Kritische Worte gegenüber dem US-Präsidenten von seinem eingeschweissten Kreis waren bis vor kurzem eine Seltenheit. Doch nun äussern sich Vertraute vermehrt kritisch gegenüber Trumps Politik, sei es zu den Zöllen oder zur Migrationspolitik.
Milliardär und Trump-Buddy Elon Musk hielt sich zuerst mit Aussagen zu Trumps Zöllen zurück. Die Zölle schaden den Unternehmen des Doge-Chefs massiv – die Aktie seines Unternehmens Tesla sank weiter nach unten. Der reichste Mann der Welt machte gemäss Zahlen von «Forbes» innert weniger Stunden einen Milliardenverlust.
Musk scheint aber kein Freund dieser Zölle zu sein. So sprach er sich in einer Videobotschaft beim Parteitag der rechtspopulistischen italienischen Partei «Lega» in Florenz am 5. April für eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika aus. Man solle idealerweise zu einer «Null-Zoll-Situation» übergehen, erklärt Musk. «Ich hoffe, dass die USA und Europa eine sehr enge Partnerschaft aufbauen können», sagte er. «Es besteht bereits ein Bündnis, aber ich hoffe, es wird noch enger und stärker.» Dies habe er auch Trump geraten.
Kritik teilte der Milliardär auf seiner Plattform X gegen Peter Navarro aus – einen wichtigen Wirtschaftsberater von Trump.
«Ein Harvard-Doktor in Wirtschaftswissenschaften ist nicht gut, sondern schlecht», so Musk zu einem CNN-Ausschnitt, in welchem Navarro die Logik hinter den Zöllen erklärt. In einem weiteren Post zu Navarro antwortete Musk:
Weitere Kritik kommt auch vom einflussreichen Podcast-Moderator und prominenten Trump-Unterstützer Joe Rogan. Jedoch nicht aufgrund der trumpschen Zollpolitik, sondern wegen einer Abschiebung eines schwulen Make-up-Artisten in ein Gefängnis in El Salvador, wie der Guardian berichtet.
In einer Folge seines Podcasts vom 29. März sagte Rogan, es sei entsetzlich, «dass Menschen, die keine Kriminellen sind, mit dem Lasso eingefangen und abgeschoben werden.» Es sei verrückt, dass so etwas möglich wäre, sagte Rogan.
Viele konservative Medienvertreter beharren darauf, dass der Sturzflug des Aktienmarktes als Reaktion auf Donald Trumps Zollpolitik eigentlich positiv zu bewerten ist. Ben Shapiro, Mitbegründer des konservativen Medienunternehmens Daily Wire, gehört nicht dazu. Am Freitag sagte Shapiro in seinem Podcast, Trumps Zölle seien «wahrscheinlich verfassungswidrig» und bezeichnete sie als «ziemlich verrückt», wie der Independent berichtet.
Shapiro hat den US-Präsidenten im Wahlkampf unterstützt und gar Spendengelder für ihn gesammelt. Doch die jüngsten massiven Wertverluste an den weltweiten Aktienmärkten haben Marktanalysten – und einige Konservative – über die Massnahmen des Präsidenten schockiert.
Shapiro sagte, er habe Trumps Zahlen überprüft und festgestellt, dass der Präsident entweder falsch lag oder über die Zollsätze der amerikanischen Handelspartner im Ausland gelogen hat. «Ich sah mir das an und dachte: ‹Heilige Schei**e›. Die EU verlangt von uns 39 Prozent Zölle auf alle Produkte», sagte er. «Und dann dachte ich: Das klingt nicht korrekt für mich. Das klingt eigentlich überhaupt nicht richtig. Das klingt total wild.»
Da wurde Shapiro klar, dass Trump seine Zahlen aus dem Handelsdefizit zwischen den Partnern bezog, das, wie er anmerkte, «nichts mit den Zollsätzen zu tun hat».
Ausserdem machte Shapiro einen brisanten historischen Vergleich: «Ich kann Ihnen einen Zeitraum in der amerikanischen Geschichte nennen, in dem es einen ziemlich grossen Überschuss in der amerikanischen Handelsbilanz gab – die gesamte Great Depression.»
Der milliardenschwere Fondsmanager Bill Ackman unterstützte Donald Trump schon im Wahlkampf und gilt als treuer Verbündeter von Präsident Trump. Jetzt aber die Kehrtwende: Der Hedgefondsstar warnt, dass die Welt am Rande eines «selbst verursachten wirtschaftlichen nuklearen Winters» steht, und den Oberbefehlshaber gebeten, seine weitreichenden Zölle zu stoppen.
Trump hätte am Montag (7. April), die Gelegenheit, eine Auszeit zu nehmen, um das unfaire Zollsystem zu reparieren.
The country is 100% behind the president on fixing a global system of tariffs that has disadvantaged the country. But, business is a confidence game and confidence depends on trust.
— Bill Ackman (@BillAckman) April 6, 2025
President @realDonaldTrump has elevated the tariff issue to the most important geopolitical…
Während angeblich viele CEOs (gemäss US-amerikanischen Medien) im Privaten zwar Kritik an Trumps Wirtschaftspolitik üben, ist öffentlich deutlich weniger zu hören. In einem exklusiven Treffen diverser CEOs an der Yale Universität sagten in einer Umfrage 44 Prozent der Anwesenden, dass sie erst öffentlich Kritik äussern würden, wenn die Börse um 20 Prozent fällt, wie das Wall Street Journal berichtet.
Nein. Es ist das Verschulden eines Rechtspopulisten.
Kein Wunder. Denn Rechtspopulisten schaden immer. Und überall. Und das nachhaltig.