Die gewinnträchtigen Rohstoffunternehmen Russlands handeln mit Öl, Gas und Metallen und kontrollieren einen wesentlichen Teil der russischen Wirtschaft. Sie erleben seit Jahren ein starkes Wachstum und investieren ihre Gewinne in neue Produktionen und weitere Unternehmen – oft auch im Ausland.
Insbesondere die mineralischen Brennstoffe sind dabei für Russland ein lukratives Geschäft, sie machten 2019 mehr als die Hälfte aller Exportgüter aus. Der wichtigste Handelspartner ist China.
Russland hat laut der Welthandelsorganisation im Jahr 2019 Erdöl im Wert von 190 Milliarden US-Dollar ins Ausland verkauft. Der Rohstoffabbau macht rund ein Drittel des russischen Bruttoinlandproduktes aus.
Weltweit gesehen ist Russland der drittgrösste Öl-Produzent. Etwa jedes zehnte Barrel, das irgendwo auf der Welt konsumiert wird, stammt aus Russland. Ausserdem stammt etwa 40 Prozent des in Europa verbrauchten Gases aus Russland.
Ein wichtiger Player ist Russland auch beim Weizen: Das Land ist der weltweit grösste Weizenlieferant und stellt zusammen mit Ukraine fast ein Viertel der weltweiten Exporte her. Länder wie Ägypten oder die Türkei kaufen über 70 Prozent ihres Weizens in Russland ein.
Die Krise in der Ukraine hatte bisher kaum Einfluss auf den Rohstoffhandel. Russland liefert nach eigenen Angaben weiter Erdgas durch die Transitleitungen in der Ukraine nach Europa. Die Auslastung der Pipeline blieb laut den Angaben von Erdgasförderer Gazprom auf ähnlichem Niveau wie Anfang Februar.
Im Westen wird zwar befürchtet, dass Russland wegen der beispiellosen Sanktionen gegen das Land nach dem Angriff auf die Ukraine den Gashahn abdrehen könnte – die Energiegrossmacht hatte hingegen selbst betont, auch in den grössten Krisen stets zuverlässig geliefert zu haben.
Die EU hat jedoch laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Vorkehrungen für einen möglichen Lieferausfall von russischem Erdgas getroffen. Dazu hat man mit wichtigen Flüssiggasexporteuren wie den Vereinigten Staaten, Katar und Ägypten gesprochen, um deren Lieferungen aufzustocken.
Tatsächlich hat die Sowjetunion selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zuverlässig Gas geliefert – und auch während den Unruhen 2014 blieben die offenen Hähne der Gaspipelines unberührt. Trotz der politischen Verstimmung und dem Ölpreisverfall verzeichnete Russland im Jahr 2014 ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent.
Aber was passiert, wenn Wladimir Putin doch alle Pipelines abschaltet, die russisches Gas in den Westen transportieren? Thane Gustafson, Autor von «Klimat», einem kritischen Buch über russische Energie, sagte gegenüber dem Economist: «Ich halte es überhaupt nicht für unwahrscheinlich, dass Putin über der Ukraine tatsächlich zum Gashahn greift.» Sein Argument: Im Gegensatz zu seinen sowjetischen Vorgängern kann sich der russische Präsident die Kosten eines kurzen Energieschocks leisten.
Laut Berechnungen von Experten dürfte ein solcher Unterbruch einen täglichen Verlust von 203 und 228 Millionen US-Dollar für Gazprom bedeuten. Mit einem Vermögen von rund 600 Milliarden Dollar in den russischen Zentralbankreserven könnte Putin diesen Schlag jedoch über eine gewisse Zeit verkraften. Doch je näher der Frühling kommt, umso weniger ist Europa von Putins Gas abhängig – und desto kleiner wird sein Einfluss entsprechend.
Europa hingegen wäre in einer schwierigen Lage. Laut Dr. Frank Umbach, deutscher Politikwissenschaftler und Forschungsdirektor des europäischen Zenters für Energie und Ressourcensicherheit am King's College, London, würde die europäische Industrie ernsthaft gestört werden: Strom würde rationiert, was möglicherweise zu regelmässigen Blackouts führen würde. Das Fazit in seinem Blog-Beitrag zu diesem Thema ist daher auch: «Europas übermässige Abhängigkeit von russischem Pipelinegas ist zu einer seiner grössten strategischen Schwächen geworden.»
Ich habe noch ganz andere Befürchtungen was Putin alles machen könnte.
Diesen gegenüber ist dies eine der kleineren Befürchtungen.