Er ritt die Credit Suisse mit ins Verderben – nun schöpft er Obdachlosen Suppe
Vorbei die Zeiten, in denen Andrew Pearse mit windigen Investment-Geschäften das grosse Geld machte. Vorbei die Zeiten, in denen er als Kreditvermittler Millionenboni einstrich.
Stattdessen führt Pearse nun eine Entrümpelungsfirma in einem Londoner Vorort. Ein Mitarbeiter hat die Waste Not Group – und ist eine Non-Profit-Organisation, sagt Pearse. Was unter dem Strich übrig bleibt, überweise er an Hilfswerke. Darüber berichtet die Handelszeitung.
Jeden Freitag steht Pearse zudem in einer Gassenküche und schöpft Suppe für Bedürftige. «Ich möchte nun beweisen, dass auch ein ehemals geldgieriger, unmoralischer Banker zu Gutem fähig ist», sagt er.
45 Millionen Dollar Vermittlungsgebühr
Pearses Geschichte ist eine eines hohen Flugs – und eines brutalen Absturzes. Der gebürtige Neuseeländer verlor dabei Job, Vermögen, Familie. Ehemalige Weggefährten beschreiben ihn als arroganten, ehrgeizigen und besserwisserischen Karrierist.
Bereichert hatte sich Pearse hauptsächlich mit einem Deal in Mosambik. Mit der Regierung des Staates im Süden des afrikanischen Kontinents verhandelte er über einen Kredit von 1,3 Milliarden Dollar.
Offiziell sollten damit eine Schiffsflotte für den Thunfischfang aufgebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsächlich versickerte das Geld in den Taschen korrupter Minister, Geheimdienstler – und auch in denen von Pearse. 45 Millionen Dollar kassierte er als Belohnung für die Orchestrierung des Milliardenkredits.
Die Geschichte war auch für die Credit Suisse unangenehm, zeigte sie doch, dass sämtliche Kontrollmechanismen versagten. Über den Slogan der Bank («Wir wollen die respektierteste Bank sein») wurde weltweit gelacht.
Kronzeuge in den USA
Für die CS endete die Geschichte im Desaster. 547 Millionen Dollar musste sie der US-Justiz abdrücken, 200 Millionen der britischen Finanzaufsicht. Noch schlimmer traf es Mosambik: Das Land rutschte in Staatspleite und Chaos. Die Thunfischfangflotte verrottet im Hafen der Hauptstadt Maputo.
Topmanager Pearse wurde in den USA der Prozess gemacht. Einer Haftstrafe entging er einzig, weil er einen Deal mit der Staatsanwaltschaft schloss. Er sagte als Kronzeuge aus und musste auf einen Grossteil seines Vermögens verzichten.
«Ich will kein geldgieriger Banker mehr sein», sagt er heute. Darf er abgesehen davon auch nicht mehr: Die britische Finanzmarktaufsicht hat ihm ein lebenslanges Berufsverbot als Banker erteilt.
(her)
