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Trumps Wirtschaftspolitik: Zwischen Gier und Hass

Bannon, Trump, Musk (Combo)
Bild: Keystone/watson
Analyse

Trumps Wirtschaftspolitik: Zwischen Gier und Hass

Die Trumponomics sind voller Widersprüche.
12.01.2025, 12:3712.01.2025, 14:30
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In der Theorie sieht die Wirtschaftspolitik von Donald Trump ganz einfach aus. Peter Navarro, sein einflussreicher Wirtschaftsberater, formuliert die Grundsätze in der «Financial Times» wie folgt:

«Einfuhrzölle werden das amerikanische Handelsdefizit schmälern und dafür sorgen, dass das Bruttoinlandprodukt wächst. Gleichzeitig wird so verhindert, dass US-Vermögenswerte ins Ausland abfliessen. Die Investitionen in die einheimische Wirtschaft nehmen zu und die Lieferketten werden stabiler und resilienter, die Reallöhne werden steigen, die Inflation fällt, und unsere Nation wird sicherer werden. Das ist die Essenz der Maganomics.»
Peter Navarro speaks before Republican presidential nominee former President Donald Trump at a campaign rally at Greensboro Coliseum, Tuesday, Oct. 22, 2024, in Greensboro, N.C. (AP Photo/Julia Demare ...
Erklärt die Trumponomics: Peter Navarro.Bild: keystone

Mit dieser rosigen Sicht der Dinge ist Navarro zwar meilenweit von der klassischen Ökonomie entfernt. Diese hält nach wie vor an der von David Ricardo schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten Theorie fest, wonach ein möglichst zollfreier Handel allen beteiligten Nationen nützt. Gleichzeitig trifft Navarro jedoch den Puls der MAGA-Meute perfekt. So erklärt Steve Bannon, der ehemalige Chefstratege Trumps und die wohl wichtigste Stimme der MAGA-Meute, ebenfalls in der «Financial Times»:

«In der MAGA-Bewegung und ebenfalls im inneren Kreis von Trump ist die Meinung weitverbreitet, wonach die neoliberale Wirtschaftstheorie versagt hat und die Thesen von Ricardo irrelevant geworden sind. Wir befinden uns in einem populistisch-nationalistischen Kampf.»

Auch das tönt zunächst plausibel, entspricht jedoch nur beschränkt der Wirklichkeit. Nicht nur die MAGA-Meute stellt nämlich ihre Forderungen an den wiedergewählten Präsidenten. Trump muss gleich drei Gruppen unter einen Hut bringen, deren Interessen sich nur teilweise überschneiden, ja teilweise in offenem Widerspruch zueinander stehen.

Zu nennen sind da zunächst die traditionellen Wirtschaftsvertreter der Grand Old Party, die ihren Glauben an Ricardo noch nicht aufgegeben haben. Sie sind an den zentralen Schalthebeln der Macht zu finden: Der ehemalige Hedge-Fund-Manager Scott Bessent ist als Finanzminister nominiert. Kevin Hassett, ein renommierter Ökonom, ist oberster Wirtschaftsberater, Howard Lutnick, ebenfalls ein erfolgreicher Financier, ist als Handelsminister vorgesehen, während Doug Burgum, der ehemalige Gouverneur von North Dakota und erfolgreicher Unternehmer, im Innenministerium für Ordnung sorgen soll.

FILE - Republican presidential nominee former President Donald Trump, left, listens as investor Scott Bessent speaks on the economy in Asheville, N.C., Aug. 14, 2024. (AP Photo/Matt Kelley, File)
Muss die Märkte beruhigen: Scott Bessent.Bild: keystone

Diese Ernennungen haben an der Wall Street für grosse Erleichterung gesorgt. Der «Economist» zitiert einen altgedienten Diplomaten in Washington mit den Worten: «Trump hat den Clown-Zirkus von der Wirtschaft ferngehalten.»

Vor allem Finanzminister Bessent soll dafür sorgen, dass die von Trump bereits angekündigten Strafzölle möglichst nicht schlagartig, sondern in homöopathischen Dosen eingeführt werden.

Nicht nur die traditionellen Republikaner und die MAGA-Meute liegen sich in den Haaren, eine dritte Gruppe macht ihre Interessen ebenfalls geltend, und zwar lauthals: die Tech-Oligarchen. Ihr Wortführer Elon Musk wird bereits als «eigentlicher Präsident» bezeichnet und weicht seit Wochen nicht mehr von Trumps Seite.

Zwischen den Tech-Oligarchen und der MAGA-Meute ist bereits ein offener Kampf entbrannt. Es geht dabei um die H1-B-Visa. Damit kann die Regierung ausländische Fachkräfte ins Land lassen, allerdings verknüpft mit Bedingungen. So kann beispielsweise der Arbeitgeber nur beschränkt gewechselt werden.

Steve Bannon speaks during the New York Young Republican Club's annual gala at Cipriani Wall Street, Sunday, Dec. 15, 2024, in New York. (AP Photo/Yuki Iwamura)
Legt sich mit Elon Musk an: Steve Bannon.Bild: keystone

Für die Tech-Oligarchen sind diese Visa geradezu überlebenswichtig. Nur mit Software-Ingenieuren aus Asien sei der technische Vorsprung auf China aufrechtzuerhalten, argumentiert etwa Musk und setzt dabei einmal mehr auf die Macht seiner Plattform X.

Für MAGA-Wortführer Bannon hingegen sind die H1-B-Visa ein Mittel, um amerikanischen Fachkräften Jobs zu verweigern und indirekt die Löhne zu drücken.

Nicht nur Musk legt sich für diese Visa ins Zeug. In Mar-a-Lago wimmelt es derzeit von hochkarätigen Vertretern aus dem Silicon Valley. Der extrem einflussreiche Venture-Kapitalist Marc Andreessen etwa verbringt mehr Zeit in Florida als in Kalifornien, ebenso David Sacks, ein ehemaliges Mitglied der berüchtigten «PayPal-Mafia». Dieser ist als Zar für den Bereich der Künstlichen Intelligenz vorgesehen.

Andere Mitarbeiter von Andreessen sollen ebenfalls an Schlüsselstellen der Tech-Industrie eingesetzt werden. Sie alle sind Anhänger einer techno-libertären Weltanschauung, die nur wenig Berührungspunkte zur populistisch-nationalistischen Ideologie von Bannon und der MAGA-Meute aufweist.

Überspitzt lässt sich sagen, dass sich zwischen den Tech-Oligarchen und der MAGA-Meute ein Kampf zwischen Gier und Hass entwickelt. Die Auseinandersetzung um die H1-B-Visa sind dabei ein erstes Vorgeplänkel, das sich jedoch rasch zu einem eigentlichen Macht- und Kulturkampf entwickeln kann.

Marc Andreessen
Tech-Oligarch Marc Andreessen.

Die Tech-Oligarchen setzen dabei auf die Effizienz der Roboter und der künstlichen Intelligenz, dank deren sie ihren bereits unvorstellbaren Reichtum noch weiter vermehren können. Diese Hoffnungen sind berechtigt. Das Vermögen von Musk beispielsweise ist seit der Wiederwahl von Trump von rund 250 Milliarden Dollar auf über 400 Milliarden Dollar angeschwollen.

Die populistischen Nationalisten in der MAGA-Meute fürchten zu Recht, dass dieser absurde Reichtum auf ihre Kosten erwirtschaftet wird. Es sind ihre Jobs, die vernichtet werden. Einen Vorgeschmack dieser Entwicklung erleben bereits die Hafenarbeiter, deren Arbeitsplätze zunehmend automatisiert werden.

Trump hat sich in diesem Konflikt bisher auf die Seite der Tech-Oligarchen gestellt, allerdings unverbindlich. Er macht vor allem das, was er meisterlich beherrscht, wenn Unbill droht: Er lenkt ab. Deshalb bringt er neuerdings eine Vereinigung der USA mit Kanada ins Spiel, oder er droht, Grönland und den Panamakanal notfalls mit militärischen Mitteln zu erobern.

Einmal mehr scheint Trumps Ablenkungsmanöver aufzugehen. Der Kulturkampf zwischen Gier und Hass ist schon wieder fast in Vergessenheit geraten. Die imperialistischen Wunschträume des wiedergewählten Präsidenten hingegen beherrschen die Schlagzeilen, zumindest vorläufig.

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112 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gurgelhals
12.01.2025 12:57registriert Mai 2015
Was die drei widersprüchlichen Fraktionen wiederum vereint ist die Tatsache, dass sie zusammen so eine Art Horror-Hydra der übelsten und zerstörerischsten Auswüchse rechter Ideologien des 20. Jh. bilden:

- Die Maga-Meute sind ein nationalistisch-rassistisch-faschistischer Mob à la Hitler/Mussolini.
- Die Silicon Valley Techbros sind Anarchokapitalisten à la Ayn Rand.
- Die klassischen GOP-Neocons sind Neoliberale à la Thatcher/Reagan.

Da kann man echt nur hoffen, dass dieses Monstrum an seinen ideologischen Sollbruchstellen bald wieder auseinander bricht. Weil sonst wird's so richtig übel.
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Ktwo
12.01.2025 12:46registriert Februar 2024
Man fragt sich dann halt, warum Trump seine Bibeln in China produzieren lässt.

Und wieso muss man sich zwischen Gier und Hass entscheiden, wenn man beides haben kann?
Präsident Musk wirds schon richten.
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Fred_64
12.01.2025 13:21registriert Dezember 2021
Ich komme nun wirklich nicht mehr nach???
Diese konservativ-nationalistische Bewegung der SVP, von Trump und alle diese rechten Typen wettern gegen eine neoliberale Weltordnung und -wirtschaft.
Gleichzeitig senken sie Steuern, holen ausländische Unternehmen und Arbeiter rein und reduzieren Vorschriften.
Das Einzige, was alle auch noch machen, sie sagen dass ihr Land das Beste der Welt ist und alle Ausländer zu nichts zu gebrauchen sind.
Dann gehen diese Nationalisten mit anderen Nationalisten ins Bett, für einen weltweiten Nationalismus.
Bin ich nun einfach zu dumm oder sind es die anderen?
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