen die Studienunterlagen zuerst noch 5 Jahre herumliegen?