Es ist Samstag Nacht und ich bin mit Lea wie fast jedes Wochenende im Ausgang. Heute ist Tequila Night im Club und wir haben auf jeden Fall einen Grund zu feiern, denn die Prüfungen sind durch. (Das alles war noch zu jungen, wilden und coronafreien Studiums- und WG-Zeiten).
An der Bar ist es heute ungewohnt voll. Lea und ich brauchen jedenfalls erstmal ein Bier... und dann ganz dringend die Tanzfläche! Ich bin schon ganz hibbelig. Der ganze Lernstress der letzten Wochen sitzt mir noch in den Knochen und ich will mich einfach bewegen und es abschütteln.
So, wir sind dran mit «Bestellung schreien». Die Barkeeperin will sich gerade wegdrehen, um unser Bier zu holen, als eine männliche Stimme hinter uns noch hinzufügt: «Plus zwei Tequila Gold für die Ladies.» Oh no... die Stimme kenne ich. Robin. Mein guter Kumpel Robin, der sich nie damit abfinden kann, dass ich (eine Frau) ihn unter den Tisch trinke. Und ich mach das nicht mal mit Absicht. Er verträgt halt nicht so viel und hat jetzt schon gut Einen sitzen mit seinen 8 Tequila Shots, wie er mir ganz stolz zulallt. Nicht zu überriechen. «Aber du schaffst ja sowieso viel mehr.» Und genau so fing es an...
Die nächsten Stunden sehen also kurz gesagt so aus: Viel Spass, viel Tanzen, viel Anstossen mit Studienkollegen, viel Tequila, zwischendurch Bier oder Wasser, ab und zu aufs WC und ab und zu raus vor den Club, weil Lea Zigarettenqualm einatmen möchte und ich frische Luft. Und über die ganze Nacht verteilt, kam ich nun laut Lea (sie zählte still und leise mit) auf 12 Shots. Halleluja! Bis gerade ging es mir noch gut, aber jetzt, wo ich die Zahl höre, wird es mir ein wenig schwindelig. Es ist mittlerweile kurz nach 4i und Lea, Robin und ich gehen nochmal an die Luft, um zwischen-auszunüchtern. Alle nebeneinander am Boden liegend schauen wir in den Sternenhimmel.
«Kann jemand von euch beiden die Erde anhalten? Bitte? Jetzt?», rufe ich in meinem Suff-Zustand. Nach einer Weile dreht es sich zwar nicht mehr, aber dafür bekomme ich aus dem Nichts einen mega Lachanfall – leider weiss ich nicht mehr so genau, warum. Ich finde es jedenfalls gerade so witzig, dass ich auf die brillante Idee komme, Robin eine WhatsApp-Nachricht zu schreiben. Ich hab wohl kurz vergessen, dass er neben mir liegt. Darin steht: «gruz robin wo bisich? ninabin :D hier. bii de besssofsfne sterne chumch usseß die euddr taxI e.t.»
Ich wollte scheinbar einen Witz mit E.T. machen. Den hat er wohl nicht verstanden. Ich auch nicht ... Wir beschliessen: genug für heute und rufen uns ein Taxi.
Als ich mit Lea aussteige, bin ich froh, dass wir zu Hause sind. Ich bin so müde. Das Einzige, was ich noch auf die Kette bekomme, ist: Zähne putzen und mir eine grosse Flasche Wasser mit ins Bett zu nehmen. Ich verschwinde also in meinem Zimmer und Lea nebenan. Meine Klamotten schaffe ich mir auch noch am Bettende auszuziehen. So. Endlich liegen! Und schlafen! Aber vorher noch den Durst löschen – also leere ich fast die ganze 1 Lister Flasche Wasser.
Ein paar Stunden später wache ich auf und muss EXTREM DRINGEND PINKELN. Meine Blase fühlt sich an, als ob sie kurz vorm Platzen ist. Ich bin mega desorientiert, weil schlaftrunken und sicher immer noch etwas betrunken. Und nicht zu vergessen: Ich schlafe immer in einem komplett abgedunkelten Zimmer. Ich mach sogar was vor den Türschlitz und das Schlüsselloch. Dass sich das mal als fataler Fehler erweisen könnte, hab ich nicht bedacht. Ich finde nämlich meine verdammte Tür nicht mehr! Vom Lichtschalter ganz zu schweigen! Mein Handy ist auch nicht da, sodass ich wenigstens leuchten könnte. Ich stehe also neben meinem Bett und taste mich vorsichtig an der Wand entlang.
Es dauert nicht lang und BÄM. Autsch. Die nächste Wand hat ja eine Schräge. Ganz vergessen. Ich gehe auf die Knie und merke wieder, dass ich es kaum noch halten kann. Ich fühl mich so verloren in meinem Zimmer. Wo ist denn bitte meine Tür? Das kann doch nicht sein! Ich taste mich weiter vor, stosse mich andauernd an Regalen und irgendwas hab ich gerade runtergeworfen. Ups. Naja, Lea wird nicht einmal von einem neben ihr startenden Flugzeug wach.
Ich bin höchstens zwei Meter von der Tür entfernt, denke ich. Aber ich drehe mich offensichtlich im Kreis, was mich langsam echt verzweifeln lässt. Was mach ich jetzt? Wieder ins Bett und weiterschlafen? Kann ich nicht. Muss pinkeln.
Ich taste mich jetzt einfach am Boden entlang und komme mir vor wie in der Wüste auf der Suche nach Wasser. Oh nein, bloss nicht an Wasser denken! Ich finde aber nichts ausser Parkettboden... Scheinbar bin ich nun etwas weiter vom Bett weg. Aber wo bin ich denn? Und wo zur Hölle ist denn meine Tür? So gross ist mein Zimmer nun auch nicht! (Wie gern ich das alles auf einer Nachtkamera hätte). Ich bin kurz vorm Verzweifeln, als ich meinen Klamottenhaufen ertaste. Und das ist der Moment, in dem ich die Suche nach der Tür aufgebe. Es ist vergebens. Ich suche sicher schon eine Viertelstunde und meine volle Blase wird nur noch voller. In meiner Not — ich kann es jetzt echt nicht mehr anhalten — kommt mir die rettende Idee: Ich pinkle einfach auf meinen Klamottenhaufen.
Also tue ich genau das. In meinem stockdunklen Zimmer hocke ich mich hin und lass es einfach laufen. Das ist pure Freiheit! Mit leerer Blase lege ich mich wieder ins Bett. Um die Wäsche muss ich mich morgen kümmern. Find die Tür ja nicht. Und jetzt brauch ich sie auch nicht mehr.
Mein erster Gedanke, als ich ein paar Stunden später nüchtern erwache, ist dann: «Ist das letzte Nacht wirklich passiert?»
Der Geruch verrät mir: Ja. Ist es.
Heute bleib ich, wenn überhaupt, bim guete alte Wy.
Und, was habt ihr in euren betrunkenen Nächten so angestellt?
See ya!
Andererseits gebe ich nicht so leicht auf, und versuche es Woche für Woche wieder.
Aber echt, ein Bericht übers besoffen in Kleider pinkeln...
Und wie lustig ist das denn. Nicht.
Ich bleib nur hier, weil ich die Community so schätze, und ich vermute, das geht einigen andern auch so.
Aber ja, wir können uns in den Kommentarspalten ja auch über anderes unterhalten ;-)
Bitte zieh' weiter, Nina und überlass' diesen Platz einer anderen Frau. Einer, die ganz anders ist. Gerne darf sie in Basel wohnen, das ist nun wirklich nicht das Problem.