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Trump erhebt Zölle auf winzige Inseln: Dieser Fehler steckt dahinter

Donald Trump erhebt Strafzölle auf winzige Inseln – jetzt ist klar, warum.
Donald Trump hat am Donnerstag diverse Strafzölle erhoben – auch gegen Gebiete, die nachweislich keinen Handel mit den USA treiben.Bild: shutterstock/watson/keystone

Jetzt ist klar, woher Trumps Pinguin-Zölle kommen

04.04.2025, 11:2304.04.2025, 11:25
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Da staunten die Pinguine der Heard und McDonaldinseln nicht schlecht, als sie vom US-Präsidenten höchstpersönlich plötzlich mit Strafzöllen von 10 Prozent belegt wurden. Auch weitere, winzige Inseln finden sich auf Donald Trumps Karton-Tafel wieder. Handelsexperten konnten sich nicht erklären, warum sehr kleine Handelspartner derart abgestraft wurden.

Nun hat der Guardian die Erklärung gefunden: Der Grund sind falsch deklarierte Waren. «Die Handelszölle für winzige australische Territorien, die entweder unbewohnt sind oder angeblich keine Handelsbeziehungen zu den USA unterhalten, wurden offenbar auf der Grundlage falscher Handelsdaten berechnet», schreibt die britische Tageszeitung.

So erhielten in einigen Fällen Waren fälschlicherweise das Label der Norfolkinsel, welche 1600 Kilometer vor Sydney liegen. Tatsächlich seien sie aber von Norfolk, also Grossbritannien, aus verschifft oder nach Norfolk, Virginia in den USA, geliefert worden.

Diese Waren sind betroffen

Bleiben wir vorerst beim Beispiel Norfolk. George Plant, der Administrator der Norfolkinsel, sagt gegenüber dem Guardian:

«Es sind keine Ausfuhren von der Norfolkinsel in die Vereinigten Staaten bekannt.»
FILE - A cow rests near a park bench and trash bins on August 12, 2002 on Australia's remote Norfolk Island. (AP Photo/Rick Rycroft, File)
Trump Tariffs Tiny Targets
Eine Kuh relaxt auf den Norfolkinsel, 1600 Kilometer vor Australien.Bild: keystone

Laut offiziellen US-Angaben haben die Inseln im Jahr 2023 Waren im Wert von 655'000 Dollar in die USA exportiert. Ein Grossteil davon, 413'000 Dollar, gehen auf Lederschuhe zurück. Also hat die britische Zeitung beim einzigen grossen Schuhladen der Inseln nachgefragt. Der Inhaber meint:

«Wir sind ein Schuhgeschäft, das Schuhe an die Touristen verkauft, die die Insel besuchen. Wir exportieren keine Schuhe in die USA und treiben auch sonst keinen Handel mit den USA.»
Manager von Franks Shoesthe guardian

Ein Grossteil der etwa 400'000 Dollar für Schuhe ging auf eine einzige Lieferung von 3714 schwarzen Timberland-Schuhen zurück. Der US-Hersteller produziert zwar einen Grossteil seiner Schuhe in Asien, eine Produktionsstätte auf den Norfolkinsel ist allerdings nicht gelistet.

Schwarze Timberland-Boots
Wurden diese schwarzen Timberland-Boots auf den Norfolkinsel produziert? Vermutlich nicht.Bild: zalando

Die armen Pinguine

Ähnliche Fälle konnte die britische Zeitung für Lieferungen von den Heard und McDonaldinseln nachweisen. Hierbei handelte es sich wohl um falsch deklarierte Aquarien, Weine und Teile für Recyclinganlagen. Auf der abgelegenen Insel gibt es zwar einen Fischereibetrieb und einige interessante Pinguine, aber keine Recycling-Fabrik.

Der Guardian hat aber eine Lieferung von Teilen für eine PET-Recyclinganlage von Wien (Österreich) nach Kalifornien von 2023 gefunden, bei welcher als Herkunftsort «Vienna, Heard Island and McDonald Islands» deklariert worden war. Der Verdacht liegt hierbei nahe, dass bei der Einfuhr Österreich (Austria) mit Australien (Australia) verwechselt wurde.

Ob sich die Pinguine noch offiziell bei Donald Trump über die Zölle beschweren, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. (leo)

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Die Einwohner der McDonaldsinseln reagieren auf Trumps Strafzölle
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144 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
04.04.2025 11:44registriert Juli 2020
Also könnte es auch sein das eigentlich Schweden mit 32% Zoll hätte bestraft werden sollen und nicht die Schweiz 🤣
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Xsa
04.04.2025 11:40registriert Oktober 2021
Das zeigt einmal mehr exemplarisch, wie stupide und planlos die aktuelle US-Regierung vorgeht. Da werden weitreichende, diplomatisch und wirtschaftlich desaströse Schnellschüsse aufgegleist und durch Executive Orders durchgepeitscht - auf Basis absolut lächerlicher "Fakten", die kaum geprüft werden. Ein absolut dilettantischer Haufen, der eine grosse Vision verfolgt und über viel Macht verfügen, aber über diametral wenig Kompetenz.
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En Espresso bitte
04.04.2025 11:31registriert Januar 2019
Egal, die Pinguine sollen jetzt ZÖLLE zahlen, weil sie sind GEMEIN und FIES und tragen besser geschnittene Anzüge als Trump!
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