02.08.2016, 16:5902.08.2016, 20:33
Im Nordwesten Sibiriens wütet Anthrax: 1'500 Rentiere sind der Infektionskrankheit schon zum Opfer gefallen. bild: survivalinternational Im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen im Norden Russlands hat die Hitzewelle den Kadaver eines Rentiers aufgetaut, der von Anthrax (siehe Infobox) befallen war. Diese hoch ansteckenden Milzbrand-Sporen können in den Tierkörpern jahrzehntelang überleben. Nun wurden sie durch das heisse Klima abermals zum Leben erweckt und rafften innerhalb von vier Tagen 1500 Rentiere dahin.
Im Bild: Zellen des «Bacillus anthracis». Im Kalten Krieg experimentierte die Sowjetunion mit Milzbrand, wobei es zum Unfall in Swerdlowsk kam: Zahlreiche Anwohner der B-Waffen-Forschungsstätte wurden mit Anthrax infiziert und starben. bild: wikipedia Anthrax oder Milzbrand
Milzbrand ist eine
Infektionskrankheit, die meist
Paarhufer befällt, aber auch für den
Menschen gefährlich werden kann. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt allerdings als sehr unwahrscheinlich. Das vom Erreger produzierte
Milzbrandtoxin ist
hochgiftig; die
Sporen können Jahrzehnte oder sogar
Jahrhunderte überleben und wurden wegen ihrer Eignung als
Biowaffe gut erforscht. Der Erreger kann die
Haut (Hautmilzbrand; harmloseste Form, durch direkten Hautkontakt übertragbar, unbehandelt enden 5 bis 20 % der Fälle tödlich), die
Lungen (Lungenmilzbrand; Sporenaufnahme durch Atmung, hohe Sterberate) oder den
Darm (Darmmilzbrand; Ansteckung durch infizierte Milchprodukte oder infiziertem Fleisch, 50% der Fälle tödlich) befallen.
In der Region wurde daraufhin der Ausnahmezustand ausgerufen, seit 1941 hatte es in Westsibirien keine Anthrax-Fälle mehr gegeben.
Das Quecksilber stieg in der Jamal-Tundra dieses Jahr in ungeahnte Höhe: Die Maximaltemperatur stieg von 25 auf 35 Grad Celsius. Deshalb seien die Rentiere bereits geschwächt gewesen, als sie dem Anthrax-Erreger erlagen. Die noch nicht infizierten Tiere will man evakuieren. Aber es werde für viele zu spät sein, denn Anthrax könne ein Rentier innerhalb von drei Tagen töten, sagte der Biologieprofessor Vladimir Bogdanov gegenüber NBC News.
Die Nenzen sind ein indigenes Volk mit ca. 41'000 Angehörigen im Nordosten des europäischen Teils Russlands und im Nordwesten Sibiriens.bild: thata Doch nicht nur die Tiere sind gefährdet. Auch die Nenzen sind es – die nomadischen Rentier-Hirten der Region. Die Tiere bilden die Lebensgrundlage dieses Volkes, und nun, da einige von ihnen infiziert sind, können sich die gefährlichen Sporen schnell auf die Menschen übertragen. 63 Nenzen seien schon evakuiert, ihre Zelte desinfiziert und ihre Kinder in ein Internat verlegt worden, sagte die Regierung.
(rof via NBC News)
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