Schweiz
International

Zölle: In der SRF-«Arena» streiten Badran und Burkart über Rindfleisch

Arena, 11.4.25
Die zweite Zoll-«Arena» in Folge: Moderator Sandro Brotz mit seinen (neuen) Gästen. Bild: screenshot srf

Badran in der Zoll-«Arena»: «Dieser grössenwahnsinnige, irrsinnige Clown muss weg»

Vom Zoll-Hammer zum Zoll-Chaos. Wie soll die offizielle Schweiz darauf reagieren? Die Antworten in der «Arena» von SRF reichen von einem Lachanfall bis zu Rindfleisch.
12.04.2025, 02:5112.04.2025, 12:54
Mehr «Schweiz»

Ein wilder Ritt. So könnte man das beschreiben, was sich in den vergangenen anderthalb Wochen auf den Bühnen der Weltpolitik und der Weltwirtschaft abgespielt hat.

In der «Arena» stellte sich eine prominente Polit-Runde bei Moderator Sandro Brotz am Freitag der Frage: Welche Trümpfe hat die Schweiz gegen US-Präsident Donald Trump in der Hand? Und kann die Schweizer Landesregierung die Zölle irgendwie abwenden?

Im Studio 8 in Leutschenbach diskutierten darüber:

  • Thierry Burkart, Präsident FDP
  • Jacqueline Badran, Vizepräsidentin SP
  • Werner Salzmann, Ständerat SVP/BE
  • Benedikt Würth, Ständerat Die Mitte/SG
Was bisher geschah:
Am Mittwoch vergangene Woche stiess US-Präsident Donald Trump alle vor den Kopf, als er flächendeckende Strafzölle für seine Handelspartner ankündigte. Die Schweiz traf es mit 31 Prozent Zölle auf Importprodukte besonders hart.

In den Tagen darauf brachen die Börsen international ein, China entschloss sich zu Gegenzöllen und auch die EU kündigte Gegenmassnahmen an.

Am Mittwoch, als die US-Zölle in Kraft traten, kam wieder alles anders: Trump gab bekannt, dass die USA die hohen Zölle für die meisten Länder für 90 Tage pausieren würden.

Zölle von 10 Prozent bleiben aber bestehen (im Fall von China sind es Stand Freitagabend 145 Prozent). Und auch die Unsicherheit bleibt: Was passiert, wenn die 90 Tage um sind?

Verhandeln oder nichts tun?

Die grosse Frage dieser «Arena» kam schnell, und Brotz stellte sie zuerst an SP-Vizepräsidentin Jacqueline Badran: Wie sähe die beste Reaktion auf Donald Trumps Zollhammer aus? Die Antwort folgte ebenso prompt und überraschend kurz:

«Ins Messer laufen lassen. Punkt.»
Jacqueline Badran, SP

Dabei liess es die Nationalrätin dann doch nicht bewenden und führte aus: «Er ist bereits ins Messer gelaufen. Er ist gerade dabei, die amerikanische Wirtschaft abzuwracken.» Die Schweiz könne sich also getrost zurücklehnen und dabei zusehen, wie Trump sich selbst und die US-Wirtschaft zugrunde richtet.

Die diplomatischen Versuche, Trump umzustimmen, würden ihm nur dabei helfen, sich als Gewinner zu inszenieren, sagte Badran weiter. Es gehe um Macht. In Trumps Welt sei das Ziel von Verhandlungen nicht eine Win-Win-Situation, dort gebe es nur Gewinner und Verlierer.

Badran liess auch Karin Keller-Sutters Anruf beim US-Präsidenten nicht unkritisiert, kurz bevor dieser mit dem Zoll-Hammer wieder zurückgerudert war.

Warum Trump tatsächlich zurückgekrebst ist:

Hätte eine SP-Bundespräsidentin den Hörer also nicht in die Hand genommen, fragte Brotz? «Definitiv nicht, und wenn doch, hätte man nach Europa angerufen», erwiderte Badran.

Jetzt schritt Ständerat und FDP-Präsident Thierry Burkart ein. Er sei sehr froh, dass eine Vertreterin seiner Partei Bundespräsidentin sei und niemand aus der SP.

«Man stelle sich vor, Cédric Wermuth wäre am Hörer gewesen. Er hätte Trump zuerst wohl einfach beschimpft.»
Thierry Burkart, FDP

Damit dürfte er auf Wermuths «Fu** you, Mr. Trump»-Post angespielt haben, den dieser nach dem Eklat mit Selenskyj im Weissen Haus abgesetzt hatte.

Beschimpfen konnte aber auch Badran, wie sie mehrfach unter Beweis stellte:

«Dieser grössenwahnsinnige, irrsinnige Clown muss weg.»
Jacqueline Badran, SP

Burkart rief derweil zur Ruhe auf:

«Es ist wichtig, dass man jetzt besonnen reagiert und nicht emotional.»
Thierry Burkart, FDP

Aber was bedeutet das konkret?

Schnell zeigte sich: Gegenmassnahmen lehnten an diesem Abend alle ab. Sogar Badran, die damit von der Parteilinie abwich. Denn die SP-Parteispitze hatte sich zuvor für Gegenmassnahmen ausgesprochen. Badran blieb aber dabei:

«Ich bin absolut gegen Gegenmassnahmen. Ausser, wenn die EU Massnahmen ergreift, die uns auch betreffen. Dann sähe die Welt anders aus.»
Jacqueline Badran, SP

Aber nochmals: Welche Strategie sollte die offizielle Schweiz nun verfolgen? Sowohl SVP-Ständerat Werner Salzmann als auch Burkart plädierten für einen «Dialog» – Achtung, keine Verhandlungen! – mit den USA. Der Bundesrat müsse aufzeigen, was Schweizer Unternehmen bereits jetzt für die US-Wirtschaft leisteten und welche Investitionen sie planten.

«Der Bundesrat sollte jetzt eng mit der Schweizer Wirtschaft zusammenarbeiten.»
Thierry Burkart, FDP

Werner Salzmann: «Wir müssen uns nicht verstecken»

Video: srf

Und: den Handel diversifizieren und wirtschaftliche Abhängigkeiten verringern. Oder wie Badran es nannte: «Derisking». Die Schweiz dürfe Trump keinesfalls «Verhandlungsmasse» geben und Zugeständnisse machen.

So viel Einigkeit in einer «Arena»? Beef gab es dann doch noch – im doppelten Sinne.

SP-Vize und FDP-Präsident liefern sich Schlagabtausch

Die Hälfte der Sendung war erreicht, da blendete Brotz ein Zitat von Burkart ein. Dieser hatte in einem Interview vorgeschlagen, die Schweiz könnte mit den USA über die Zölle für einzelne US-Produkte verhandeln und zum Beispiel Rindfleisch von den Agrarzöllen ausnehmen, die die Schweiz zurzeit erhebt.

Im Hintergrund lachte Badran auf und rief «also doch verhandeln!». Burkart fuhr ungerührt fort, während sich die SP-Vizepräsidentin bald vor Lachen schüttelte: Die Rindfleischzölle aufzuheben, täte der Schweiz nicht weh, für die USA könne es aber einen Unterschied machen.

Der anschliessende Konflikt entfaltete sich erstaunlicherweise nicht zwischen Burkart und dem SVP-Mann und Landwirtschaftsvertreter Salzmann. Nein, es war Badran, die sich – mittlerweile gefasst – an Burkart richtete. Es sei «lächerlich», zu denken, dass die Schweiz mit einem solchen Vorschlag etwas bewirken könne. Und nochmals:

«Wir verhandeln nicht, das ist das Dümmste, was man machen kann.»
Jacqueline Badran zu Thierry Burkart

Hier hat Badran einen Lachanfall (inklusive Erklärung):

Video: srf

Der FDP-Präsident liess das nicht auf sich sitzen und verteidigte sich damit, dass seine Aussage zu den Rindfleischzöllen lediglich ein Vorschlag unter vielen gewesen sei. Eindringlich fügte er an:

«Wenn wir bei 31 Prozent Zöllen sind, ist das für die Schweiz bedrohlich.»
Thierry Burkart, FDP

Die Politik müsse nun konstruktive Lösungen suchen. Der SP warf er vor, sich nicht daran zu beteiligen.

Burkart: «Ich habe versucht, konstruktiv zu sein, die SP blockt ab»

Video: srf

Deeskalierend im Rindfleisch-Streit wirkte ausgerechnet SVP-Ständerat Salzmann, dem Brotz das Wort erteilt hatte. Er sei zwar nicht erfreut über den Rindfleisch-Vorschlag gewesen, sagte Salzmann, verstehe nun aber, wie Burkart zu dieser Aussage gekommen sei.

Die Trump-Falle

Aber eigentlich wollten sie ja gar nicht verhandeln, die anwesenden Politiker und Politikerinnen. Mitte-Ständerat Benedikt Würth schaltete sich denn auch einmal mahnend in einen Schlagabtausch ein.

«Ich stelle fest: Wir sitzen bereits in einer Trump-Falle.»
Benedikt Würth, Mitte

Tatsächlich schienen die Gäste in der «Arena» bei dem Unterfangen, einen möglichen Umgang mit den Zöllen zu finden, in einer Falle zu stecken.

Denn: Vor der Drohkulisse der hohen Strafzölle liegt die Frage nahe, welchen «Trumpf» die Schweiz aus dem Ärmel ziehen kann, um Trumps Administration zu überzeugen. Gleichzeitig ging die Diskussionsrunde aber einig darin, dass der Bundesrat nicht verhandeln, sondern nur einen «Dialog» führen solle. Das heisst: Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten.

Diese Aufklärungsarbeit geht jedoch von der Prämisse aus, dass Trump nicht weiss, was die Schweiz wirtschaftlich für die USA leistet.

Ob eine Massnahme wie der Zoll-Hammer, die laut Ökonominnen und Ökonomen jeglicher logischen Grundlage entbehrt, also mit guten Argumenten verhindert werden kann, bleibt mehr als fraglich.

Am Ende wird vertagt: Die Diskussionsteilnehmenden verweisen auf kommende «Arena»-Sendungen, um alle angeschnittenen Themen zu vertiefen. Das letzte Wort unter den Gästen behält Badran: «Über Rindfleisch müssen wir dann in einer Agrar-«Arena» nochmals reden.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die ganze Liste: Diese Zölle verteilt Trump
1 / 6
Die ganze Liste: Diese Zölle verteilt Trump
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hier wird Trumps Handelsbeauftragter so richtig zur Sau gemacht
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
288 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Glücklich
12.04.2025 03:56registriert August 2022
‚Die diplomatischen Versuche, Trump umzustimmen, würden ihm nur dabei helfen, sich als Gewinner zu inszenieren, sagte Badran weiter. Es gehe um Macht‘

Genau so ist das und wenn Herr Trump mit seinen Erpressungsversuchen durchkommt, wird dieser ‚Zollstreich‘ der ‚1. Streich‘ aber garantiert nicht der letzte sein. Die, die ihm jetzt in den A.. kriechen, werden es zukünftig bereuen.

Diesem Mann muss man Grenzen setzen auch wenn es kurzfristig weh tut, denn sonst gehen alle ausser Amerika als Verlierer aus diesem Spiel!
36926
Melden
Zum Kommentar
avatar
Menel
12.04.2025 06:13registriert Februar 2015
Der Bundesrat sollte mal einen Psychologen kontaktieren und sich beraten lassen. Trump ist ein Narzisst und die funktionieren komplett anders, als "normale" Menschen. Badrans Vorschläge sind daher gar nicht schlecht, Narzissten ignorieren und nicht auf sie reagieren, ist das schlimmste, was man ihnen antun kann.
34225
Melden
Zum Kommentar
avatar
vanilla
12.04.2025 05:20registriert Juni 2021
❤️ Badran
35067
Melden
Zum Kommentar
288
    Estland erhält sechs US-Mehrfachraketenwerfer

    Estland hat bei einem der grössten Rüstungsgeschäfte seiner Geschichte sechs US-Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars erhalten. Die mobilen Raketensysteme mit einer Reichweite von 300 Kilometer wurden der Armee des an Russland grenzenden EU- und Nato-Landes auf dem Militärflugplatz Ämari übergeben, wie das Estnische Zentrum für Verteidigungsinvestitionen in Tallinn mitteilte. Damit werde eine wichtige Fähigkeitslücke geschlossen.

    Zur Story