Als Mann darf man ja nicht gegen das Kondom sein. Finde ich. (Jedes andere Geschlecht auch nicht, aber als Mann schon gar nicht.)
Also, versteht mich nicht falsch, ich kenne keinen Mann, der Kondome nicht nervig findet, aber sie sind natürlich grundsätzlich gut. Und wer nicht ohne Murren mitspielt, ist ein Idiot. Gäbe es, solche Männer, sagt Hanna immer wieder. Da müsse man zuerst verhandeln und erklären und feilschen und überzeugen. Geht gar nicht, finde ich.
Denn dass es keine anderen Verhütungsmethoden für den Mann gibt, ausser jetzt gerade so final stop, ist ja nicht so, weil es viel einfacher ist, den weiblichen Körper zu manipulieren, sondern weil die Forschung bei der Pille für den Mann gestoppt hat. Da waren sie mal dran. Aber hörten dann wieder auf. Wegen der Nebenwirkungen: Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Gewichtsschwankungen und Libido-Verlust hätten die Männer bei der Testphase gehabt.
Also so in etwa das Gleiche, was Frauen mit der Pille haben. Aber uns ist das natürlich nicht zuzutrauen. Fanden jedenfalls die Leute, die für die Budgets dieser Pharma-Forschungen zuständig sind.
Und deshalb kann man als Mann nichts gegen Kondome sagen. Weil wir die ganze Sache ja eh schon abschieben. Also nicht wir, die Einzelfälle, aber wir im grossen Ganzen.
Aber.
ABER.
Logisch finde ich es geiler ohne. Logisch finde ich es gut, hat Lara eine Spirale.
Oder besser gesagt: hatte.
Die Spirale flog raus. Schrieb sie mir letzte Woche. An einem Dienstagmorgen per WhatsApp. Ich hatte keine Ahnung, dass sie rausfliegen kann. Zugegeben, ich habe nicht wirklich eine Ahnung von Spiralen. Auch nicht von Pillen. Ich weiss nur von Hanna und meinen Schwestern: Hormone sind scheisse. Spiralen deshalb besser.
Ausser eben, sie fliegen raus.
Lara hat eine spirituelle Seite. Lebt sie gottseidank nicht mit und an und bei mir aus, aber ist vorhanden. Sie schluckt auch erst mal ein paar Globuli, wenn sie Kopfschmerzen hat und erst dann nach einer Stunde Jammern ein Panadol. Ihr Votum zur verlorenen Spirale war deshalb: «Vielleicht ist mein Körper dagegen.»
Leute, was soll man darauf sagen? Am besten nichts, habe ich entschieden. Aber was heisst das nun für sie, mich, uns? Was heisst das für unseren Sex? «Wir können ja eine Weile mal wieder mit Gummi», meinte sie. «Oder sonst rechnen und rausziehen?»
Das Gespräch war ein Eiertanz. Ich wollte wirklich nichts Falsches sagen. Aber wieder zurück zum Kondom? Wollte sie eigentlich auch nicht. Fand sie auch nicht toll. Die Alternative fand ich aber auch nicht optimal. Rechnen und rausziehen? Klingt in der Theorie okay, aber in der Praxis?
«Und wenn wir falsch rechnen?»
Sei doch nur ein ganz kleines Fenster, ein paar wenige Tage, die heikel seien, meinte sie. Einige ihrer Freundinnen würden seit Jahren so verhüten. «Seit Jahren!», sagte sie mehrmals. Und wenn es schiefgeht? «Das wär blöd. Aber wir hätten weisch wie ein herziges Baby!»
Sie lachte. Vermutlich, weil ich so schockiert dreinschaute. Ich weiss deshalb auch nicht wirklich, ob es ein Witz war oder ob sie es ernst meinte. Wäre sie okay mit einem Baby?
Irgendwie nahm das Gespräch merkwürdige Formen an. Ich kann nicht mehr alles rekonstruieren, aber ich bin nun User einer Fertility-App und kann täglich checken, wie gross die Gefahr für das «herzige Baby» wäre.
Und ...
Lara fand, wir sollten exklusiv sein. Die Frau, die mir Bücher über Polyamorie schenkte, will eine monogame Beziehung! Einfach mal eine Zeit lang. Müsse ja nicht für immer sein. Und: «Wir müssen ja nichts jetzt entscheiden!»
«Du kannst in Ruhe darüber nachdenken», sagte sie weiter.
Was ich an der ganzen Sache am verrücktesten finde?
Soooo schlimm finde ich die Vorstellung nicht. Aber ich muss zuerst in Ruhe darüber nachdenken. Jetzt nur kein Schnellschuss.
So long,
Ben
Bemerkung 2: In einer offenen Beziehung ohne Kondom ist wohl etwas gar fahrlässig...
Was ich mich aber gerade frage ist mehr, dass sie verschiedene Partner hat(te) und ihr ohne Kondom Sex habt. Hat sie mit den anderen Sexpartnern auch ohne Kondom Sex? So wegen übertragbaren Krankheiten...