Da staunten die Pinguine der Heard und McDonaldinseln nicht schlecht, als sie vom US-Präsidenten höchstpersönlich plötzlich mit Strafzöllen von 10 Prozent belegt wurden. Auch weitere, winzige Inseln finden sich auf Donald Trumps Karton-Tafel wieder. Handelsexperten konnten sich nicht erklären, warum sehr kleine Handelspartner derart abgestraft wurden.
Nun hat der Guardian die Erklärung gefunden: Der Grund sind falsch deklarierte Waren. «Die Handelszölle für winzige australische Territorien, die entweder unbewohnt sind oder angeblich keine Handelsbeziehungen zu den USA unterhalten, wurden offenbar auf der Grundlage falscher Handelsdaten berechnet», schreibt die britische Tageszeitung.
So erhielten in einigen Fällen Waren fälschlicherweise das Label der Norfolkinsel, welche 1600 Kilometer vor Sydney liegen. Tatsächlich seien sie aber von Norfolk, also Grossbritannien, aus verschifft oder nach Norfolk, Virginia in den USA, geliefert worden.
Bleiben wir vorerst beim Beispiel Norfolk. George Plant, der Administrator der Norfolkinsel, sagt gegenüber dem Guardian:
Laut offiziellen US-Angaben haben die Inseln im Jahr 2023 Waren im Wert von 655'000 Dollar in die USA exportiert. Ein Grossteil davon, 413'000 Dollar, gehen auf Lederschuhe zurück. Also hat die britische Zeitung beim einzigen grossen Schuhladen der Inseln nachgefragt. Der Inhaber meint:
Ein Grossteil der etwa 400'000 Dollar für Schuhe ging auf eine einzige Lieferung von 3714 schwarzen Timberland-Schuhen zurück. Der US-Hersteller produziert zwar einen Grossteil seiner Schuhe in Asien, eine Produktionsstätte auf den Norfolkinsel ist allerdings nicht gelistet.
Ähnliche Fälle konnte die britische Zeitung für Lieferungen von den Heard und McDonaldinseln nachweisen. Hierbei handelte es sich wohl um falsch deklarierte Aquarien, Weine und Teile für Recyclinganlagen. Auf der abgelegenen Insel gibt es zwar einen Fischereibetrieb und einige interessante Pinguine, aber keine Recycling-Fabrik.
Der Guardian hat aber eine Lieferung von Teilen für eine PET-Recyclinganlage von Wien (Österreich) nach Kalifornien von 2023 gefunden, bei welcher als Herkunftsort «Vienna, Heard Island and McDonald Islands» deklariert worden war. Der Verdacht liegt hierbei nahe, dass bei der Einfuhr Österreich (Austria) mit Australien (Australia) verwechselt wurde.
Ob sich die Pinguine noch offiziell bei Donald Trump über die Zölle beschweren, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. (leo)