Ein Fotograf der internationalen Nachrichtenagentur Reuters fing die Szene ein, auf Twitter gingen die Bilder viral, der in der Hauptstadt beliebte Instagram-Kanal «Das ist Berlin, Bitch» brachte das dazugehörige Video.
Es zeigt eine Szene nach dem Unwetter von Montag: Regenmassen waren in so kurzer Zeit auf die Strassen der Stadt geprasselt, dass die Kanalisation sie nicht mehr aufnehmen konnten. Land unter in Berlin.
Im Stadtteil Wilmersdorf, wenige Schritte vom U-Bahnhof Güntzelstrasse entfernt, nutzte ein junger Mann die Gelegenheit. Barfuss und ohne Shirt, nur mit einer kurzen Hose bekleidet, stapfte er über die überspülte Strasse zu einem Kanalisationseinstieg.
Auf den Bildern ist deutlich zu sehen, wie der Gullydeckel neben dem sich abzeichnenden Loch liegt, wie der Mann sich an den Rändern abstützt, sich dann hinuntergleiten lässt und schliesslich bis zu den Schultern verschwindet. Lachend dreht er sich zur Kamera, das Wasser sprudelt.
Die Scherze in den sozialen Medien waren teils derbe: «Baden in Kot d'Azur», schrieb ein User. «Bro hat jetzt Hyperaids», befand ein weiterer.
Aber der Abstieg in die vollgelaufene Kanalisation war mehr als nur ein bisschen eklig: Er war, wie die Berliner Wasserbetriebe klarstellten, zudem auch noch «kreuzgefährlich». Ein Sprecher erklärte t-online, weshalb die Aktion so leichtsinnig war.
Liebe @wasserbetriebe, könnt ihr diese Aktion mal so sicherheitsmässig bewerten? pic.twitter.com/7wJdwbd1NK
— Axel Lier ✏️ (@Reporter_Flash) June 27, 2023
Ein Grund: Gerade bei starkem Regen sei das Wasser sehr trübe. Man könne nicht sehen, wie weit es hinuntergeht. Sechs Meter oder nur etwas mehr als einen – das sei unklar. Unten im Kanal könnten starke Strömungen herrschen, einen eventuell mitreissen. Das Abwasser könne gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten: «Man weiss ja nie, was die Leute in der Toilette runterspülen.»
Oder, so Wasserbetriebe-Sprecher Stephan Natz: «Sie stehen da nur auf kleinen, glitschigen Trittstufen. Stellen Sie sich vor, Sie rutschen weg, knallen mit dem Kopf auf, sind leicht benommen und ersaufen.» Vielleicht verhake man sich auch irgendwie und bleibe stecken. Wenn dann das Wasser steige, drohe ebenfalls der Tod.
Profis würden nur in einen Kanal klettern, wenn sie dank Messgeräten genau wüssten, was sie unten erwartet – und wenn sie selbst ähnlich wie ein Bergsteiger gesichert seien, mit einem Geschirr am Körper und einem Seil. Das Fazit des Sprechers: «Da wollte jemand den originellen Helden spielen, aber das war megadämlich.»
Oder der Kerl hat einen schrägen Fetisch.