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Wladimir Putin

Anschlag in Moskau: USA warnten vor Wochen – Putin sprach von «Erpressung»

Anschlag in Moskau: USA warnten vor Wochen – Putin sprach von «Erpressung»

Schon vor Wochen hatte es einen Hinweis der USA auf einen möglichen Anschlag in Russland gegeben. Putin sprach von einem «Erpressungsversuch».
23.03.2024, 08:47
Thomas Wanhoff / t-online
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t-online
Russian Rosguardia (National Guard) servicemen secure an area near the Crocus City Hall on the western edge of Moscow, Russia, Friday, March 22, 2024. Several gunmen have burst into a big concert hall ...
Russische Polizisten sichern einen Bereich in der Nähe des Crocus City Hall am westlichen Rand Moskaus.Bild: keystone

Die USA hatten offenbar schon Hinweise auf einen Anschlag in Moskau. Am 7. März schickte die US-Botschaft in Russland eine Warnung an ihre Bürger heraus. «Die Botschaft verfolgt Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, grosse Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte», heisst es in einer Sicherheitswarnung der Behörde. Es wurde empfohlen, in den «nächsten 48 Stunden grosse Versammlungen zu meiden.» Die britische Regierung übernahm die Warnung. Auch aus der Niederlanden gab es Sicherheitshinweise. Doch zunächst passierte nichts.

Am Freitagabend hatten dann mutmassliche Terroristen eine Konzerthalle in der Oblast Moskau gestürmt, auf Menschen geschossen und die Halle in Brand gesetzt. Kurze Zeit später bekannte sich die Terrororganisation IS zu dem Anschlag, der mindestens 60 Menschen das Leben kostete. Auf Telegram meldete die Amaq News Agentur, das Sprachrohr der IS, dass Kämpfer «eine grosse Zusammenkunft ... am Rande der russischen Hauptstadt Moskau» angegriffen hätten.

Putin nannte Warnung «Erpressung»

Nach der US-Warnung hatten pro-russische Kreise hätten dies als Propaganda abgetan, berichtete die «New York Times». Erst vor wenigen Tagen, am 19. März, meldete sich Präsident Wladimir Putin zu Wort. Der russische Präsident bezeichnete die im Westen verbreiteten Äusserungen über die Möglichkeit von Terroranschlägen in der Russischen Föderation «als regelrechte Erpressung», berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria.

Bei einem Treffen mit dem Geheimdienst FSB habe der Staatschef über «die jüngsten provokativen Äusserungen einer Reihe offizieller westlicher Strukturen über die Möglichkeit von Terroranschlägen in Russland» berichtet. «All dies ähnelt einer regelrechten Erpressung und der Absicht, unsere Gesellschaft einzuschüchtern und zu destabilisieren», wird Putin zitiert.

Das Auswärtige Amt sagte Anfang März, dass die US-Warnung bekannt gewesen sei und man mit den amerikanischen und europäischen Behörden in Kontakt stehe. Der amerikanische CNN-Reporter Alex Marquardt schrieb auf der Plattform X, dass es nach seinen Recherchen bereits seit November Hinweise auf Anschlagsplanungen von islamistischen Terrorgruppen in Russland gegeben habe.

Serbischer Präsident: Geheimdienste wussten, dass etwas passiert

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat nach Angaben fer russischen Nachrichtenagentur Tass erklärt, dass die Aufrufe der US-amerikanischen und der britischen Botschaft an ihre Staatsbürger zeigen, dass ihre Geheimdienste über bestimmte Informationen über mögliche Terroranschläge verfügen. «Am 7. März hat die US-Botschaft ihre Bürger vor dem Besuch von Einkaufszentren gewarnt. Dann taten dies auch die Briten und einige andere. Das bedeutet, dass ihre Geheimdienste bestimmte Gespräche abhörten, Informationen erhielten und wussten, dass etwas passieren würde», sagte Vucic dem Fernsehsender Prva TV.

Einen Tag vor der Warnung der US-Botschaft hatte der russische Sicherheitsdienst FSB erklärt, er habe militante Kämpfer des «Islamischen Staates» getötet, die einen «Terroranschlag» auf eine Moskauer Synagoge geplant hätten. Die Zelle des Islamischen Staates, ein afghanischer Ableger der Gruppe, soll laut Reuters in der russischen Region Kaluga tätig gewesen sein.

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138 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MartinZH
23.03.2024 10:32registriert Mai 2019
Dass Putin von einem "Erpressungsversuch" gesprochen hat, zeigt wieder einmal das super-tolle Einschätzungsvermögen dieses grossartigen Strategen. Mit diesem unerreichbaren Weitblick führt er das Land ins vollkommene Verderben. Es ist alles nur eine Frage der Zeit...
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Haarspalter
23.03.2024 11:09registriert Oktober 2020
Ihr frisch gewählter Russische Präsident ist offenbar damit überfordert, seine Bevölkerung zu schützen.

Er fürchtet sich persönlich vor ganz anderen Dingen:

Als verdächtige Gegenstände gelten in Moskau heute nämlich Rosen, Blumenkränze oder Nawalny-Fotos und als extremistische Personen gelten händchenhaltende Männer - auf solche werden die Sicherheitskräfte sensibilisiert.

Bewaffnete Männer im Tarnanzug gehören hingegen zur propagierten Norm und strahlen von hunderten Plakatwänden und Schulwandtafeln in Moskau - die fallen bei den Eintrittskontrollen halt nicht mehr wirklich auf.
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Thomas Bürgi
23.03.2024 09:04registriert Februar 2023
alles wiederholt sich. der kgb hat 1999 ein attentat in russland verübt und es den tschetschenen untergejubelt um den tschetschenien krieg zu rechtfertigen. so hat putin angefangen. jetzt heisst der verein fsb und es wurden bereits zwei tadschiken festgenommen. also wird der nächste krieg in tadschikistan anfangen. rhamon (der diktator von tadschikistan) hat es gewagt vor ein paar monaten, putin zu kritisieren. jetzt nach der wahl wird putin sich dafür rächen. nur wer sich putin absolut unterordnet hat das recht zu überleben.
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