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Big Ben: Karmapunkte dank des lesbischen Paares

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Karmapunkte dank des lesbischen Paares

Zwei Frauen wollen ein Kind. Vielleicht von mir.
30.05.2025, 10:0131.05.2025, 13:02
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Ich war bei einem Abendessen bei Hanna. Sie will ihren neuen Typen in den Freundeskreis einkneten, deshalb organisiert sie ständig irgendwelche Get-Togethers, Essen, Theaterbesuche, Konzerte, Apéros, damit er alle kennenlernt und wir ihn. Sie sind noch kein Paar. Aber irgendwie will sie, dass er, bevor sie eins werden, von allen ‹approved› ist und er alle ‹approved›. Aufwendiges Verfahren, wenn ihr mich fragt, aber für mich ganz angenehm.

Ich finde es gut, wenn Hanna Dinge organisiert. Sie kennt gute Leute. Sie denkt immer an alles. Man muss nur erscheinen und den Rest erledigt sie.

Letzte Woche waren wir für einen «Boozy-Sunday-Brunch» bei ihr. 14 Uhr ging's los, was bedeutete, dass alle mit Kids schon mal raus waren, weil die ja um 14 Uhr schon zwei von drei Mahlzeiten hinter sich haben und nicht mit der ersten beginnen. War mir recht. Sosehr ich Kinder mag, muss ich ja, bei meinem Job, aber wenn man entspannt essen und sich einen antrinken will, und da rennen immer irgendwelche Goofen rum und die Eltern müssen jeden Satz unterbrechen, weil sie sich zum Kindchen abdrehen und erziehen müssen, «nein, Lisadarling, wir sind noch nicht fertig, nein, du kannst jetzt nicht ‹Paw Patrol› schauen, nein, wir können keinen Schneemann bauen, okay, du darfst ‹Paw Patrol› schauen, Schatz, gibst du ihr dein Handy, du kannst nicht, ah ja, wieso nicht, Work-E-Mails, okay, Lisadarling, dann nimm mein Handy, schau hier, aber nur eine Folge, gäll, nur eine Folge, nur eine», Horror.

Und weil alle mit Kids raus waren, Hanna aber eine grosse Gruppe wollte, waren da Leute, die habe ich noch nie gesehen. Zum Beispiel eine Freundin von Hannas Arbeit. Sie war mit ihrer Frau da, seit vier Jahren ein Paar, auf Bumble kennengelernt, letztes Jahr geheiratet, in der Toskana, das erfährt man alles an so einem Brunch. Sei ein Traum gewesen, die Hochzeit, können sie nur empfehlen.

Ob ich Single sei, fragten sie.

«Sehr», sagte ich.

Ich mochte die zwei Frauen. Mag ich sie so sehr, dass ich Teil ihres Lebens werden will?

Das lesbische Paar will Kinder

Sie wollen eine Familie gründen. Das ist natürlich als Frau und Frau nicht ganz unkompliziert und je nachdem auch sehr teuer. Am liebsten würden sie gerne mit einem Mann, der ihnen Sperma spendet, ein Kind zeugen. Ganz unkompliziert. Mal ohne Arzt versuchen. Sperma in Becherli, mit Spritze aufziehen, rein damit.

Da schauten sie mich das erste Mal lange an. Ein schwuler Mann sei natürlich erste Wahl, aber all ihre schwulen Freunde, und so viele seien es nicht, waren entweder strikt gegen Kinder oder hatten schon welche. Und ich möge Kinder ja sicher sehr, bei meinem Job.

Als sie gingen, sagten sie ganz explizit: «Überleg's dir doch mal. Und falls du den Gedanken gut findest, gib Hanna Bescheid, damit sie uns connecten kann. Dann gehen wir mal was trinken.»

Ich überlege also.

Will ich einem lesbischen Paar Sperma spenden?

Was dafür spricht: Ich würde auf einen Schlag sehr viele Karmapunkte sammeln. Ich könnte eine Light-Light-Variante des Vaterseins haben. Nicht wirklich dabei, aber doch gibt es eine Mini-Version von mir. Mein Erbgut wird weitergegeben. Okay, das ist kein Punkt dafür, das muss wirklich nicht geschehen.

Was dagegen spricht: Was, wenn das Kind ein A***-Kind wird? Wird dann automatisch mir die Schuld gegeben? Was, wenn sie sich trennen und Unterstützung brauchen? Was, wenn sie das Kind merkwürdig erziehen? Wäre mir das dann egal? Was, wenn ich mich mit ihnen zerstreite und dann verbieten sie mir den Kontakt zum Kind? Würde ich Kontakt haben wollen? Was, wenn sie von mir verlangen, dass ich Kontakt habe, ich aber keinen will? Was, wenn mir das Kind, nun erwachsen, Vorwürfe macht, weil ich nicht da war? Oder mich einen Looser findet? Oder wütend ist, dass es die schlechten Knie von mir geerbt hat?

Aktuell sehe ich mehr Nachteile. Aber ich fühle mich zugegeben sehr geschmeichelt.

Könnte ja aber auch sein, dass sie ihre Meinung ändern, wenn sie mich besser kennenlernen ...

Was denkt ihr?

So long,

Ben

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bild: watson
Big Ben ist ...
... Mitte 30 und lebt in einer WG. Sein Job ist in den Top 10 der Berufe, die Frauen sexy finden – je nach Umfrage. Er spielt Fussball, macht aber so gut wie nie ein Goal (weil Goalie), er hat viele Schwestern, sehr viele, und wurde logischerweise total verwöhnt, aber auch (viel zu früh) aufgeklärt. Er hasst Verkleidungspartys, aber wenn er müsste, würde er sich als Gandalf verkleiden. Ben ist Single und hat kein Interesse daran, dies zu ändern.
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255 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
30.05.2025 10:38registriert März 2021
"Könnte ja aber auch sein, dass sie ihre Meinung ändern, wenn sie mich besser kennenlernen ...

Was denkt ihr?"

Ja, das denken wir auch.
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haraS
30.05.2025 11:21registriert Januar 2023
Ich würde mir vor allem auch das Rechtliche seeehr gut überlegen und nicht auf Handschlag mit zwei Fremden in einen Becher onanieren. Kann teuer werden so eine Vaterschaft.
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Holzkopf
30.05.2025 11:13registriert November 2017
Findet ihr es seriös, einen bisher Unbekannten auf irgendeinem Anlass von x beliebigen gemeinsamen Freunden als Samenspender anzufragen?
Wenn die beiden das überall so machen, wird Ben wohl eine Art Casting durchlaufen müssen.

Mit Publikumsvoting wäre das sicher eine neue Idee für RTL oder 3 Plus TV…
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