Bei der Deutschen Bahn wird voraussichtlich von diesem Mittwoch bis nächsten Montag gestreikt. Damit reagiert die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auf ein drittes Angebot der Deutschen Bahn, mit welcher sie seit November in einem Lohnstreik steckt.
Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeitende von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Lohn. Deutsche Bahn weigert sich, die Forderung zu erfüllen, da man sonst zu viel neues Personal gebrauchen würde – in einem Arbeitsumfeld, in welchem Fachkräftemangel herrscht.
Letzten Freitag hat die Deutsche Bahn der Lokführergewerkschaft ein Angebot unterbreitet: Eine Stunde weniger Arbeit bei gleichbleibendem Lohn ab 2026. Ausserdem 4,8 Prozent mehr Lohn ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025. Die Laufzeit des Tarifabschlusses soll 32 Monate betragen. Die Gewerkschaft fordert indessen 555 Euro mehr Lohn pro Monat und eine Laufzeit von 12 Monaten.
Weil die GDL mit dem Angebot der Deutschen Bahn nicht zufrieden ist, wird nun zum vierten Mal im laufenden Tarifkonflikt gestreikt. Bereits im November und Dezember gab es Warnstreiks, diesen Januar folgte dann ein dreitägiger Arbeitskampf.
Wir werfen einen Blick zurück auf vergangene Streiks und was sie bewirkt haben.
Im Frühjahr 2007 forderte die GDL einen eigenständigen Fahrpersonaltarifvertrag für Lokführer, Zugbegleiter und Mitarbeitende der Bordgastronomie. Im vorgestellten Modell waren bessere Arbeitsbedingungen und eine bis zu vierzigprozentige Erhöhung des Grundentgelts vorgesehen. Weil die Deutsche Bahn darauf nicht eingehen wollte, streikten die Gewerkschafter in einem ersten flächendeckenden Warnstreik am 3. und 10. Juli 2007. Bei einer Urabstimmung waren 95,8 Prozent der GDL-Mitglieder für einen Streik am 9. August. Diesen liess die Deutsche Bahn jedoch mittels einstweiliger Verfügung verbieten.
Nachdem die Verhandlungen keine Früchte getragen hatten, wurde erneut zu unterschiedlich lange dauernden Streiks an verschiedenen Daten im Oktober aufgerufen. Dieses Mal waren bloss Nah- und Regionalverkehr davon betroffen.
Als das Landesarbeitsgericht Chemnitz das Streikverbot im Güter- und Fernverkehr zu Beginn des Novembers 2007 aufhob, schwappten die Streiks auch auf diese Bereiche über. Im Güterverkehr wurde während 42 Stunden die Arbeit niedergelegt – und die DB versäumte es, rechtzeitig ein neues Angebot auf den Verhandlungstisch zu legen. Deshalb folgte am 14. November bis zum 17. November der bisher längste Streik mit den grössten Auswirkungen.
Im Januar 2008 einigten sich die Streitparteien darauf, die Tarife um durchschnittlich 11 Prozent zu erhöhen und Einmalzahlungen von 800 Euro zu tätigen. Die Wochenarbeitszeit wurde bei gleichem Lohn von 41 auf 40 Stunden gekürzt. Im April dann stimmte die Mehrheit der Gewerkschafter dem neuen Tarifvertrag zu.
Nachdem ein Streik im bayrischen Nahverkehr im Jahr zuvor gescheitert war, holte die GDL zu einem erneuten Schlag aus. 2011 forderte sie einen Bundes-Rahmen-Lokomotivführertarifvertrag, der die Lohnunterschiede zwischen Deutscher Bahn und Privatbahnen bereinigen sollte. Mit einigen privaten Bahnen konnten Haustarifverträge abgeschlossen werden: Das bedeutete 2 Prozent mehr Lohn für die Lokführer der DB, sowie Verbesserungen in den Bereichen Nachtarbeit, Urlaub und Altersvorsorge.
Auch wenn monatelang gestreikt und geschlichtet wurde, erreichte der Arbeitskampf seine noch höher gesteckten Ziele nicht. Im August 2011 wurde der Boykott unter anderem aufgrund des sinkenden Streik-Enthusiasmus eingestellt.
Im Herbst 2014 forderte die GDL 5 Prozent mehr Lohn für das Zugpersonal, eine Wochenarbeitszeit von 38 statt 39 Stunden, ein Maximum von 50 Überstunden und freie Wochenenden, die mindestens von Freitag 22 Uhr bis Montag 6 Uhr dauerten. Gleich neunmal streikten die GDL-Mitglieder zwischen Herbst 2014 und Mai 2015.
Drei Viertel der Fernzüge konnten nicht verkehren. Während etwa 420 Stunden war das Bahnnetz Deutschlands lahmgelegt deswegen, was für die Deutschen Bahn Umsatzausfälle von mehreren hundert Millionen Euro bedeutete. Ende Juni 2015 konnte man sich in einem Schlichtungsverfahren auf einen neuen Tarifvertrag einigen, der 5,1 Prozent mehr Gehalt und eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden festlegte.
Im Oktober 2021, mitten in der Coronapandemie, forderte die GDL unter anderem eine Gehaltserhöhung über 4,8 Prozent, die Einführung einer verbindlichen Jahresschichtplanung und eine einmalige Coronazulage von 1300 Euro. Im Rahmen dreier Streikwellen wurde insgesamt über 265 Stunden im Güter- und 216 Stunden im Personenverkehr gestreikt.
Die Deutsche Bahn gab nach und man einigte sich auf eine Lohnerhöhung von 3,3 Prozent und die Auszahlung zweier Coronaprämien in einer gesamthaften Höhe von 1000 Euro.
(anb)
(Sorry das ist nicht böse)
Auch hierzulande haben wir viele aus Ostddeutschland. Leider eine ganz andere Einstellung zur Arbeit und Meritokratie als wir.
In Genf streiken die Franzosen am Flughafen und bei der TPG auch jedes Jahr. Wir müssen aufpassen…