Um kurz nach 2 Uhr kletterte der Kurs erstmals über die Marke von 124'000 US-Dollar. In diese Sphären stiess die bekannteste Kryptowährung bisher noch nie vor. In der Folge gab Bitcoin einen Teil der Gewinne wieder ab und fiel auf Kurse von rund 123'000 Dollar zurück.
Für den jüngsten Höhenflug von Bitcoin ist vor allem die kryptofreundliche Politik der US-Regierung unter Donald Trump verantwortlich. Durch den im Juli im US-Kongress verabschiedeten «Genius Act» regulieren die USA Stablecoins (an andere Vermögenswerte wie Fiat-Währungen oder Rohstoffe gekoppelte Kryptowährungen) klarer.
Herausgeber von Stablecoins müssen diese nun vollständig durch Reserven decken können und dies regelmässig nachweisen. Die USA wollen damit den US-Dollar als globale Leitwährung stärken und mehr Vertrauen in digitale Währungen schaffen. Die Bestimmung galt als Meilenstein für den Kryptomarkt.
Obwohl die neuen Regeln grundsätzlich mehr Regulierung vorsehen, sehen Kritiker im Vorgehen Risiken. Unter anderem werde eine Ausweitung des Kryptomarkts Geldwäsche begünstigen, so ein Argument.
Der «Genius Act» ist indes nicht die einzige politische Entwicklung rund um Kryptowährungen. Die US-Regierung will auch veranlassen, dass US-Altersvorsorgeinstitutionen Kundengelder künftig auch in Kryptoassets investieren dürfen. Das Vorhaben wird derzeit geprüft. Sollte es umgesetzt werden, könnte dies den Bitcoin-Kurs ein weiteres Mal befeuern: Die gesamten US-Altersvorsorgegelder betragen derzeit um die 12,5 Billionen (!) US-Dollar.
Die meisten Altersvorsorgepläne der Amerikaner bestehen auch heute schon aus Aktien- und Anleiheninvestitionen. Reine Sparkonten sind weniger verbreitet. Die US-Regierung will die Altersvorsorge mit der Öffnung für Investitionen in Kryptowährungen und auch Immobilien lukrativer machen. Allerdings würde damit auch das Risiko in den Portfolios erhöht.
Seit Jahresbeginn hat Bitcoin fast 32 Prozent an Wert gewonnen. Als einer der stärksten Kurstreiber gilt die kryptofreundliche US-Regierung unter Donald Trump. Der bezeichnete sich selbst als «Krypto-Präsident» und machte sich für eine Regulierung stark, die der Kryptobranche in die Karten spielt. Zuletzt hatten Pläne der US-Regierung, das System der privaten Altersvorsorge für riskante Anlagen in Digitalwährungen zu öffnen, Bitcoin Auftrieb verliehen.
Händler begründeten den Kursanstieg mit einer wachsenden Nachfrage institutioneller Investoren. Auch Kryptowährungen profitierten von einer allgemein freundlichen Stimmung an den Märkten mit Kursgewinnen an den US-Aktienbörsen. Mittlerweile wird fest mit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed im September gerechnet, nachdem jüngste Daten vom amerikanischen Arbeitsmarkt überraschend schwach ausgefallen waren.
«Als Zünglein an der Waage fungiert die Zuversicht auf sinkende Kapitalmarktzinsen jenseits des Atlantiks», kommentierte Analyst Timo Emden von Emden Research. Da Bitcoin keine Marktzinsen abwirft, sorgt die Aussicht auf fallende US-Leitzinsen für eine stärkere Nachfrage nach Kryptowährungen.
Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt nach dem jüngsten Kursanstieg einer Aufstellung des Anbieters CoinMarketCap zufolge bei rund 2,5 Billionen Dollar. Bitcoin dominiert damit weiter den Markt der Digitalwährungen. Dieser kommt derzeit auf einen Gesamtwert von knapp 4,2 Billionen Dollar.
Bitcoin befindet sich aufgrund der politischen Entwicklungen seit Wochen auf einem Höhenflug. Jüngst noch stärker im Kurs angestiegen, ist die zweitbekannteste Kryptowährung Ethereum. Auch diese kratzt seit kurzem am Höchststand, welcher im November 2021 erreicht wurde. Doch sie ist auch ein Beweis für die immer noch existierende Volatilität von Kryptos – nach Donald Trumps «Liberation Day» im April, wo er seine Zölle gegen die Welt ankündigte, stürzte Ethereum auf unter 1600 US-Dollar ab. Innert vier Monaten stieg der Kurs nun auf über 4700 Dollar.
(rbu/con) mit Material von awp/sda/dpa