Der britische «Guardian» berichtet, dass auch der Namen des U2-Frontmanns Bono Vox in den Paradise Papers auftaucht. Er soll an einer in Malta registrierten Firma namens Nude Estates beteiligt gewesen sein, welche in ein Einkaufszentrum in Litauen zu investieren. Nude Estates erwarb für rund 6,6 Millionen Franken ein Shopping-Center in der Stadt Utena, 97 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vilnius. Die Immobilie wurde in den Besitz einer litauischen Tochtergesellschaft von Nude Estates übertragen. 2012 wurde das Geschäft einer Firma namens Nude Estates 1 auf der englischen Kanalinsel Guernsey übertragen, die 2015 aufgelöst wurde. Eine Sprecherin des U2-Sängers sagte gegnüber dem «Guardian»: «Bono war ein passiver Minderheitsinvestor in Nude Estates Malta, welche dort legal registriert war.»
#ParadisePapers – im neusten Offshore-Datenleak taucht auch die Queen auf
Darum geht es
- Fast 400 Journalisten von 97 Medienorganisationen in 67 Ländern haben ein riesiges Datenleck ausgewertet.
- Die 13 Millionen ausgewerteten Dokumente stammen knapp zur Hälfte aus Beständen der Anwaltskanzlei Appleby. Ihre 200 Anwälte sind hauptsächlich auf den Karibikinseln Bermudas und Cayman Island domiziliert.
- Der Rest der Dokumente stammen aus Firmenregistern von insgesamt19 Offshore-Oasen in aller Welt. Auch Dokumente eines Trusts namens Asiatici wurden ausgewertet.
- In der Schweiz waren der «Tages-Anzeiger» und die «SonntagsZeitung» an den Recherchen beteiligt. Unter anderem sollen die Namen von SBB-Präsidentin Monika Ribar und Glencore-CEO Ivan Glasenberg in den Papieren auftauchen.
- International bekannte Namen sind US-Aussenminister Rex Tillerson, Queen Elizabeth II. und Prince Charles.
Wie Bono ein Shopping-Center in Litauen kaufte
Der britische «Guardian» berichtet, dass auch der Namen des U2-Frontmanns Bono Vox in den Paradise Papers auftaucht. Er soll an einer in Malta registrierten Firma namens Nude Estates beteiligt gewesen sein, welche in ein Einkaufszentrum in Litauen zu investieren. Nude Estates erwarb für rund 6,6 Millionen Franken ein Shopping-Center in der Stadt Utena, 97 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vilnius. Die Immobilie wurde in den Besitz einer litauischen Tochtergesellschaft von Nude Estates übertragen. 2012 wurde das Geschäft einer Firma namens Nude Estates 1 auf der englischen Kanalinsel Guernsey übertragen, die 2015 aufgelöst wurde. Eine Sprecherin des U2-Sängers sagte gegnüber dem «Guardian»: «Bono war ein passiver Minderheitsinvestor in Nude Estates Malta, welche dort legal registriert war.»
Trudeau-Berater soll Steuern hinterzogen haben
Gemäss einem Bericht des «Tages-Anzeigers» (kostenpflichtiger Artikel) soll ein enger Vertrauter des kanadischen Premiers Justin Trudeau (Bild) in fragwürdige Trusts-Deals verstrickt sein. Der Berater, Stephen Bronfman, ist heute der heute Finanzchef in Trudeaus Liberaler Partei ist und gehört einer der reichsten Familien Kanadas an. Zusammen mit seinem Partner, dem liberalen Ex-Senator Leo Kolber, nutzte Bronfman Konstrukte auf den Cayman Islands, um so mehrere Dutzen Millionen US-Dollar des Familienvermögens zu parkieren. Die kanadischen Steuerbehörden hatten keinen Zugriff auf das Geld. Dadurch sind dem kanadischen Staat durch ein kompliziertes Konstrukt von Briefkastenfirmen womöglich Millionen Dollar an Steuern entgangen. Weder Trudeau noch sein Berater haben sich laut dem «Tages-Anzeiger» auf Anfrage dazu geäußert.
Hinweise auf die Queen
So versteckst du dein (dreckiges) Geld
How to hide your cashhttps://t.co/lig25C5o6s#ParadisePapers pic.twitter.com/i5nToqlubZ
— BBC News (World) (@BBCWorld) 5. November 2017
Die Putin-Connection von Trumps Handelsminister
Gemäss den «Paradise Papers» soll Donald Trumps Handelsminister Wilbur Ross mithilfe eines komplexen Geflechts von Offshorefirmen Anteile an der Reederei Navigator halten. Sie transportiert für den staatsnahen, russischen Energiekonzern Sibur Flüssiggas nach Europa.
Auch die Schweiz betroffen
13 Millionen Dokumente, fast 400 Journalisten
Here we go: PARADISE PAPERS is the thing we sat on 4 a year. 13 million docs, 380+ journos, 97 media orgs, 67 countries: paradisepapers.de
— Bastian Obermayer (@b_obermayer) November 5, 2017
Auf Twitter machen unter dem Hashtag #ParadisePapers Ankündigungen die Runde, nach denen heute Abend verschiedene Medien aus mehreren Ländern Recherchen zu Offshore-Daten veröffentlichen wollen.
Das «International Consortium of Investigative Journalists» (ICIJ) veröffentlichte auf seinem Twitter-Kanal ein kurzes Video, indem Direktor Gerald Ryle ankündigte, das die Muster, welche man bereits bei den «Panama Papers» gesehen habe, sich in den neusten Enthüllungen wiederholen sollen: «Die Dokumente sprechen für sich selber», so Ryle.
"The documents speak for themselves." - ICIJ's director Gerard Ryle on our upcoming project. Sign up: https://t.co/NLua7AyzpH #PanamaPapers pic.twitter.com/T5PBDaqhFy
— ICIJ (@ICIJorg) 5. November 2017
Das ICIJ, ein internationales Netzwerk, in dem über 200 investigative Journalisten zusammengeschlossen sind, hat schon bei den Enthüllungen rund um die Panama Papers eine zentrale Rolle gespielt. Damals veröffentlichten internationale Medien Dokumente aus den Beständen der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama. Als Folge der teilweise illegalen Offshore-Konstrukte, welche mithilfe der Dokumente enthüllt wurden, traten unter anderem der isländische Premierminister zurück.
Wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» berichtet, soll es sich bei den #ParadisePapers um Dokumente aus Beständen der Anwaltskanzlei Appleby handeln. Appleby ist unter anderem auf den Karibikinseln Bermudas und Cayman Islands domiziliert und beschäftigt insgesamt 470 Mitarbeiter, darunter 200 Anwälte. Die Firma hatte bereits am 27. Oktober in einer Mitteilung geschrieben, dass sie Anfragen von Journalisten des ICIJ erhalten habe.
Ohne das Datenleck konkret zu bestätigen, kommt die Erklärung von Appleby alles andere als wie ein Dementi daher. Die Kanzel zeigt sich «enttäuscht, dass Medienschaffende Informationen publizierten könnten, die möglicherweise aus illegal beschafftem Material stammen und dazu führen könnten, dass sich unschuldige Parteien mit einem Verstoss gegen den Datenschutz konfrontiert sehen.»
Die Kanzlei betont, man habe die Anschuldigungen des ICIJ und seiner Partner überprüft und sei zum Schluss gekommen, dass diese Anschuldigungen auf einem mangelhaften Verständnis der legitimen und legalen Strukturen des Offshore-Banking-Sektors beruhten. Sollte es zu einer Untersuchung durch Strafverfolgungsbehörden kommen, werde man jederzeit vollständig mit diesen kooperieren. (cbe)