Der US-Komiker Jon Stewart hat es vorhergesagt: So wie sein Hund werde es auch Donald Trump machen. Stewarts Hund kotzte jeweils den Teppich voll, leckte alles auf – und bettelte voller Stolz auf seine heldenhafte Putzarbeit um eine Belohnung. Der US-Präsident hat mit seinem Zollhammer beinahe das Finanzsystem einstürzen lassen, Angst bekommen, alles vorübergehend ausgesetzt, und als dann die zuvor crashende Börse wieder hochschoss, gab er sich selbst als Held aus. «Man sagt, es war der grösste Tag in der Finanzgeschichte.»
In Wahrheit ist die Krise nicht vorbei. Die Finanzmärkte trauen den USA nicht mehr angesichts all der Trump-Idiotien.
So sieht Trump die Welt: Die USA lassen arglos ausländische Waren zu niedrigen Zöllen ins Land. Die anderen Länder hingegen erheben hohe Zölle und errichten mit vorgeschobenen Hygiene- oder Umweltvorschriften weitere Barrieren. Das erklärt, warum die USA hohe Handelsdefizite haben. Und diese Defizite zeigten, dass die USA über den Tisch gezogen würden.
Gerechtigkeit müsse her. «Reziproke» Zölle sollen sie herstellen. Die US-Zölle sollen demnach so hoch sein, dass sie die ausländischen Zölle und Barrieren ausgleichen. Doch das Verrückte dabei ist: Diese hohen ausländischen Zölle gibt es nur in Trumps Schädel – ausserhalb davon, in der realen Welt, existieren sie einfach nicht.
In der realen Welt haben die USA während Jahrzehnten ihre Zölle nur dann gesenkt, wenn es andere Länder im Gegenzug auch taten. Wie Daten der Weltbank belegen, erhebt das Ausland heute kaum mehr Zölle auf industrielle Waren aus den USA: Die meisten reichen Länder kennen Zölle von weniger als 2 Prozent; die Schweiz, Mexiko und Kanada gar keine. Brasilien und Indien verlangen mehr, aber nicht dramatisch viel (um die 10 Prozent) und stellen gemeinsam weniger als 5 Prozent aller US-Importe. China ist ein Spezialfall, weil der Staat in allen Ecken mächtig ist.
Das ist die Wahrheit – aber nicht das, was Trump hören will. Es taugt nicht für eine dramatische Erzählung von einem «nationalen Notstand» und einem «Tag der Befreiung» von ausländischer Abzocke. Also bogen Trumps Leute die Realität für ihn zurecht. In aller Eile.
Drei Stunden bevor Trump vor die Welt treten sollte, waren die Zölle nicht endgültig entschieden. Wer weiss, warum. Vielleicht haben seine Berater zu spät bemerkt, dass sich Trump mit den realen «reziproken» Gegenzöllen lächerlich machen würde. Gegenzölle von weniger als 2 Prozent? Als Erlösung von jahrzehntelanger Abzocke? Trotzdem: Auftritt Trump. In der Hand eine Tabelle mit irrwitzigen Zöllen.
In der Tabelle steht zu lesen, dass die Schweiz gegenüber den USA aktuell Zölle von über 60 Prozent habe. Darum verhängen die USA neu Gegenzölle von über 30 Prozent – also grosszügigerweise nur halb so hohe. Die EU habe Zölle von 40 Prozent gegen die USA – darum die USA nun solche von 20 Prozent. Und so weiter. Gegen 57 Länder, China und Madagaskar, Vietnam oder Bangladesch. Zusammen würden die durchschnittlichen US-Zölle so um das Zwölffache angehoben werden – auf den höchsten Stand seit 1909.
Zuerst behaupteten die Trump-Leute, sie hätten die Zölle und Barrieren für jedes Land sorgfältig berechnet. Bald mussten sie zugeben: Sie hatten einfach den Handelsüberschuss mit den USA genommen, halbiert und durch die gesamten Exporte in die USA geteilt. Das war's. Mit Ökonomie, so der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers, habe das so viel zu tun wie Astronomie mit Tarotkarten.
Es war peinlich. Zufall oder nicht, aber die Formel war die gleiche, die ChatGPT und andere KI-Programme vorschlagen, wenn man sie nach einer Berechnungsmethode fragt. Und es wurde noch peinlicher: Die Trump-Leute fütterten die absurde Formel nämlich auch noch mit absurden Daten.
Sie hätten wenigstens mehrjährige Durchschnitte eingeben können. Sie nahmen aber bloss Daten von 2024. So gelangten auch statistische Ausreisser ungefiltert in die Formel. Und dann begingen sie noch eine Dummheit: Warum auch immer, nahmen sie nicht eine Liste mit Ländern, sondern von Orten mit eigenen Internet-Domainnamen. So gerieten winzige Inseln unter Trumps mächtigen Zollhammer.
Am Ende trat Trump mit einer irren Tabelle vor die Welt. So irre, dass das britische Magazin «The Economist» eine Liste der verrücktesten Zölle erstellte. Darunter gegen Pinguine und die Schweiz.
Die höchsten Zölle haben die Trump-Leute den 5000 Einwohnern der Insel Saint-Pierre und Miquelon auferlegt, dem letzten französischen Überseegebiet in Nordamerika. Sie hatten 2024 nichts aus den USA importiert. Und 2023 und 2024 auch nichts in die USA exportiert – ausser im Juli. Da lieferten sie Waren im Wert von 3,4 Millionen Dollar. Im Nachhinein hätten sie das vielleicht besser nicht getan. Peng, aus der Formel kamen Zölle von 50 Prozent geschossen.
Auch der Schweiz wurden Schwankungen im Handel zum Verhängnis. Hätten die Trump-Leute die Schweizer Exporte von 2022 genommen und nicht jene von 2024, hätte die Schweiz deutlich tiefere Zölle verpasst gekriegt. 19 Prozent, und nicht 31 Prozent. Besonders ärgerlich aus Schweizer Sicht war jedoch: Trump höchstselbst hatte die Schweizer Exporte von 2024 in die Höhe getrieben.
Aus Angst vor möglichen Zöllen liessen die Amerikaner eilig Gold aus London kommen, dem weltweit grössten Handelsplatz. Dort haben Goldbarren jedoch eine andere Grösse als in den USA, weshalb Gold erst in Schweizer Raffinerien umgeschmolzen und dann in die USA exportiert wurde. Zack, Trumps Zollhammer traf die Schweiz
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter fand es gar nicht witzig. Die Bewohner der Heard- und McDonald-Inseln hingegen waren ihre «reziproken» Zölle von 10 Prozent wohl einerlei. Auf dem australischen Territorium leben keine Menschen – lediglich vier Arten von Pinguinen und 29 Säugetierarten.
Exportierende Pinguine – diese Absurdität gelangte wohl in die Statistik, weil eine winzig kleine Menge an Waren falsch etikettiert worden war. Wie auch immer, dieser vermeintliche Export fand seinen Weg in Trumps Zoll-Formel und heraus kamen die Zölle von 10 Prozent. Für das nächste Mal, wenn wieder Pinguine unfairen Handel treiben wollen.
Die Börse brach ein. Trump ging golfen. Zwischendurch liess er verlauten: «Nur die Schwachen werden scheitern.» Trump-freundliche Influencer meinten: «Geld verlieren kostet nichts.» Reporter fragten, ob die Zölle andere Länder zu einem Deal zwingen sollen. Nein, sagte Trump-Berater Peter Navarro, die Zölle würden einen nationalen Notstand beheben. Trump-Buddy Elon Musk nannte Navarro «dümmer als ein Sack Ziegel». Trump sagte: «Zölle geben uns eine grosse Verhandlungsmacht.» Dann verspottete er in einer Rede die Staatschefs, die verhandeln wollten: «Sie küssen mir den Arsch.»
Irgendwann jedoch erfasste die Panik nicht mehr nur die Aktienmärkte. Die Zinsen auf US-Staatsschulden stiegen stark an, der Dollar brach gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken ein. Trump hatte das Vertrauen in die USA so sehr beschädigt, dass die Investoren zum Ausgang rannten. Nun wurde Trump wohl bange. Noch am selben Tag, an dem seine Zölle in Kraft getreten waren, setzte er sie wieder aus. Bis zum Ende der Woche ging die Flucht aus dem Dollar jedoch weiter. (aargauerzeitung.ch)
Du kannst dem nicht begreiflich machen, dass er damit die USA Märkte kaputt macht, mit den Handelspartner. Da nutzt es auch nichts Trump zu erklären, dass die Schweiz, schon grosse Investitionen und Arbeitsplätze in der USA geschaffen hat.
Mexiko macht es richtig, wenn Trump nicht will, werden sie sämtliche US Güter aus der USA streichen und sich Asien zusenden.
Wie Badran sagt, weg mit dem irren Idioten, oder dem orangen Ding im weissen Haus!
Falsch! Die Zölle sind noch immer wahnsinnige 10% von einem aussetzen kann nicht die Rede sein und die 145% auf China sind auch noch da. Das Aufatmen an der Börse war deshalb nur kurz.