Oft beginnen meine Sex-Geschichten damit, dass ich am Anfang null Bock habe. So ist es auch bei der Story von Pedro und mir. Pedro ist ein wahnsinnig braungebrannter Beau aus Barcelona. Und Pedro ist für ein verlängertes Wochenende bei Markus, seinem Freund, zu Gast.
Markus wiederum ist ein Kumpel einer Freundin von mir. Besagte Freundin, Tamy (nicht Glauser!), schleppt mich vergangenen Freitag jedenfalls mit an ein Dinner. Wo eben unter anderem Markus und «irgendjemand aus Spanien» dabei sind.
Ich will lieber eine Bartour machen. Oder Party. Wir haben ja gefühlt 10’000 Jahre keine Party gemacht. Warum ich dennoch zusage, weiss ich gar nicht so recht. Ich tauche da jedenfalls in Jeans, knallgrünen Peeptoes und einem rot-weiss karierten Sommerblüschen auf. Null mein Style. Aber irgendwie noch herzig-sexy.
Schon beim Betreten der Wohnung bin ich hin und weg. Einerseits vom pinken Klavier, das da steht, und anderseits vom Typen, der auf diesem Bach spielt.
Ich strecke ihm meine Hand entgegen. «Hi, ich bin Emma», sage ich. «Hola, que tal?», sagt er. Ich schmelze wie ein Raketen-Glacé in der prallen Sonne.
Das Dinner ist eher langweilig. Sage nicht ich, sagt Tamy. Ich habe hier viel Spass. Bin schliesslich schwer damit beschäftigt, Pedro, den heissen Irgendjemand aus Spanien, der so schön Klavier spielt, auf mich aufmerksam zu machen.
Ich habe Glück. Pedro findet mich auch lässig. Bloss: Markus könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Markus will kurz vor Mitternacht nach Hause. Ich bleibe dran: Schlage gute Bars vor, schlage Karaoke vor, schlage coole Partys vor.
Wir ziehen zu fünft weiter. Eine Alibi-Sache. Pedro und ich haben schon länger geschnallt, dass dieser Abend zu zweit endet. Nur wie wir dahin kommen, wissen wir noch nicht ganz.
Drei Stunden später geht er aufs WC. Ich hinterher. Er sieht mich und wartet dann, bis ich fertig bin. Das ist UNSER Moment. Den wir Gott sei Dank nutzen. Wir knutschen wild. Als wir uns wieder zu den anderen gesellen, haben wir also ein Geheimnis.
Ich bin beflügelt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Knapp eine Stunde später sind wir endlich bei mir. Noch eine knappe Stunde später dann ist er dann auch in mir. Der Sex ist toll. Ich gehe davon aus, dass Pedro viel Sex hat. Da sitzt jeder Griff, jeder Stellungswechsel, alles prima.
Bloss: Pedro brüllt wie ein Ochse.
Sowas habe ich noch nie erlebt. Ich wusste natürlich, dass auch Männer beim Sex laut sein können, aber das? Das übertönt alles. Auch den Presslufthammer von der Baustelle unter meinem Schlafzimmerfenster.
Ich bin verunsichert. Einerseits fühle ich mich geschmeichelt. Ich muss ja was richtig machen, wenn der so krass abgeht. Anderseits: Hey, will der mich verarschen!? Vergesst alle «Loud Moaning»-Pornos, die ihr je gesehen habt: Pedros Balz-Gebrülle, das ist eine andere Liga.
Ich bin sehr froh, dass Max nicht zu Hause ist. Ihr wisst schon, mein Nachbar, mit dem ich dieses Jahr fast eine Beziehung eingegangen bin.
Ich hoffe auch, dass die anderen Nachbarn nicht denken, dass ich gerade jemanden foltere. Dabei befinden wir uns grad in der gemütlichen Missionarsstellung.
Mir graut vor Pedros Orgasmus. Und vorm Stellungswechsel zu von hinten. Ist für Männer von hinten eigentlich auch das Krasseste überhaupt? Und wenn ja, wie laut kann dieser Pedro noch werden?
Ich finde es schneller raus, als ich es mir überlegen kann. Pedro kann noch lauter. Und obwohl ich hier bald kommen könnte, muss ich unterbrechen. Ich will sichergehen, dass alle Fenster zu sind.
Erst dann kann ich mich wieder einigermassen auf Pedro einlassen.
Er ist im Glück. «Te gusta?», fragt er mich strahlend. «Si si», sage ich.
Dann irgendwann kommt Pedro. Und kurz nachdem er gekommen ist, klingelt es an meiner Haustüre. Es ist die eine von zwei Stöcken weiter unten. Ich mach auf. «Alles gut?», fragt sie. «Ja, ja, sorry, gell!?», flüstere ich. «Das war Sex?», fragt sie ungläubig. Pedro winkt fröhlich vom Sofa aus. Die Nachbarin lacht ungläubig und verabschiedet sich.
Pedro bleibt noch eine Weile. Dann bestellt er ein Taxi und ist weg. Ich stalke mich noch ein bisschen durch seinen Instagram-Kanal und gehe dann mit einem wohligen Gefühl schlafen. Ist schliesslich wirklich ein Hübscher, dieser Pedro. Und der Sex sass. Nur das Gebrülle. Ach. Finito. Ich lösche das Licht.
Bis Montagabend ist bereits sehr viel Wasser den Rhein runter geflossen. Ich habe zwar zwei, drei Mal kurz an die Stunden mit Pedro gedacht, aber wirklich präsent auf Platz 1 in meinen Gedanken war die Story dann doch nicht.
Bis ich den Zettel las, der die Pinnwand bei unseren Briefkästen zierte:
«Sind wir hier eigentlich im Puff? Wenn du, werte Nachbarin, schon jeglichen Gratispornoplattformen Konkurrenz machen willst, dann nehmt wenigstens einen Knebel in den Mund. Oder schreit in ein Kissen. Mir scheissegal, was ihr macht. Aber Zeuge von sowas wie letzten Freitag zu werden, das wünsche ich nicht mal meiner grössten Feindin, meiner Ex, der *****, die mich betrogen hat. PS: Schwer zu sagen, ob das Gebrülle von einem Mann oder einer Frau kam. Weniger schwer zu sagen: Das war so theatralisch, dass ich viel darauf wette, dass sie/er dir was vorgespielt hat.»
Gut, dann gehe ich jetzt mal husch schauen, ob ich einen Ort finde, wo sich die Erde öffnet, um mich zu verschlucken.
Adieu,
Gell, Pedro hiess eigentlich Gael?
Zuerst das junge Paar über uns (vor allem die Nachbarin) bei offenem Fenster. Danach die etwas älteren über uns. (Ja, mittlerweile können wir sie am Gestöhne unterscheiden ^^).
Zu guter letzt das südamerikanisch-polnische Pärchen. Auf ihre "Si, mi Amor" kam irgendwas polnisches daher xD das war lustig.