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Börsen-Chaos in den USA: Trump verliert an Unterstützung

Trump verliert an Unterstützung – sein innerer Kreis äussert immer mehr Kritik

In den vergangenen Wochen hat sich der innere Kreis von Donald Trump vermehrt kritisch gegenüber dem Präsidenten geäussert. Ein Überblick.
07.04.2025, 19:1407.04.2025, 20:19
Lena Schibli
Lena Schibli
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Kritische Worte gegenüber dem US-Präsidenten von seinem eingeschweissten Kreis waren bis vor kurzem eine Seltenheit. Doch nun äussern sich Vertraute vermehrt kritisch gegenüber Trumps Politik, sei es zu den Zöllen oder zur Migrationspolitik.

Elon Musk

Milliardär und Trump-Buddy Elon Musk hielt sich zuerst mit Aussagen zu Trumps Zöllen zurück. Die Zölle schaden den Unternehmen des Doge-Chefs massiv – die Aktie seines Unternehmens Tesla sank weiter nach unten. Der reichste Mann der Welt machte gemäss Zahlen von «Forbes» innert weniger Stunden einen Milliardenverlust.

Musk scheint aber kein Freund dieser Zölle zu sein. So sprach er sich in einer Videobotschaft beim Parteitag der rechtspopulistischen italienischen Partei «Lega» in Florenz am 5. April für eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika aus. Man solle idealerweise zu einer «Null-Zoll-Situation» übergehen, erklärt Musk. «Ich hoffe, dass die USA und Europa eine sehr enge Partnerschaft aufbauen können», sagte er. «Es besteht bereits ein Bündnis, aber ich hoffe, es wird noch enger und stärker.» Dies habe er auch Trump geraten.

epa12011953 US businessman Elon Musk speaks via video link with Matteo Salvini (R), leader of the Lega per Salvini Premier party, during the Lega party federal congress in Florence, Italy, 05 April 20 ...
Elon Musk spricht am 5. April 2025 mit Matteo Salvini (R), dem Vorsitzenden der Partei «Lega» per Salvini Premier, während des Bundeskongresses der «Lega» in Florenz.Bild: keystone

Kritik teilte der Milliardär auf seiner Plattform X gegen Peter Navarro aus – einen wichtigen Wirtschaftsberater von Trump.

«Ein Harvard-Doktor in Wirtschaftswissenschaften ist nicht gut, sondern schlecht», so Musk zu einem CNN-Ausschnitt, in welchem Navarro die Logik hinter den Zöllen erklärt. In einem weiteren Post zu Navarro antwortete Musk:

«Er hat nichts geleistet.»
White House trade adviser Peter Navarro arrives before President Donald Trump speaks during an event to announce new tariffs in the Rose Garden of the White House, Wednesday, April 2, 2025, in Washing ...
Wirtschaftsberater Peter Navarro.Bild: keystone

Joe Rogan

Weitere Kritik kommt auch vom einflussreichen Podcast-Moderator und prominenten Trump-Unterstützer Joe Rogan. Jedoch nicht aufgrund der trumpschen Zollpolitik, sondern wegen einer Abschiebung eines schwulen Make-up-Artisten in ein Gefängnis in El Salvador, wie der Guardian berichtet.

In einer Folge seines Podcasts vom 29. März sagte Rogan, es sei entsetzlich, «dass Menschen, die keine Kriminellen sind, mit dem Lasso eingefangen und abgeschoben werden.» Es sei verrückt, dass so etwas möglich wäre, sagte Rogan.

«Und das ist schlecht für die Sache. Wir sollten nicht zulassen, dass unschuldige schwule Friseure mit den Banden in einen Topf geworfen werden.»
Joe Rogan
joe rogan
Joe Rogan äusserte sich Ende März kritisch gegenüber Trump in seinem Podcast «The Joe Rogan Experience».Bild: screenshot youtube

Ben Shapiro

Viele konservative Medienvertreter beharren darauf, dass der Sturzflug des Aktienmarktes als Reaktion auf Donald Trumps Zollpolitik eigentlich positiv zu bewerten ist. Ben Shapiro, Mitbegründer des konservativen Medienunternehmens Daily Wire, gehört nicht dazu. Am Freitag sagte Shapiro in seinem Podcast, Trumps Zölle seien «wahrscheinlich verfassungswidrig» und bezeichnete sie als «ziemlich verrückt», wie der Independent berichtet.

Ben Shapiro, center, leaves the Ohel Chabad-Lubavitch after a visit from Republican presidential nominee former President Donald Trump, Monday, Oct. 7, 2024, in New York. (AP Photo/Yuki Iwamura)
Ben Shapiro (links) schätzt die Zölle von Trump als «wahrscheinlich verfassungswidrig» ein.Bild: keystone

Shapiro hat den US-Präsidenten im Wahlkampf unterstützt und gar Spendengelder für ihn gesammelt. Doch die jüngsten massiven Wertverluste an den weltweiten Aktienmärkten haben Marktanalysten – und einige Konservative – über die Massnahmen des Präsidenten schockiert.

«Die Vision des Präsidenten vom internationalen Handel ist leider ein Irrtum»
Ben Shapiro

Shapiro sagte, er habe Trumps Zahlen überprüft und festgestellt, dass der Präsident entweder falsch lag oder über die Zollsätze der amerikanischen Handelspartner im Ausland gelogen hat. «Ich sah mir das an und dachte: ‹Heilige Schei**e›. Die EU verlangt von uns 39 Prozent Zölle auf alle Produkte», sagte er. «Und dann dachte ich: Das klingt nicht korrekt für mich. Das klingt eigentlich überhaupt nicht richtig. Das klingt total wild.»

Da wurde Shapiro klar, dass Trump seine Zahlen aus dem Handelsdefizit zwischen den Partnern bezog, das, wie er anmerkte, «nichts mit den Zollsätzen zu tun hat».

Ausserdem machte Shapiro einen brisanten historischen Vergleich: «Ich kann Ihnen einen Zeitraum in der amerikanischen Geschichte nennen, in dem es einen ziemlich grossen Überschuss in der amerikanischen Handelsbilanz gab – die gesamte Great Depression

Bill Ackman

Der milliardenschwere Fondsmanager Bill Ackman unterstützte Donald Trump schon im Wahlkampf und gilt als treuer Verbündeter von Präsident Trump. Jetzt aber die Kehrtwende: Der Hedgefondsstar warnt, dass die Welt am Rande eines «selbst verursachten wirtschaftlichen nuklearen Winters» steht, und den Oberbefehlshaber gebeten, seine weitreichenden Zölle zu stoppen.

FILE - Bill Ackman, CEO and founder of Pershing Square Capital, visits the floor of the New York Stock Exchange, Nov. 10, 2015. Ackman was a prominent critic of former Harvard President Claudine Gay,  ...
Milliardär Ackman warnt vor «wirtschaftlichem Atomkrieg».Bild: keystone

Trump hätte am Montag (7. April), die Gelegenheit, eine Auszeit zu nehmen, um das unfaire Zollsystem zu reparieren.

«Mögen kühlere Köpfe siegen»
Bill Ackman via X

Und was ist mit anderen CEO's?

Während angeblich viele CEOs (gemäss US-amerikanischen Medien) im Privaten zwar Kritik an Trumps Wirtschaftspolitik üben, ist öffentlich deutlich weniger zu hören. In einem exklusiven Treffen diverser CEOs an der Yale Universität sagten in einer Umfrage 44 Prozent der Anwesenden, dass sie erst öffentlich Kritik äussern würden, wenn die Börse um 20 Prozent fällt, wie das Wall Street Journal berichtet.

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Proteste gegen Trump am 5. April
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Proteste gegen Trump am 5. April
In New York demonstrieren zahlreiche Personen gegen die Regierung von Donald Trump und gegen Elon Musk.
quelle: keystone / andres kudacki
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SNL parodiert Trumps Zollankündigungen
Video: youtube
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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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banda69
07.04.2025 19:37registriert Januar 2020
"Der Hedgefondsstar warnt, dass die Welt am Rande eines «selbst verursachten wirtschaftlichen nuklearen Winters» steht...."

Nein. Es ist das Verschulden eines Rechtspopulisten.

Kein Wunder. Denn Rechtspopulisten schaden immer. Und überall. Und das nachhaltig.
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John H.
07.04.2025 19:45registriert April 2019
Oder verlieren nicht vielmehr seine «Bros» die Kontrolle über ihn?
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Phrosch
07.04.2025 19:59registriert Dezember 2015
Ganz bestimmt gäbe es auch in der republikanischen Partei kluge Köpfe, die verstehen, was gerade schief läuft. Was braucht es denn noch, bis sie dem Einhalt gebieten?
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