Die Vergangenheit kann ich kurz zusammenfassen: Sandro und ich waren ein sehr geiles Nicht-Paar-Paar. In Sachen Party machen konnte uns niemand toppen. Wir tanzten und knutschten nächtelang auf den Dancefloors dieser Stadt, bevor wir dann irgendwo so gut wie eigentlich immer super Sex hatten.
Das war Aufregung pur.
Adrenalin auf der ganzen Linie.
Wir waren uns nichts schuldig, gaben uns aber alles.
Wir hatten den Spass unseres unverbindlichen Lebens. Sowohl seine als auch meine Freunde beneideten uns um unsere Freundschaft sehr plus.
Und damit zurück in die Gegenwart. In unsere ernste, erwachsene und verbindliche Beziehung.
Haha.
Ich lache, obwohl es gar nicht soooo lustig ist. Fakt ist nämlich, dass das gemeinsame Partymachen, seit wir ein Paar sind, nicht mehr so geil ist wie vorher.
Warum das so ist, weiss ich nicht. Sandro sieht's auch so. Schnallt aber auch nicht, woran es liegt.
Wir gehen automatisch viel weniger aus als früher. Dabei finden wir beide Party machen grossartig. Aber so zusammen daheim parat machen und in den Club gehen? Nöö. Irgendwie unspannend. Schwierig zu beschreiben.
Neulich rafften wir uns mal wieder auf. Und bereuten es schon fast, als wir die lange Schlange vor dem Club sahen. Früher wären wir da schon verschwunden. Nach Hause, trinken und vögeln gehen. Alles ausschalten. Nur wir zwei. Musik, Gras und Bier. Dieser Zauber ist jetzt so nicht mehr.
Leider.
Also stehen wir an. Und wissen nicht so genau, was wir mit uns anfangen. Vorgeglüht haben wir auch nicht. Hinter uns machen zwei wild rum. Sandro und ich lächeln uns etwas wehmütig an.
Eigentlich wollen wir beide am liebsten wieder nach Hause. Pischi. Couch. Netflix. Wir sprechen es nicht aus. Wollen ja beide keine Spassbremsen sein.
Als wir es irgendwann reinschaffen, bestellen wir einen Drink. Wir stehen an der Bar. Es ist sehr laut und wir sehr nüchtern und irgendwie ist's nicht geil.
Ich gehe eine Runde tanzen. Sandro bleibt an der Bar. Er redet mit ein paar Kumpels. Kein Blickkontakt zwischen uns. Das war früher anders.
Es dauert knapp zwei Stunden, bis wir einen guten Pegel haben. Nicht, dass wir ohne Alkohol keinen Spass haben können, aber sind wir ehrlich, oft ist es mit etwas spassiger.
Jetzt knutschen wir wild. Auf der Tanzfläche hat es wenig Platz. Wir nerven hier. So, jetzt ist es etwas wie früher. Sandro zieht mich in eine dunkle Ecke. Hier machen wir heftig rum. Super.
«Geht nach Hause!», ruft ein genervter Typ. Eine Frau schubst mich zur Seite. Sie tut das mehrmals. Sie nervt mich und wir nerven sie. Früher wäre uns das scheissegal gewesen. Wir wären maximal raus vögeln gegangen. Oder aufs Klo.
Wir schauen uns an.
«Gehen wir heim?», frage ich.
«Ja, bitte», sagt er.
15 Minuten später sind wir bei mir. Die Cluboutfits wechseln wir gegen Hoodies und Jogginghosen. Wir putzen die Zähne und legen uns auf die Couch.
«Noch eine Folge ‹White Lotus›?», frage ich.
Sandro küsst mich auf die Stirn.
Ich schlafe nach vier Minuten ein.
This is wohl forty. Und wisst ihr was? Das ist super.
Den Sex holen wir am Samstagmorgen um kurz nach 10 Uhr ausgeschlafen nach.
This is also auch 40.
Und this ist fucking perfect.
PS: Schaut «White Lotus». Danken könnt ihr mir später.
lilie ❤ Bambusbjörn
Vielleicht ist das ja mit Menschen ganz ähnlich. Die Jagd nach Spass ist zu anstrengend als dass man es sich antut, wenn man nicht muss.
Dazu hat man ja eben die Partnerschaft erfunden. 😉
(Vom Bett aus geschrieben mit meinem Schatz an der Seite 😁🥰).
H.P. Liebling
tantemagda