Während Disney in den Streaming-Markt drängt, geht Netflix plötzlich den umgekehrten Weg und bringt zehn seiner Filme USA-weit in die Kinos. Teilweise werden die Produktionen einen ganzen Monat in den Lichtspielhäusern zu sehen sein, bevor sie dann auch online verfügbar werden.
Schaut man sich die angekündigten Titel an, staunt man nicht schlecht, denn zumindest in der Theorie hören sich die Filme nach ziemlich hochkarätigen Streifen an. In unserer Übersicht erfährst du alles Wichtige, was bisher über die Filme bekannt ist.
Als die Witwe Ellen Martin beginnt, eine gefälschte Versicherungspolice zu untersuchen, findet sie sich bald in einem Kaninchenbau von fragwürdigen Geschäften wieder. Die Spur führt zu einer Anwaltskanzlei in Panama City, die darauf spezialisiert ist, mit Mantelgesellschaften und Offshore-Konten die Reichen noch reicher zu machen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs eines korrupten Finanzsystems aus Steuerhinterziehung, Bestechung und anderen illegalen Absurditäten.
«The Laundromat» basiert auf dem Panama-Papers-Skandal aus dem Jahr 2016. Der Datenleak führte zu zahlreichen Enthüllungen gegen Politiker und Promis weltweit. Für die Verfilmung hat sich Netflix nur die Besten geholt: Der Cast wird angeführt von Meryl Streep, gefolgt von Gary Oldman, Antonio Banderas und Jeffrey Wright. Auf dem Regiestuhl sitzt Steven Soderbergh. Er hat unter anderem Filme wie «Erin Brokovich», «Ocean's Eleven» oder jüngst «High Flying Bird» gedreht.
Im Kino: 27. September
Auf Netflix: 18. Oktober
In den 1960er-Jahren war Rudy Ray Moore als erfolgreicher Comedian und Sänger unterwegs. Doch nach einigen Showbiz-Tiefschlägen versucht sich Moore neu zu erfinden. So denkt er sich die Figur des Dolemite aus, ein Zuhälter mit einem Stock und einem Arsenal an obszönen Geschichten. Dank Mundpropaganda wird seine Figur schnell zum Hit, doch öffentlichen Radiostationen ist er zu krass. Schliesslich schafft er es, einen Filmproduzenten zu überzeugen, eine seiner Geschichten zu finanzieren. Doch damit fangen die Probleme erst an.
Eddie Murphy versucht sich wieder in einem Film und dieses Mal klingt es tatsächlich nicht nach einer dummen Fremdschäm-Komödie. Der Film ist dabei eine Biographie, denn Rudy Ray Moore hat tatsächlich existiert. Mit seinem Bestrebungen hat er massgeblich zum Genre des Blaxploitation beigetragen, das in den 1970er-Jahren äusserst populär war. Murphy ist übrigens nicht der einzige Altstar in «Dolemite Is My Name». Auf der Castliste steht auch ein gewisser Wesley Snipes, den sicher viele von euch noch von Filmen wie «Blade» oder «Demolition Man» kennen.
Im Kino: 4. Oktober
Auf Netflix: 25. Oktober
Hal, eigensinniger Prinz und widerwilliger Erbe des englischen Thrones, hat das königliche Leben abgelegt, um unter dem gewöhnlichen Volk zu leben. Doch als sein tyrannischer Vater stirbt, wird er als Heinrich V zum König gekrönt und ist gezwungen, das Leben anzunehmen, welches er zuvor abgelehnt hat. Fortan versucht er die Palastpolitik und das Chaos und den Krieg, den sein Vater ihm hinterlassen hat, zu steuern.
Für Geschichtsfans hat Netflix das Historiendrama «The King» im Programm. Regie führt David Michôd, der zwar erst drei Filme gedreht, mit diesen aber durchaus überzeugt hat. Für die Hauptrolle des jungen Königs konnte Netflix Indie-Star Timothée Chalamet verpflichten. Am ehesten dürftet ihr ihn aus «Call Me by Your Name» oder «Lady Bird» kennen. Ihm zur Seite stehen unter anderem Robert Pattinson, Ben Mendelsohn und Joel Edgerton.
Im Kino: 11. Oktober
Auf Netflix: 1. November
«Ich höre, du streichst Häuser?» Mit diesem Satz wird in Mafiakreisen die Ermordung von Feinden in Auftrag gegeben. Und genau darin ist Frank «The Irishman» Sheeran der Beste. Über die Jahre steigt Frank trotz seiner Abstammung in der italienischen Mafia immer weiter auf. Dabei entwickelt sich zwischen ihm und dem Mafiakollegen Jimmy Hoffa eine tiefe Freundschaft. Doch dann übermittelt ihm sein Boss den nächsten Auftragsmord: Jimmy Hoffa.
Alleine die Besetzung von «The Irishman» liest sich wie ein sicherer Oscar-Gewinn: Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci. Wenn dann noch Altmeister Martin Scorsese Regie führt, scheint das eine sichere Sache zu sein. Natürlich muss sich der Film erst noch beweisen, doch bei einem Budget von angeblich bis zu 200 Millionen Dollar erwartet Netflix natürlich nicht weniger als den Oscar für den besten Film.
Im Kino: 1. November
Auf Netflix: 27. November
Tokio im Jahr 1989: Earthquake Bird und die rätselhafte Expat Lucy Fly sind beide in den Fotografen Eiji verliebt. Als Lucy Fly mit ihm eine intensive Beziehung eingeht, gerät sie in den Fokus von Earthquake Bird. Schliesslich betritt noch eine dritte Frau namens Lily Bridges die Bühne, wird aber kurz darauf vermisst. Die Polizei vermutet, dass Bridges tot ist und nimmt das seltsame Liebes-Dreieck in die Mangel.
«Earthquake Bird» soll ein Film Noir ganz nach alter Schule werden. Aushängeschild für diesen Film ist sicher Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander nebst einem ansonsten beinahe komplett asiatischen Cast. Regisseur Wash Westmoreland hat unter anderem den Film «Still Alice» gedreht, der Julian Moore 2014 den Oscar als beste Hauptdarstellerin eingebracht hat.
Im Kino: 1. November
Auf Netflix: 15. November
Viel hat Netflix über diesen Film noch nicht verraten. Die Tragikkomödie soll ein Porträt eines Ehepaares sein, das sich scheiden lässt und wie die Familie damit zurecht kommt. Das Ehepaar wird von den A-Listern Scarlett Johansson und Adam Driver gespielt. Regisseur Noah Baumbach hat bereits viel Erfahrung mit Filmen solcher Art. 2006 war er für seine Tragikkomödie «Der Tintenfisch und der Wal» für den Oscar in der Kategorie «Bestes Originaldrehbuch» nominiert.
Im Kino: 6. November
Auf Netflix: 6. Dezember
Der junge skandinavische Postbote Jesper ist bei der Gesellschaft nicht sehr angesehen. Als er beauftragt wird, den Postservice in einem umstrittenen Dorf im kalten Norden zu etablieren, sieht er endlich seine Chance, sich zu profilieren. Die dortigen Einwohner haben allerdings kein Interesse an diesem neuartigen Postservice, doch dann lernt Jesper den weissbärtigen Spielzeugmacher Klaus kennen.
Auch im Bereich des Animationsfilms scheint es Netflix auf einen Oscar abgesehen zu haben. Mit Klaus könnte das durchaus gelingen, denn zumindest im ersten Moment klingt die Geschichte frischer als manch anderer Animationsfilm. Für die Synchronisation stehen unter anderem Rashida Jones und J. K. Simmons hinter den Mikros. Für Regisseur Sergio Pablos stellt der Film das Regiedebüt dar. Als origineller Geschichtenerzähler hat er allerdings durchaus Erfahrung. So war er es, der die Storyidee für «Ich – Einfach unverbesserlich» hatte.
Im Kino: 8. November
Auf Netflix: 15. November
In einem Pariser Labor entkommt eine abgetrennte Hand ihrem unglücklichen Schicksal und macht sich auf den Weg, um ihren Körper zu finden. Die Extremität kämpft gegen Tauben und Ratten, um sich schliesslich wieder mit dem Körper des Pizzajungen Naoufel zu vereinigen. Seine Liebe zur Bibliothekarin Gabrielle könnte eine Antwort darauf liefern, wie es dazu kam, dass er seine Hand verloren hat.
Noch ein Animationsfilm, den Netflix ins Rennen schickt. Der in 2D animierte Streifen richtet sich mit seiner poetischen Geschichte aber eindeutig an ein erwachsenes Publikum. Wer nicht warten kann, bis der Film erscheint, kann bereits das Buch lesen, auf welchem er basiert: «Happy Hand». Geschrieben hat das Buch Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Laurant. Und ratet mal, welchen wundervollen Film dieser Mann zu verantworten hat? «Die fabelhafte Welt der Amélie»!
Im Kino: 15. November
Auf Netflix: 29. November
In einem Vorort von Dakar: Die 17-jährige Ada ist unsterblich in den jungen Bauarbeiter Souleiman verliebt. Doch sie wurde bereits einem anderen Mann versprochen. Eines Nachts verlassen Souleiman und seine Arbeitskollegen das Land auf dem Seeweg, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wenige Tage später ruiniert ein Feuer Adas Hochzeit und ein mysteriöses Fieber breitet sich aus. Noch weiss Ada nicht, dass Souleiman wieder zurück ist.
«Atlantics» ist eine Koproduktion zwischen Frankreich, Senegal und Belgien. Dementsprechend unbekannt erscheint der Cast in unseren Augen. Auf dem Regiestuhl sitzt mit Mati Diop eine französische Schauspielerin, die allerdings auch schon drei Spielfilme als Regisseurin abgeliefert hat. Netflix dürfte «Atlantics» bei den Oscars wohl als besten fremdsprachigen Film einreichen.
Im Kino: 15. November
Auf Netflix: 29. November
Frustriert mit der Richtung, die die Kirche nimmt, will Kardinal Bergoglio Papst Benedikt 2012 um seinen Rücktritt ersuchen. Stattdessen beruft der von Skandalen und Selbstzweifeln geplagte Papst Benedikt seinen härtesten Kritiker und späteren Nachfolger nach Rom, um ihm ein Geheimnis anzuvertrauen, das die Grundfesten der katholischen Kirche erschüttern könnte.
«The Two Popes» ist Netflix' zweites grosses Prestigeprojekt. Der Film feierte bereits am Festival in Toronto seine Premiere und wird von den Veranstaltern als grandioses Kammerspiel angepriesen. Dafür hat der Streaming-Dienst auch einiges an Aufwand betrieben. Das Drehbuch stammt von Anthony McCarten, der bereits die Drehbücher zu den Oscar-prämierten Werken «Die dunkelste Stunde» und «Die Entdeckung der Unendlichkeit» geschrieben hat. Auf dem Regiestuhl sitzt Fernando Meirelles der 2004 für «City of God» für den Oscar nominiert war. Als Benedikt XVI respektive Joseph Ratzinger sehen wir niemand geringeres als Anthony Hopkins, während sein Gegenspieler Jonathan Pryce ist. Ihn kennt ihr sicher als «Hoher Spatz» aus «Game of Thrones».
Im Kino: 27. November
Auf Netflix: 20. Dezember
Aber liebes Watson, wo seht ihr diese angebliche Oscar-Besessenheit, dass ihr das in gefühlt jedem 2. Satz so prominent erwähnt?