Diverse Ökonomen glaubten zu Beginn des Jahres noch, die USA seien für mögliche Schwankungen unter Trumps Präsidentschaft gut gerüstet. Grund dafür ist der «mächtige US-Verbraucher», also die privaten Konsumentinnen und Konsumenten, die mit ihrer Ausgabefreudigkeit bislang für anhaltendes Wirtschaftswachstum gesorgt haben. Sie sind sehr stark für die gute Ausgangslage der USA mitverantwortlich.
Doch Donalds Trump aggressive Zollpolitik sorgte weltweit für erhebliche Unsicherheiten, was zu einem Rückgang des Verbrauchervertrauens und der Unternehmensinvestitionen führte. Die US-Bank JPMorgan schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession derzeit auf 60 Prozent. Der Internationalen Währungsfonds (IWF) senkte seine Wachstumsprognose für 2025 in den USA von 2,7 Prozent auf 1,8 Prozent, während die OECD einen Rückgang von 2,8 auf 2,2 Prozent prognostizierte.
Seit der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident im Januar kennt der Kurs des Dollar tendenziell nur eine Richtung: nach unten. In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit hat die amerikanische Währung im Handel mit dem Franken etwa zehn Prozent an Wert verloren. Mitte April lag er mit 0,809 zwischendurch gar auf einem Rekordtief.
Zwar profitiert die US-Exportwirtschaft durchaus von einem schwachen Dollar, dennoch überwiegen die negativen Auswirkungen: steigender Inflationsdruck, sinkendes Vertrauen in US-Finanzmärkte und die potenzielle Erosion der globalen Führungsrolle des US-Dollars.
Trumps Zollpolitik hatte in den letzten Monaten auch grosse Auswirkungen auf die Börse. Anleger sind wegen der ständigen Kurswechsel der US-Regierung auf breiter Front verunsichert, was beim renommierten Dow-Jones-Index in den letzten Wochen zu einem ständigen Auf und Ab führte.
Zwischendurch steuerte der Index gar auf den schlechtesten April seit 1932 zu. Mittlerweile ist es aber erneut zu einer Erholung gekommen, insbesondere nachdem die Regierung signalisierte, einige Zölle zu überdenken. Dennoch bleibt die Lage angespannt, und die Märkte reagieren weiterhin sehr empfindlich auf politische Entscheidungen und Ankündigungen der Trump-Regierung.
Die Inflation in den USA hat sich seit ihrem 40-Jahres-Hoch im Sommer 2022 deutlich abgekühlt. Doch der Weg zurück zur Normalität verlief langsam und holprig. Im Januar stiegen die beiden wichtigsten Inflationskennzahlen – der Consumer-Price-Index und der Producer-Price-Index – aber wieder leicht an, vor allem aufgrund der weiterhin hohen Preise für Lebensmittel und Energie
Dennoch ist die Inflationsrate von 3,0 Prozent im Januar unter Trump nun aber auf 2,4 Prozent im März gesunken. In den letzten Wochen haben sich die Sorgen aber wieder verstärkt, dass Trumps Zollpolitik die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher wieder in die Höhe treiben und die Inflation so wieder ankurbeln könnte.
Bereits seit über einem Jahr sind die Eierpreise in den USA zum Symbol der Inflation geworden. Zusätzlich angetrieben durch den Produktionsrückgang aufgrund des verheerenden Ausbruchs der Vogelgrippe sind die Preise in den letzten Monaten extrem stark angestiegen. Im März 2025 erreichte der Durchschnittspreis für ein Dutzend Eier mit 6,23 US-Dollar einen historischen Höchststand.
Die hohen Eierpreise belasten das Budget vieler Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen stark. Längst sind sie auch zum Politikum geworden: Präsident Trump, der bereits im Wahlkampf versprochen hatte, die Lebenshaltungskosten wieder deutlich zu senken, sieht sich mit immer grösserer Kritik konfrontiert. Bei jeder Gelegenheit versucht er nun, die Schuld an den hohen Eierpreisen seinem Vorgänger Joe Biden in die Schuhe zu schieben.
Ähnlich empfindlich wie bei den Eierpreisen sind die Amerikanerinnen und Amerikaner, wenn es um die Autopreise geht. Im Dezember 2024 kratzten die durchschnittlichen Kosten für einen Neuwagen gefährlich nahe an der 50'000-Dollar-Marke. 2021 erhöhten sich die Fahrzeugpreise wegen der Beeinträchtigung der globalen Lieferketten während der Corona-Pandemie. Zuletzt hat sich die Lage zwar wieder etwas entspannt, wegen der US-Zollpolitik wird aber befürchtet, dass die Preise erneut steigen könnten.
Dabei bereiten die hohen Autopreise den Amerikanerinnen und Amerikanern bereits jetzt Probleme: Die teureren Neu- und Gebrauchtwagen sind mit höheren Monatsraten verbunden, die für die Autohalterinnen und -halter immer schwieriger zu bezahlen sind. Denn die Lohnentwicklung in den USA hinkt der Inflation immer noch deutlich hinterher.
Die grosse Krise auf dem amerikanischen Wohnungsmarkt, die mit der Corona-Pandemie ihren Anfang genommen hatte, hat sich im vergangenen Jahr nach einem hoffnungsvollen Start wieder verschärft. Der durchschnittliche Zinssatz für eine 30-jährige Festhypothek liegt derzeit bei rund 6,8 Prozent. Auch deshalb sanken die Verkäufe bestehender Einfamilienhäuser auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008.
Der mediane Verkaufspreis für neu verkaufte Häuser ist zwar wieder etwas gefallen, mit 403'600 Dollar liegt er aber weiterhin deutlich höher als noch vor der Corona-Pandemie. Und er könnte in Zukunft wieder steigen: Die Einführung von Zöllen auf chinesische Baumaterialien hat bereits zu einer signifikanten Erhöhung der Baukosten geführt. Schätzungen der National Association of Home Builders (NAHB) zufolge sind die Kosten für den Bau eines Hauses seit Jahresbeginn um 6,3 Prozent (etwa 10'900 US-Dollar) gestiegen.
Die Arbeitslosenquote in den USA ist seit Jahresbeginn leicht gestiegen und liegt aktuell bei 4,2 Prozent. Gemäss Trading Economics ist die Zahl der Arbeitslosen seit Anfang Januar um fast 300'000 auf 7,1 Millionen gestiegen. Einen grossen Anteil am Anstieg hat Elon Musks Sparbehörde DOGE: Gemäss CNBC wurden seit Trumps Amtsantritt über 280'000 Bundesangestellte entlassen.
Zwar wurden im neuen Jahr in den ersten drei Monaten im Industrie- und Dienstleistungssektor auch 345'000 neue Jobs geschaffen, längst nicht alle entlassenen Bundesangestellten dürften aber wieder einen Job gefunden haben. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im weiteren Verlauf des Jahres weiter ansteigen: Der US-amerikanische Finanzdienstleister rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote bis Ende 2025 auf rund 5,0 Prozent ansteigen wird.
Ein bedeutender Wirtschaftszweig ist in den USA auch der Tourismus. Allein im Jahr 2024 trug die Reise- und Tourismusbranche rund 2,36 Billionen US-Dollar zur US-Wirtschaft bei, was etwa 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht.
Mit Ausnahme der Corona-Pandemie sind die Einreisen aus Übersee im Vergleich zum Vorjahresmonat in den letzten Jahren stets gestiegen, seit Amtsübernahme von Donald Trump sind sie allerdings erstmals rückläufig. So verzeichnete die International Trade Administration im März 2025 11,6 Prozent weniger internationale Einreisen aus Übersee als noch im März 2024.
Eine Krise möchten Experten aber noch nicht heraufbeschwören. 2024 lagen die Osterfeiertage anders als in diesem Jahr im März und nicht im April und für die Sommer-Monate wird derzeit nicht mit einem grossen Einbruch in der Tourismus-Branche gerechnet. Dennoch sagt Adam Sacks, Präsident von Tourism Economics, zuletzt gegenüber der «Financial Times»: «Es verändert sich gerade etwas. Und es ist eine Reaktion auf Trump.»
Aber eigentlich macht er nur die Nebelkerze und es sind 100 Tage Project 2025.