World Liberty Financial (WLF): Was sich liest wie drei zufällig gewählte Wörter auf einem T-Shirt, steht in Tat und Wahrheit für ein Kryptoprojekt «inspired by Donald Trump». Mit viel Getöse war es angekündigt worden – Trump selbst rührte auch mitten im Wahlkampf dafür immer wieder die Werbetrommel. Doch jetzt fällt das Projekt mit Pauken und Trompeten durch.
Nicht einmal eine Milliarde WLFI-Tokens konnte Trump in den ersten sechs Tagen seit dem Release veräussern. 20 Milliarden hätten es sein sollen. 0.015 Dollar kostet ein WLFI-Token. So spülte der Verkauf 14 Millionen in die Kasse. Für ein Projekt, das bisher nur aus einer simplen Webseite und ein paar Versprechen besteht, ist das zwar stattlich. Die anvisierten 300 Millionen wurden aber weit verfehlt.
Der Löwenanteil der Tokens (97 Prozent im Wert von 13,58 Millionen) ging dabei an nur zehn verschiedene Adressen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um ein paar wenige Personen im Umfeld des Projekts handelt. Die übrigen 3 Prozent im Wert von 420'000 Dollar fallen auf die restlichen knapp 15'000 Käufer. Dass die Spendierfreudigkeit dermassen dezent bleibt, hat seine Gründe – die Probleme von WLF sind hausgemacht.
Wer in den USA den Token erwerben will, muss akkreditierter Investor sein. Dafür werden 200’000 Dollar Kapital benötigt. Trumps eigentliche Fanbase ist deshalb vom Kauf ausgeschlossen. Das hat rechtliche Gründe. Auf die Wildwest-Jahre im Kryptosektor hat die US-Börsenaufsicht mit einer Klagewelle reagiert. Nur noch wirklich seriöse Projekte gehen seither den mühsamen legalen Weg über einen öffentlichen Token-Verkauf – oder eben die wirklich verzweifelten.
Ein weiteres Problem des Tokens ist, dass er sich nicht handeln und damit auch nicht weiterverkaufen lässt. Mit dem Token kann deshalb kein Gewinn erzielt werden. Was sich anhört wie ein Witz, ist die klein gedruckte Wahrheit in den «Token Sale Terms & Conditions». Nur wer genau nachliest, erfährt, dass der Kauf der Tokens einer Spende gleichkommt. Als Gegenleistung wird Token-Besitzern einzig Mitspracherecht bei der Ausrichtung versprochen. Diese äusserst unkonventionelle Praxis hat dazu geführt, dass Trumps Werbung auf X prompt mit einer Richtigstellung versehen wurde.
Zu guter Letzt gibt es auch beim Vertrag, welcher die Transaktion der Tokens regelt, Unstimmigkeiten. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Proxy-Vertrag. Dieser kann im Nachhinein von den Machern des Projekts abgeändert werden. Auch das ist in der Szene ein absolutes No-Go. Proxy-Verträge können als Indiz für betrügerische Vorhaben gesehen werden.
«Ich investiere nicht in dieses Projekt – und Sie sollten das auch nicht tun», sagte deswegen kürzlich der Hedge-Fonds-Manager Anthony Scaramucci gegenüber CoinDesk, «es gibt gute Projekte im Kryptosektor – und dann gibt es Nonsens wie diesen ... Es ist nichts anderes als Betrug».
Scaramucci war 2017 für zehn Tage Donald Trumps Kommunikationsdirektor im Weissen Haus und ihm direkt unterstellt. Noch vor seiner offiziellen Ernennung wurde er wieder abgesetzt. Seither zeigt sich der ehemalige Weggefährte Trumps sehr kritisch. Unlängst verglich er Trumps Sprache mit derjenigen der Nationalsozialisten vor dem Zweiten Weltkrieg: «Das ist nicht gut für unsere Gesellschaft.»
im Betrügen kann ihm so schnell niemand etwas vormachen.
*Ironie*