An den Flughäfen dieser Welt wird in den kommenden Wochen und Monaten Hochbetrieb herrschen. Nachdem sie während der Coronapandemie praktisch leer waren, macht sich die aufgestaute Reiselust in den Buchungszahlen der Airlines bemerkbar. Die Ferne lockt - insbesondere im Vielfliegerland Schweiz.
Doch mit dem Abflauen der Covidkrise rückt ein anderes Thema wieder in den Vordergrund: die Nachhaltigkeit. Denn der touristische Eskapismus geht einher mit höheren CO2-Emissionen. Die Buchungsplattform Booking, die zur US-amerikanischen Booking Holdings gehört, hat zu diesem Thema weltweit eine umfassende Umfrage bei insgesamt rund 33'000 reisefreudigen Personen durchführen lassen. CH Media liegen die Resultate zum Schweizer Markt exklusiv vor.
«Die Antworten zeigen, dass viele Menschen beim Buchen ihrer Ferien in einem Dilemma sind», sagt Nadine Stachel, Booking-Chefin der Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz. So geben 58 Prozent der aus der Schweiz Reisenden an, in den kommenden 12 Monaten nachhaltiger reisen zu wollen. Andererseits sagen 63 Prozent, dass sich die höheren Lebenshaltungskosten, sei es durch die gestiegenen Energiepreise oder generell die Inflation, auf ihre Ausgaben bei der Ferienplanung auswirken.
Zwar glauben rund drei Viertel, dass es sofort Massnahmen braucht, um den Planeten für zukünftige Generationen zu retten. Etwa gleich viele erwarten jedoch auch, dass ihre Kosten in den kommenden Monaten weiter ansteigen. Und so ist fast die Hälfte derzeit der Meinung, dass nachhaltigere Reiseoptionen zu teuer sind.
Vor einem Jahr lag dieser Wert deutlich tiefer. Nur knapp ein Drittel ist denn auch bereit, für Reiseoptionen mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung mehr zu zahlen. Die hiesige Kundschaft zeigt sich dabei deutlich knausriger als im restlichen Europa, wo 43 Prozent bereit sind, einen höheren Preis fürs gute Gewissen zu bezahlen.
Die Preise sind allerdings nicht die einzige Hürde, wie Stachel einräumen muss: «Trotz guter Absichten wissen 38 Prozent der Reisenden aus der Schweiz nicht, wo sie nachhaltigere Optionen finden können.» Die Reisebranche müsse sich den Erwartungen der achtsamen Kundschaft anpassen. «Wir also auch.»
Booking lanciert deshalb neue Massnahmen. Bei der Mietauto-Suche lassen sich die Resultate auch nach Antriebstyp filtern, damit nur vollelektrische und Hybridautos zu sehen sind. Auch bei der Taxi-Buchung kann die Option «100 Prozent» elektrisch gewählt werden. Und beim Kauf eines Fluges werden die jeweiligen CO2-Emissionen angezeigt sowie nachhaltigere Verbindungen. Geplant ist zudem, dass die Emissionen auf der Website auch kompensiert werden können.
Bereits seit zwei Jahren versieht die Plattform zudem Hotelresultate mit dem Label «Nachhaltiger reisen», das die Unterkünften mit maximal drei grünen Baumblättern kennzeichnet. 500'000 Unterkünfte machen bei diesem Programm mit. In der Schweiz sind laut Stachel 4700 von 16'000 Partnerhotels dabei.
Das Label wurde mit dem Beratungsunternehmen Sustainalize entwickelt und fusst auf 32 definierten Nachhaltigkeitsmassnahmen in den Bereichen Energie, Treibhausgase, Abfall, Wasser, Umweltschutz und Unterstützung der lokalen Gemeinschaften. Dazu gehören Vorgaben, dass nur wassersparende Toiletten installiert sind, 100 Prozent erneuerbare Energiequellen genutzt werden, es einen Veloverleih gibt oder keine Einwegplastikröhrli verwendet werden.
Eine Testsuche zeigt jedoch, dass Booking diese Nachhaltigkeitsoffensive nicht konsequent handhabt. So werden die Hotelresultate nicht ausschliesslich gemäss des Baumblatt-Ratings aufgelistet. «Die Nachhaltigkeit ist nicht der einzige Faktor für die Resultatedarstellung, der Kundennutzen und kommerzielle Aspekte spielen auch eine Rolle», räumt Stachel ein. Das heisst, dass auch ein weniger nachhaltiges Hotel weit oben auftauchen kann, wenn es zum Beispiel zentral gelegen ist. Und wenn der Preis stimmt.