Am 24. April 2013 stürzte in Bangladesch das «Rana Plaza» ein. 1138 Menschen verloren ihr Leben. Das Drama, das sich in einer Vorstadt von Dhaka abspielte, ist bis heute der grösste Unfall der Textil-Industrie.
Im Hochhaus waren fünf Textil-Fabriken untergebracht, welche internationale Modelabels belieferten. Obschon die Arbeiter das Management auf Risse im Gebäude aufmerksam machten, wurden sie gezwungen, weiterzuarbeiten.
Rund um die Welt waren die Bilder der beispiellosen Tragödie zu sehen; fassungslose Angehörige, überforderte Rettungskräfte, tödliche Betonmassen. Viele Menschen realisierten erstmals, unter welch prekären Umständen ein Grossteil ihrer Kleidung hergestellt wird.
«Rana Plaza» war die traurige Konsequenz eines weltweiten «race to the bottom» der Textil-Industrie. Im Kampf um die günstigsten Preisschilder wurden Umwelt-, Sozial und Arbeitsstandards jahrelang abgebaut.
So konnten die Modeunternehmen immer günstigere Kleidung anbieten. T-Shirt für 7 Franken 95 Rappen? Plötzlich ganz normal.
Durch die Schwemme an Billigware nahm der globale Kleider-Konsum rasant zu. Ein US-Bürger kauft heute etwa fünf Mal mehr Kleider ein als noch 1980.
Die traditionellen vier Jahreszeiten sind in der Mode-Industrie quasi verschwunden. Die grossen Labels bieten Off- sowie Online wöchentlich neue Kollektionen an.
Die Folge: Massenweise Textil landet im Abfall. Gemäss Greenpeace entsorgt ein US-Amerikaner heute doppelt so viel Kleidung wie noch vor 15 Jahren. Der Trend des immer höheren Kleider-Durchlaufs nennt sich «Fast-Fashion».
Wurde mit «Rana Plaza» ein Wendepunkt in der Textilindustrie eingeläutet? Vielleicht. Sicher ist: Bei vielen Konsumenten hat in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden. Sie möchten «Fair-» statt «Fast-Fashion».
In der Schweiz sind viele Labels entstanden, die sich für eine faire und transparente Produktion ihrer Kleidungsstücke einsetzen. Elf davon möchten wir dir nun gerne vorstellen:
Kennst du noch weitere Unternehmen, die hier erwähnt werden müssten? Dann ab in die Kommentare damit!
Fangen wir an mit den Basics, jenen Kleidungsstücken, die sich in jedem Schrank befinden. Auf genau das konzentriert sich das Schweizer Streetwear-Label «ZRCL» (für «circle»).
Jedes Kleidungsstück besitzt eine eigene Nummer, mit welcher der komplette Produktionskreislauf auf der Website zurückverfolgt werden kann. Keine Fashion, sondern Kleidung, die durch eine nachhaltige Produktion und Qualität überzeugt.
Nicht auf Basics, sondern auf Outdoorbekleidung setzt «Rotauf». Die Kleidungsstücke werden in der Schweiz hergestellt, auf schädliche Chemikalien wird verzichtet. Auf der Website kann die Geschichte eines Produkts genau nachvollzogen werden.
Eine Alternative zum gängigen Modekonsum bietet «Kleihd». Hier kannst du deine Kleider ausleihen, anstatt sie zu kaufen. So kannst du an jeder Hochzeit mit einem neuen Kleid aufkreuzen und schonst dabei sogar noch dein Portemonnaie und die Umwelt.
«Mama Tierra» vertreibt Accessoires wie Taschen, Hüte oder Etuis. Hergestellt werden diese von Wayuu-Indigenen, die zwischen Venezuela und Kolumbien wohnen. Im Fokus von «Mama Tierra» stehen Frauen, weil sie den Unterhalt der Familie sichern, die Kinder erziehen und für die Erhaltung der Natur sorgen.
«prêt-à-reporter» schenkt getragenen Kleidern eine frische Form für einen neuen Auftritt, ohne den Kleiderberg zu vergrössern. Alles ist aus bereits Vorhandenem hergestellt. Auf den Kopf gestellt und umgedreht wird ein Kragen zum Taillenbund oder eine Hose zum Kleid.
Nicht erst seit «Rana Plaza», sondern bereits seit zwölf Jahren arbeitet «3FREUNDE» daran, Kunden perfekte Basics anbieten zu können. Seit sechs Jahren sogar mit einer eigens gegründeten Näherei in Indien. Damit sind eine transparente Lieferkette, existenzsichernde Löhne in der Näherei und der ausschliessliche Einsatz von Fairtrade-Biobaumwolle gesichert.
«SANIKAI» wurde in Zürich von Sanaz Wasser und Kai Wasser gegründet. Das Label übernimmt Verantwortung, indem es ausschliesslich mit natürlichen oder wiederverwertbaren Materialien arbeitet. Die veganen Kleidungsstücke werden in einem familiengeführten Nähatelier in Lugano angefertigt.
«Slow-» statt «Fast-Fashion» heisst es bei «etris». Die Kleider werden in Bern designt und in Lugano produziert. Die verwendeten Materialien stammen aus fairen und ökologisch vertretbaren Produktionen.
Eine Reise durch Lateinamerika inspirierte Pauline Treis, ihr eigenes Modelabel zu gründen. Produziert wird zeitlose Frauenkleidung mit minimalistischem Design. Dabei wird auf eine enge Zusammenarbeit mit den Näherinnen und den Kunsthandwerkerinnen geachtet – faire Löhne sind ein zentrales Ziel des Labels.
Corinna Mattner, die Frau, die hinter «Romy Hood» steht, beschreibt ihre Arbeit wie folgt: «Ich ziehe meine Inspiration aus schönen alten Kleidern. Auf der Brocki-Tour sprudeln mir nur so die Ideen durch den Kopf. Am liebsten arbeite ich im kreativen Prozess, das gleicht dann einer Art Kleider-Schlacht, in der ich die Materialien, mit denen ich arbeiten möchte, im Atelier ausbreite und anfange sie zu zerschneiden und neu zu kombinieren.»
Wer Kinder hat, der weiss, wie schnell diese wachsen – dementsprechend oft müssen neue Kleider her. Wer keine Lust hat, alle paar Wochen, einen neuen Satz Babykleider zu kaufen, der kann diese jetzt bei «babybox» mieten. Ins Leben gerufen wurde «babybox» im Frühling 2017. Abholen kannst du die Kleider in Luzern, oder du lässt sie dir nachhause schicken.