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Grossbritannien: Brexit-Gebühren verärgern Lebensmittelhändler

Neue Brexit-Importgebühr verärgert britische Lebensmittelhändler

04.04.2024, 20:5504.04.2024, 20:58
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epa10495796 A Tesco supermarket on the Ballygomartin road in Belfast, Northern Ireland, Britain, 28 February 2023. Under the new Windsor Framework it is proposed that supermarkets across Northern Irel ...
Experten und Händler vor steigenden Kosten für Verbraucher und sinkender Vielfalt in Supermärkten wie Tesco.Bild: keystone

Angesichts neuer Brexit-Gebühren für manche Lebensmittelimporte aus der EU warnen Experten und britische Händler vor steigenden Kosten für Verbraucher und sinkender Vielfalt. Vom 30. April an müssen Lebensmittelimporteure auf Produkte wie Wurst, Käse und Joghurt, aber auch Schnittblumen bis zu 145 Pfund (zirka 169 Franken) pro Ladung bezahlen.

Mit der «common user charge» (CUC) würden die schlimmsten Sorgen kleiner und mittlerer Unternehmen wahr, sagte Marco Forgione vom Institute of Export and International Trade in London laut einem Bericht des Branchenblatts «The Grocer» vom Donnerstag.

«Während grössere Unternehmen in der Lage sind, diese Kosten zu tragen, werden es kleine Unternehmen sein, die die volle Wucht dieser Gebühren zu spüren bekommen», sagte Forgione. «Bis zu 145 Pfund zusätzlich pro Sendung könnten den gesamten Gewinn zunichtemachen.» Auch einige EU-Unternehmen würden nun vermutlich ihre Exporte reduzieren oder sogar einstellen.

Abhängigkeit von EU-Produkten Grossbritannien importiert rund die Hälfte seiner Lebensmittel, die wichtigsten Herkunftsländer sind die EU-Mitglieder Niederlande, Irland, Deutschland und Frankreich. Im zweiten Halbjahr 2021 war es in britischen Supermärkten zu Engpässen bei Obst und Gemüse gekommen. Das lag damals daran, dass auch wegen strengerer Einwanderungsregeln nach dem Brexit Zehntausende Lastwagenfahrer fehlten.

Der Handelsverband Fresh Produce Consortium warnte, die neuen Gebühren würden die Unternehmen in der Frischwaren- und Blumenindustrie zerstören, die den Grossteil ihrer Waren aus der EU importieren. Allein die Kosten entlang der Lieferkette würden um 200 Millionen Pfund (229 Millionen Franken) steigen. Verbandschef Nigel Jenney kritisierte die CUC als «kaum verhüllte Steuer für die Branche». Der Kühlwarenverband Cold Chain Federation erwartet höhere Preise und weniger Auswahl.

Für einzelne Produkte tierischen Ursprungs und pflanzlicher Herkunft mit sogenanntem mittlerem Risiko fallen Gebühren von bis zu 29 Pfund (33 Franken) pro Warenart an. Bei gemischten Sendungen beträgt die Obergrenze 145 Pfund, wie die britische Regierung am Mittwoch angekündigt hatte. Sie will mit den Gebühren, die bei Importen über den Eurotunnel oder den Hafen von Dover fällig werden, nötige Investitionen in Zoll und Grenzschutz finanzieren. (sda/awp/dpa/lyn)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
04.04.2024 21:36registriert Februar 2014
Dieser gefeierte Brexit bringt den stolzen Briten nur, dass sie nun stolzere und ärmere Briten sind.
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Voraus denken!
05.04.2024 00:53registriert März 2022
Das Ergebnis von Rechtspopulisten ist jeweils absehbar. Dennoch gibt es immer wieder genügend Lemminge denen ein paar markige Worte reichen und die darauf hereinfallen.

Übirgens, die SVP schadet. Immer.
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Feuz 56
04.04.2024 22:12registriert Mai 2020
Selbst gewählte Freiheit hat ihren Preis und den bezahlen nicht die Grossen.
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