International
Wirtschaft

Nestlé will Wasser aus Naturparadies in Florida abpumpen

Ginnie Springs Florida Nestle
Kristallklares Wasser: Die Ginnie Springs in Nordflorida.Bild: shutterstock

Nestlé will Wasser aus Naturparadies in Florida abpumpen – Umweltschützer laufen Sturm

Im Norden Floridas will Nestlé Wasser aus dem einzigartigen Ökosystems des Santa Fe River entnehmen und in Flaschen abfüllen. Umweltschützer laufen Sturm. Der Konzern betont, sich an die geltenden Gesetze halten zu wollen – doch die lokalen Behörden haben Fragen.
30.08.2019, 16:5431.08.2019, 14:05
Mehr «International»

Die Ginnie Springs sind ein beliebter Ausflugsort entlang des Santa Fe Rivers. Familien verbringen hier ihre Tage mit Schnorcheln, Grillieren und Schwimmen und Instagramer posieren auf dem kristallklaren Wasser der kleinen Seen, die von unterirdischen Quellen gespeist werden.

Doch nun stehen die idyllischen Quellen im Zentrum einer Kontroverse. Ausgelöst wurde diese von Plänen des Schweizer Lebensmittel-Multis Nestlé. Dieser will das Quellwasser in PET-Flaschen abfüllen und an den Mann bringen. Geplant ist eine Entnahme von 4.1 Millionen Liter – pro Tag.

Lokale Umweltschützer befürchten nun, dass dies zu irreparablen Schäden am Ökosystem des Santa Fe River führen wird. Dieser befindet sich wegen zu grosser Wasserentnahme bereits in einem kritischen Zustand und die Behörden haben 2014 eine Strategie zur Regenerierung verabschiedet.

Besonders gross ist bei den Umweltschützern die Sorge um die 11 einheimischen Schildkrötenarten, welche besonders sensibel auf Veränderungen in der Wasserhöhe und der Fliessstärke von Flüssen reagieren. Diese Artenvielfalt an Schildkröten ist in Nordamerika einzigartig.

Wie der Guardian berichtet, stützt sich Nestlé bei seinen Plänen auf die lokale Firma Seven Springs, die bereits über eine Lizenz für die Ginnie Springs verfügt. Doch die durch Nestlé geplante Wasserentnahme ist mehr als vier Mal grösser als die Menge, die Seven Springs bisher abgepumpt hat.

Damit Nestlé seine Pläne umsetzen kann, muss zuerst die Lizenz des lokalen Partner Seven Springs verlängert werden. Mit Online-Petitionen versuchen Umweltschützer, die Pläne zu stoppen. Sie haben sich an die zuständige Behörde «Suwannee River Water Management» gewandt.

Noch ist dort keine Entscheidung gefallen. Eine Sprecherin sagte gegenüber dem Guardian, die Behörden habe Bedenken bezüglich der ökologischen Auswirkungen. Eine erste Antwort von Seven Springs auf offene Fragen der Behörden ist offenbar ungenügend ausgefallen. Jetzt müssen Nestlé und Seven Springs ausführlichere Berichte zu den Folgen für das Ökosystems des Santa Fe River nachliefern.

Doch Nestlé meint es ernst mit seinen Plänen und hat bereits eine Fabrik in unmittelbarer Nähe zur Quelle gekauft. Dort soll das Wasser in Plastikflaschen abgefüllt werden. Ein Sprecher sagte gegenüber dem Guardian, die Sorge der Umweltschützer und Behörden seien unbegründet. Nestlé werde sich an alle Vorschriften halten und habe ein ureigenes Interesse daran, nachhaltig mit dem Quellwasser umzugehen. (cbe)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
World Water Day: 20 Bilder zeigen, wie kostbar Wasser ist
1 / 22
World Water Day: 20 Bilder zeigen, wie kostbar Wasser ist
Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März begangen.
quelle: x02594 / soe zeya tun
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nestlé immer wieder in der Kritik. Das ist die Geschichte
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
132 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Provinzprinz
30.08.2019 17:15registriert März 2019
"Nestlé werde sich an alle Vorschriften halten und habe ein ureigenes Interesse daran, nachhaltig mit dem Quellwasser umzugehen" ... ich sagen nur Stichwort Vittel und div. Afrikanische Quellen ... Nachhaltig sieht anders aus! Ich versuche deshalb möglichst keine Nestle Produkte zu kaufen...
100134
Melden
Zum Kommentar
avatar
Elephant Soup slow cooker recipes
30.08.2019 17:17registriert Februar 2019
Tolles Schweizer Traditionsunternehmen. Hui sind wir alle stolz.
90636
Melden
Zum Kommentar
avatar
RicoH
30.08.2019 17:25registriert Mai 2019
Ein Sprecher sagte gegenüber dem Guardian, die Sorge der Umweltschützer und Behörden seien unbegründet.

Auf diesen Grundsatz sollte man Nestlé festnageln. Im Vertrag sollte eine Busse von 100 Mia. Dollar vorgesehen werden, falls auch nur die geringste Veränderung des Ökosystems festgestellt werden sollte.

Bin sicher, dass sich Nestlé auf einen solchen Deal nie einlassen würde.
70719
Melden
Zum Kommentar
132
«Der Trump-Schock könnte ein Segen für Europa sein»
Warum Deutschland eine neue wirtschaftliche Identität braucht, Europa seine Investitionen in Innovation verdreifachen muss und Donald Trump eine Eintrittsgebühr in den US-Konsummarkt verlangt, erklärt Samy Chaar, Chefökonom der Privatbank Lombard Odier.

Herr Chaar, wir haben uns vor fünf Jahren zum letzten Mal gesprochen. Schon damals haben Sie vorausgesagt, dass Deutschland Probleme bekommen wird. Congrats, Sie hatten recht. Wie sehen Sie die Situation heute?
Samy Chaar: Danke, danke, ich habe mich in meiner Karriere auch öfter mal geirrt. Was Deutschland betrifft: Es gibt immer noch Hoffnung. Aber die Deutschen müssen endlich die richtigen Massnahmen ergreifen.

Zur Story