Sollte ich je unverhofft ein Kind zeugen, was ich wirklich nicht hoffe, aber man weiss ja nie, gerade erst hat mir ein Freund erzählt, dass seine Freundin trotz Spirale schwanger wurde, sei nicht so schlimm, zeitlich bisschen blöd, aber sie hätten schon irgendwann ein Kind haben wollen, einfach nicht schon jetzt, der Typ ist 43, also wenn nicht jetzt, wann dann, habe ich gedacht, aber ich darf da ja nicht urteilen, ich würde auch kein Kind wollen, wäre ich 43. Aber eben, sollte es mir trotzdem mal passieren, und die Frau würde entscheiden, das Kind zu behalten, dann hoffe ich, es ist eine Frau wie Valentina.
Wir erinnern uns? Nichtschwimmerin, OB-Verteilerin und dann BH-Liegenlasserin, was ja eben zum Ende führte. Aber toll fand ich sie immer. Die Frau ist locker, entspannt, unkompliziert. Mal abgesehen davon, dass sie nicht schwimmen kann, ist sie auch, so dünkt es mich, sehr kompetent in Sachen Leben. Bei ihr wirkt alles, als wäre es super-easy. Sie scheint keine Probleme zu haben. Keine Sorgen. Keine Ängste. Sie sagt, was sie will. Tut, was sie will. Sie ist weder schusselig noch angespannt, sie kommuniziert so, dass ich verstehe, was sie meint und nicht versuchen muss, das Verschwiegene zu deuten. Eben. Die Frau ist toll.
Das finde nicht nur ich. Weiss ich natürlich. Jede tolle Frau wird von vielen Männern toll gefunden. Man ist nie der Einzige. Nun gibt es bei Valentina aber nicht einfach ein paar Männer, die sie gut finden. Sondern ganz explizit einen Mann, der ihre Zeit beansprucht. Valentina hat mir gleich beim ersten Treffen von ihm erzählt.
Wir trafen uns zum Dinner letzte Woche. Und weil ich nicht – wie ihr denkt – kommunikativ eine absolute Null bin, jedenfalls nicht immer, habe ich unser Zusammensein und das Ende dieses Zusammenseins angesprochen. Man muss Dinge klären, kann ja nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen. Habe mich auch entschuldigt. Sei nicht nötig, fand sie. Wir hätten ja nichts definiert. Und sie habe schon erwartet, dass ich irgendwann «zu mache», mein «Attachment Style» sei ja, das wisse ich sicher selbst, ganz klassisch «avoidant». Aber da sie keine Beziehung haben wollte, habe sie das nicht gestört, und es sei ja sonst schon schön mit mir, ich sei ja eigentlich ein «echt netter Typ». Ich wusste nicht, wie ich auf das «nett» reagieren soll. Wir wissen alle: Nett ist die kleine Schwester von ... ja eben. Doch ich glaube, so alles in allem mag mich Valentina.
Marcel hat sie kurz nach unserem Aus kennengelernt. Sei nicht ernst. Sie wolle ja nichts Ernstes. Immer noch nicht. Aber es sei gut. Sie treffe Marcel so ein, zweimal die Woche für Sex, aber nicht nur, sie treffe ihn auch sonst, für Kino und solche Sachen. Ich dachte, das war's. Ich wurde ersetzt. Ihr gutes Recht. Ich wollte Abstand, sie hat einen Neuen gefunden, der das nicht will. Völlig verständlich.
Valentina sieht das nicht so eng. Sie sei ja nicht exklusiv mit Marcel zusammen. Und sie habe ja neben ihm noch genug freie Zeit. Wofür sie mich denn noch brauche, fragte ich. Also, warum wir uns denn wieder regelmässig sehen sollten? Für Sex und all die anderen Dinge habe sie nun ja Marcel. Sie fand, das sei doch völlig egal. Das müsse doch nichts heissen. Man könne doch immer noch ein «Add-on» haben.
Zuerst fand ich das merkwürdig. Dann habe ich mir das alles nochmals überlegt, und nun finde ich die Situation gar nicht so schlecht. Ich meine, ich werde mich sicher nicht mehr eingeengt fühlen. Wir sind nochmals weiter von einer Beziehung entfernt. Es gibt wieder regelmässig guten Sex. Aber ziemlich sicher weniger Sport-BH-Probleme. Eigentlich perfekt.
Wir gingen nach dem Abendessen zu mir. So, als wäre das immer geplant gewesen. Als hätten wir nie damit aufgehört. Das war, was ich am meisten mochte. Dass es so vertraut und entspannt war. Sie wusste, wo alles war. Sie kannte meine WG. Sie mag meine WG. Ich mag sie. Ich mag sie wirklich.
Beim Sex überlegte ich kurz, ob sie vielleicht am Morgen noch bei Marcel war. Und wie der wohl ist. So generell, aber natürlich vor allem im Bett. Hat er mehr Muskeln? Weniger Bauch? Einen Grösseren? Findet sie ihn besser? Oder mich, weil er ja sonst genügen würde? Neben mir hatte sie, wie sie damals immer sagte, ja niemanden sonst getroffen.
Wir haben uns für nächste Woche verabredet. Nächste Woche gehe ich auch das erste Mal ins Bikram Yoga mit Hanna. Meine Unlust, in einer Sauna rumzuturnen, könnte grösser nicht sein. Aber vielleicht finde ich da ja mein eigenes Add-on ...
So long,
Ben
Was man von einem Typen der sich von einem Sport BH desillusionieren lässt wahrlich nicht behaupten kann.
"gerade erst hat mir ein Freund erzählt, dass seine Freundin trotz Spirale schwanger wurde..."
Sandro und Emma!!