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Schweizer wollen grüner reisen – doch aus Gründen tun sie es nicht

airplane palms

Flugzeug über Palmen
Bild: Shutterstock

Schweizer wollen grüner reisen – doch aus diesen Gründen tun sie es nicht

Eine neue Umfrage von Booking zeigt, welche Rolle die Nachhaltigkeit in den Ferien spielt. Die Onlineplattform will nun mehr «grüne» Buchungen anpreisen. Allerdings gibt es da einen Haken.
10.05.2023, 09:5210.05.2023, 09:52
Benjamin Weinmann / ch media
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An den Flughäfen dieser Welt wird in den kommenden Wochen und Monaten Hochbetrieb herrschen. Nachdem sie während der Coronapandemie praktisch leer waren, macht sich die aufgestaute Reiselust in den Buchungszahlen der Airlines bemerkbar. Die Ferne lockt - insbesondere im Vielfliegerland Schweiz.

Doch mit dem Abflauen der Covidkrise rückt ein anderes Thema wieder in den Vordergrund: die Nachhaltigkeit. Denn der touristische Eskapismus geht einher mit höheren CO2-Emissionen. Die Buchungsplattform Booking, die zur US-amerikanischen Booking Holdings gehört, hat zu diesem Thema weltweit eine umfassende Umfrage bei insgesamt rund 33'000 reisefreudigen Personen durchführen lassen. CH Media liegen die Resultate zum Schweizer Markt exklusiv vor.

Kosten dürften steigen

«Die Antworten zeigen, dass viele Menschen beim Buchen ihrer Ferien in einem Dilemma sind», sagt Nadine Stachel, Booking-Chefin der Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz. So geben 58 Prozent der aus der Schweiz Reisenden an, in den kommenden 12 Monaten nachhaltiger reisen zu wollen. Andererseits sagen 63 Prozent, dass sich die höheren Lebenshaltungskosten, sei es durch die gestiegenen Energiepreise oder generell die Inflation, auf ihre Ausgaben bei der Ferienplanung auswirken.

Booking-Managerin Nadine Stachel.
Bild: zvg

Zwar glauben rund drei Viertel, dass es sofort Massnahmen braucht, um den Planeten für zukünftige Generationen zu retten. Etwa gleich viele erwarten jedoch auch, dass ihre Kosten in den kommenden Monaten weiter ansteigen. Und so ist fast die Hälfte derzeit der Meinung, dass nachhaltigere Reiseoptionen zu teuer sind.

Vor einem Jahr lag dieser Wert deutlich tiefer. Nur knapp ein Drittel ist denn auch bereit, für Reiseoptionen mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung mehr zu zahlen. Die hiesige Kundschaft zeigt sich dabei deutlich knausriger als im restlichen Europa, wo 43 Prozent bereit sind, einen höheren Preis fürs gute Gewissen zu bezahlen.

ARCHIVBILD ZU DEN QUARTALSZAHLEN VON SWISS, AM DIENSTAG, 30. APRIL 2019 ---- Passengers queue in the check-in hall 1 at Zurich Airport, pictured in Kloten, Switzerland, on July 31, 2014. (KEYSTONE/Chr ...
Trotz der hohen Kaufkraft: Passagiere aus der Schweiz sind weniger gewillt, einen teureren Preis für das gute Gewissen zu bezahlen.Bild: KEYSTONE

Nachhaltige Optionen schwer zu finden

Die Preise sind allerdings nicht die einzige Hürde, wie Stachel einräumen muss: «Trotz guter Absichten wissen 38 Prozent der Reisenden aus der Schweiz nicht, wo sie nachhaltigere Optionen finden können.» Die Reisebranche müsse sich den Erwartungen der achtsamen Kundschaft anpassen. «Wir also auch.»

Booking lanciert deshalb neue Massnahmen. Bei der Mietauto-Suche lassen sich die Resultate auch nach Antriebstyp filtern, damit nur vollelektrische und Hybridautos zu sehen sind. Auch bei der Taxi-Buchung kann die Option «100 Prozent» elektrisch gewählt werden. Und beim Kauf eines Fluges werden die jeweiligen CO2-Emissionen angezeigt sowie nachhaltigere Verbindungen. Geplant ist zudem, dass die Emissionen auf der Website auch kompensiert werden können.

ZUR GESETZESVORLAGE FUER EIN NEUES TAXIGESETZ, WELCHES VOM ZUERCHER REGIERUNGSRAT VERABSCHIEDET WURDE, STELLEN WIR IHNEN AM DONNERSTAG 25. FEBRUAR 2016 FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG. - Taxi&#039 ...
Auch bei der Buchung eines Taxis kann die Nachhaltigkeitsbilanz verbessert werden.Bild: KEYSTONE

Bereits seit zwei Jahren versieht die Plattform zudem Hotelresultate mit dem Label «Nachhaltiger reisen», das die Unterkünften mit maximal drei grünen Baumblättern kennzeichnet. 500'000 Unterkünfte machen bei diesem Programm mit. In der Schweiz sind laut Stachel 4700 von 16'000 Partnerhotels dabei.

Neues Label soll helfen

Das Label wurde mit dem Beratungsunternehmen Sustainalize entwickelt und fusst auf 32 definierten Nachhaltigkeitsmassnahmen in den Bereichen Energie, Treibhausgase, Abfall, Wasser, Umweltschutz und Unterstützung der lokalen Gemeinschaften. Dazu gehören Vorgaben, dass nur wassersparende Toiletten installiert sind, 100 Prozent erneuerbare Energiequellen genutzt werden, es einen Veloverleih gibt oder keine Einwegplastikröhrli verwendet werden.

Eiffelturm
Auch bei der Buchung eines Taxis kann die Nachhaltigkeitsbilanz verbessert werden.Bild: Flickr

Eine Testsuche zeigt jedoch, dass Booking diese Nachhaltigkeitsoffensive nicht konsequent handhabt. So werden die Hotelresultate nicht ausschliesslich gemäss des Baumblatt-Ratings aufgelistet. «Die Nachhaltigkeit ist nicht der einzige Faktor für die Resultatedarstellung, der Kundennutzen und kommerzielle Aspekte spielen auch eine Rolle», räumt Stachel ein. Das heisst, dass auch ein weniger nachhaltiges Hotel weit oben auftauchen kann, wenn es zum Beispiel zentral gelegen ist. Und wenn der Preis stimmt.

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bits_and_More
10.05.2023 10:04registriert Oktober 2016
Sobald ein Preisschild dranhängt, ist die Mehrheit nicht mehr Nachhaltig. Sei es bei Bio, beim Strom oder eben beim Reisen.
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Das mittlere Raider
10.05.2023 12:59registriert September 2021
Wäre es nicht so langsam mal angebracht, dass die nachhaltige Option die günstigere ist?
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Peter Vogel
10.05.2023 13:14registriert Juni 2020
Fliegen und Nachhaltigkeit sind 2 Begriffe die grundsätzlich nicht zusammenpassen. Jeder der was anderes behauptet ist entweder naiv oder lügt.
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