Logisch. Hier könnte stehen, dass ich neulich Suff-SMS-Sandro und Schontall traf, wir einen Heidenspass hatten, alles locker-flockig-easy war, wir zu dritt durch die Clubs zogen, bevor wir im letzten dann wild rummachten und bei Sandro oder mir endeten, wo wir dann bis Sonntagabend einen krassen Threesome nach dem anderen hatten.
Nun, so ist es aber nicht. Zum Glück, finde ich. Beziehungsweise nein, so hätte das toll sein können, wenn ich Sandro gegenüber nicht diese Gefühle hätte, die ich verdammterweise leider habe. Ich bin nämlich seit unserem letzten Treffen irgendwie etwas zu sehr ... wie soll ich sagen … vielleicht verknallt.
Er aber ist immer noch sehr into Chantal und Chantal into him und die beiden führen jetzt eine Beziehung zwischen Paris und Zürich und sind sehr glücklich, wie er sagt. Und wie sie sagt. Und zwar mir. In my face. Und das ganz ohne Kalkül. Aber von Anfang an.
Wer schon so lange befreundet ist (und vögelt) wie Sandro und ich, dem seine Freundeskreise verschmelzen irgendwann ein bisschen. Deswegen kommt es regelmässig vor, dass wir uns an Geburtstagspartys oder, noch schlimmer, schon an zwei Hochzeiten, trafen.
Letztens feierte jedenfalls Loris Geburi. Loris ist Sandros Freund aus Kindheitstagen. Ich kenne Loris nun auch schon ewig und finde vor allem Fiona, seine Freundin, schampar flott. Wer Loris und Fiona kennt, weiss: Das sind Homepartys, die man nicht missen sollte.
Ich wiege mich in Sicherheit, als ich mich mit Cleo auf den Weg zu den beiden mache. Laut meinen Quellen weilt Sandro aktuell bei Chantal in Paris. Die Chance also, dass ich ihm oder, viel schlimmer, ihm UND ihr begegne, ist klein.
Natürlich kommt's dann, wie's kommen muss und Sandro und Chantal sind auch da. Ich sitze mit Cleo und ein paar anderen auf Fionas und Loris’ Bett, als sie das Schlafzimmer betreten und sich ebenfalls zu uns setzen.
Enchantée, sage ich. «Salü», sagt Chantal. «Hoooi», sagt Sandro. «Hey», sage ich. Und will mich in Luft auflösen. Chantal ist nämlich uhuere krass heiss. Beine wie Cameron Diaz. Ein Lachen wie Julia Roberts. Haare wie aus der Shampoo-Werbung. Sie trägt Jeans und ein weisses T-Shirt und sieht darin krasser als 100 Models in Karl Lagerfeld oder Chanel oder Dior aus.
Ich hasse Chantal. Und ihre langen Finger und ihre dunkelrot lackierten perfekten Nägel, mit denen sie Sandros Nacken krault. Ich schau ihn an, er schaut mich an, wir lächeln gequält. Nur Chantal ist super-zen. Sie erzählt und erzählt und sagt, wie cool sie Zürich findet und wie verknallt sie in Sandro ist und wie «big» ihre «Histoire» ist.
Offiziell muss ich mal. Inoffiziell schliesse ich mich husch ins Bad ein, um meinen Kopf 2 Mal an die Wand zu hauen.
Als ich zurück komme, finde ich das gleiche Szenario vor. Jetzt textet Chantal Cleo zu. Ich setz mich so biz in die Nähe. Ich bin genug nah, um mitzubekommen, dass sie stets Pech mit Männern hatte. Seit Sandro da sei, wisse sie, wie «facile» die Liebe ist. Ihm geht's gleich, sagt er.
Ich schlucke leer und verlasse den Raum. Ich spreche lieber mit Fionas sehr nerviger Schwester als Sandro und Chantal bei der Liebe zuzusehen.
Irgendwann mal kommt Cleo und sagt: «Fuck, Ems, Chantal ist eine Bombe. Die würde ich leider auch haben wollen.»
Ich weiss, sag ich, und blicke Richtung Balkon. Da stehen sie. Eng umschlungen, rauchen, lachen. Er sieht glücklich aus, finde ich. Cleo sieht's auch so. Und irgendwie wirkt er viel weniger rastlos. Das ist schön.
Ich will ja, dass es Sandro super geht. Ich hätte gerne, dass es ihm mit und dank mir super ginge. So ist es aber nicht. Und damit muss ich nun selber dealen. Für ihn aber will ich happy sein. Er wirkt angekommen.
Okay. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder gedacht, er sei bei Lara, Lisa, Carla, Hanna, Fabienne, you name it, angekommen und dann war er schneller zurück in meinem und vor allem in seinem alten Leben.
Aber dieses Mal könnte es anders sein.
Und ganz vielleicht ist das gut so.
Ganz vielleicht sind er und ich es einfach nicht.
Auf dem Heimweg hole ich mein Handy raus. Ich öffne Sandros und meinen Chat:
«Sie ist schön, Sandro. Ihr seid schön. Ernsthaft, dein Glück freut mich.»
Nun schreibt er. Dann löscht er. Dann passiert nichts. Dann schreibt er wieder. Dann kommt nichts. Und dann irgendwann:
«Selber schön bist du, meine Emma.»
Ich lächle. Wenn es vielleicht im real life nicht zu einem happy end kommt, sollten wir vielleicht einfach ein Buch aus unserem Chat machen, den es schon seit gefühlt 100 Jahren gibt. Also schaue ich mal aus Neugier, was unsere ersten paar Nachrichten waren:
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............
!!!!
Uff. Uff.
Adieu,
Kolo
Caumasee
keplan
Darum Krönchen richten und weitergehts Emma, der nächste kommt bestimmt...