Hollywood-Star Bradley Cooper verkörpert im Film «Maestro» den berühmten Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein, der 1990 verstorben ist. Um Bernstein akkurater darzustellen, trägt Cooper bei den Dreharbeiten zum Netflix-Film eine Nasenprothese.
Ebendiese Nase wird für Cooper nun, nachdem der Trailer zum Film erschienen ist, zum «Problem». Im Netz wird ihm vorgeworfen, sogenanntes «Jewfacing» zu betreiben. Ähnlich wie beim «Blackfacing» lautet der Vorwurf, dass sich Nicht-Juden zur Verkörperung von Juden stereotypischer Merkmale bedienten.
Leonard Bernstein war Sohn jüdisch-ukrainischer Einwanderer in den USA. Er ist unter anderem für die Musik zum Musical «West Side Story» bekannt und war Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra. Cooper führte in der Biografie «Maestro» Regie, hat das Drehbuch mitverfasst und spielt die Hauptrolle.
Seine Darstellung wird jetzt im Netz heftig diskutiert. So schreibt die britische Schauspielerin und Aktivistin Tracy-Ann Obermann auf Instagram: «Wenn [Cooper] eine Nasenprothese tragen muss, dann ist das für mich und viele andere das Äquivalent zu Black-Face oder Yellow-Face ... Wenn Bradley Cooper die Rolle nicht allein durch Kraft oder Schauspielerei spielen kann, dann besetzt ihn nicht – nehmt einen jüdischen Schauspieler.»
Auch der leitende Filmkritiker des «Hollywood Reporter», Daniel Fienberg, nannte die Prothesen «problematisch», als im Mai Fotos vom Set auftauchten. Er bezeichnete den Film anschliessend als «ethnisches Cosplay». Für ihn kommt hinzu, dass auch Bernsteins erste Ehefrau, gespielt von Carey Mulligan (ebenfalls keine Jüdin), eine chilenische Jüdin war.
Nun erhält Bradley Cooper Unterstützung, und zwar von Leonard Bernsteins Kindern. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) posteten sie ein Statement: «Es bricht uns das Herz, wenn wir sehen, dass [Coopers] Bemühungen falsch dargestellt oder missverstanden werden», schreiben die drei Nachkommen.
(1/6) From Jamie, Alexander, and Nina Bernstein:
— Leonard Bernstein (@LennyBernstein) August 16, 2023
Bradley Cooper included the three of us along every step of his amazing journey as he made his film about our father. pic.twitter.com/y9xZWDotJe
Ihr Vater habe tatsächlich eine «schöne, grosse Nase» gehabt. Und weiter: «Bradley hat sich entschieden, Make-up zu benutzen, um seine Ähnlichkeit zu verstärken, und wir sind damit völlig einverstanden. Wir sind auch sicher, dass unser Vater damit einverstanden gewesen wäre.»
Cooper habe sie in jedem Schritt des Filmprozesses eingebunden. «Während der Dreharbeiten zu diesem Film konnten wir jederzeit den tiefen Respekt und ja, auch die Liebe spüren, mit der Bradley sein Porträt von Leonard Bernstein und seiner Frau, unserer Mutter Felicia, gestaltete», schreiben sie zum Schluss.
«Maestro» zeigt die turbulente Beziehung von Leonard Bernstein zu seiner ersten Ehefrau Felicia, die auch von Bernsteins Beziehungen mit Männern geprägt war. Der Film wird erstmals bei den Filmfestspielen in Cannes im September der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab November soll er dann in den Kinos laufen und ab Dezember bei uns auf Netflix zu sehen sein.
(lak, mit Material der SDA)
Film klingt eigentlich noch ganz interessant.