Im März noch waren Experten noch optimistisch, dass der aktuelle El Niño und einhergehende Wetteränderungen diesmal wohl schwach ausfallen würden. Sie täuschten sich. Mittlerweile konkurriert die es mit dem Extrem-El-Niño von 1997/98, der als einer der heftigsten die halbe Welt mit Wetterkapriolen überraschte.
Am Montag warnte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf:El Niño werde sich zum Ende Jahres wahrscheinlich noch verstärken und im Südpazifik zu extremen Wetterlagen mit womöglich schlimmen Folgen für die Anrainerstaaten führen. «Dieser El Niño ist der stärkste seit mehr als 15 Jahren», sagte WMO-Generaldirektor Michel Jarraud. «Die tropischen und suptropischen Zonen erleben bereits schwere Dürreperioden und zerstörerische Überschwemmungen, die den Stempel El Niños tragen.»
Ein Grund dafür, dass das Phänomen immer stärker wird, ist laut Jarraud die Erderwärmung, die massgeblich durch den Ausstoss von Treibhausgasen verursacht wird. "Die globalen Durchschnittstemperaturen haben neue Rekordwerte erreicht und El Niño facht diese noch weiter an."
Zu den Folgen des Klimawandels gehöre «der Trend zu einem wärmeren globalen Ozean und der Verlust von arktischem Eis sowie von mehr als einer Million Quadratkilometer sommerlicher Schneedecke in der nördlichen Hemisphäre».
Humanitäre Hilfsorganisationen haben bereits mehrfach vor der Gefahr von Missernten, Hunger und Seuchen als Folge des Klimaphänomens gewarnt. Jarraud sagte jedoch, die Welt sei heute auf das im Abstand jeweils mehrerer Jahre immer wieder auftretende Klimaphänomen «besser vorbereitet als jemals zuvor».
Hervorgerufen wird das El-Niño-Phänomen durch die Veränderung von Wasser- und Luft-Strömungen in der Nähe des Äquators im und über dem Pazifik. Winde treiben feuchte Luft nicht wie sonst nach Australien und Südostasien, sondern vermehrt nach Osten in Richtung der amerikanische Westküste. Dort erwärmt sich das Wasser.
Dem WMO-Bericht zufolge hat der Anstieg der Meerestemperatur im tropischen Pazifik inzwischen die Normalmarke um mehr als zwei Grad Celsius überschritten, was als gefährlich gelte. Dies habe unter anderem zur deutlichen Verstärkung der jahreszeitlich üblichen Stürme im Westen und Osten des Pazifiks beigetragen.
In Südostasien wiederum gehört eine Trockenperiode zu den Folgen, durch die es in Indonesien zu schweren Waldbränden kam. In Südasien sowie in weiten Teilen Afrikas werden wegen ausbleibender Regenfälle erhebliche Ernteeinbussen befürchtet. (khü/dpa)