Johnny Depp, einst Lieblingspirat und Garant für Kassenschlager, verlor mehrere Rollen und ist nur noch in wenig beachteten Filmen zu sehen. Es ist eine der Konsequenzen, die die Schlammschlacht von Depp mit Ex-Frau Amber Heard mit sich zog. Sie gipfelt im Prozess, der am 11. April in Fairfax County, Virginia stattfindet und von dem erwartet wird, dass er mindestens zwei Wochen dauern soll. Depp hat eine Verleumdungsklage gegen Heard angestrengt, es geht um 50 Millionen Dollar.
Amber Heard und Johnny Depp, damals 23 und 46, lernen sich 2009 am Set von «The Rum Diary» kennen. Die Beziehung lässt aber auf sich warten, denn zu diesem Zeitpunkt sind beide bereits in festen Händen. Erst Anfang 2012 trennen sie sich fast zeitgleich von ihren Partnerinnen, womit ihre turbulente Liebesbeziehung ihren Anfang nimmt. 2015 heiraten sie im Rahmen einer privaten Zeremonie in ihrem Zuhause in Los Angeles.
Am 23. Mai 2016 reicht Heard die Scheidung ein und wirft Depp vor, sie unter Einfluss von Alkohol oder Drogen körperlich misshandelt zu haben. So habe er beispielsweise ein Handy nach ihr geworfen und sie so im Gesicht verletzt.
Im Internet empören sich Depp-Fans, dass Heard ungeachtet des Todes von Johnny Depps Mutter drei Tage zuvor die Scheidung eingereicht hat. So zeichnen sich bereits früh zwei Lager ab: diejenigen, die Heard unterstützen, und diejenigen, die sie der Lügen bezichtigen. Diese Thematik greift Heard später in einem Artikel auf, den sie für die «Washington Post» schreibt. 2017 wird die Scheidung finalisiert.
«Ich sprach mich gegen sexuelle Gewalt aus – und wurde mit dem Zorn unserer Kultur konfrontiert». So lautet der Titel von Heards Kommentar in der Washington Post, der am 18. Dezember 2018 veröffentlicht wird. Sie schreibt davon, wie ihr im Vorfeld strengstens davon abgeraten wurde, Johnny Depp öffentlich der häuslichen Gewalt zu beschuldigen. Sie tat es trotzdem – und zwar vor Oktober 2017, als die MeToo-Bewegung eine Welle der Solidarität auslöste und sich viele prominente Opfer an die Öffentlichkeit wandten. Im Artikel schreibt sie darüber, wie sie im Anschluss an ihre Missbrauchsvorwürfe von Boulevardblättern zerrissen und in schlechtem Licht dargestellt wurde. Dasselbe Schicksal ereilte auch Johnny Depp.
Am 27. April 2018 veröffentlicht Dan Wootton von «The Sun» einen Kommentar unter dem Titel: «Wie kann JK Rowling ‹aufrichtig glücklich› sein, den Frauenschläger Johnny Depp im neuen ‹Fantastische Tierwesen›-Film zu besetzen?» Depp, der sich nach wie vor vehement gegen die Vorwürfe Heards wehrt, verklagt die News Group Newspapers, den Verlag von «The Sun», sowie Dan Wootton, Geschäftsführer von «The Sun».
Auch wenn sie Johnny Depp nie beim Namen nennt, sei es laut Depps Anwälten offensichtlich, dass sich Heard im «Washington Post»-Kommentar als das Opfer von Depps häuslicher Gewalt darstelle. Depp verklagt Heard wegen Rufmord auf 50 Millionen Dollar. Dieser Prozess beginnt nun am 11. April 2022.
Im Juli 2020 findet eine dreiwöchige Gerichtsverhandlung in England statt. Depp verklagt den Verlag «News Group Newspaper» wegen Verleumdung. Im Prozess soll geklärt werden, ob die Anschuldigungen der «Sun» im «Wesentlichen wahr sind» oder nicht. Er und Ex-Frau Heard werfen dabei mit wilden Beschuldigungen um sich.
Johnny Depp setzt die Messlatte hoch, als er Amber Heard in seinem Eröffnungsplädoyer vorwirft, sie habe ihm nach einem Streit an ihrem 30. Geburtstag – milde ausgedrückt – ein Häufchen ins Bett gemacht. Sie schiebt die Schuld auf die Hunde. Zudem habe sie aussereheliche Affären mit James Franco und Elon Musk gehabt, was Heard abstreitet. Im Laufe des Prozesses legt Depps Wachmann, Sean Bett, Fotos vor, die Depp mit einem blauen Auge zeigen, nachdem Heard ihn ins Gesicht geschlagen habe. Auf Tonaufnahmen, die der «DailyMail» vorlagen, gab Amber Heard ausserdem zu, gegenüber Johnny Depp handgreiflich geworden zu sein.
Prominente Unterstützung erhielt Depp ausserdem von seinen Ex-Freundinnen Winona Ryder und Vanessa Paradis, die ihn in ihren schriftlichen Zeugenaussagen vor den Anschuldigungen verteidigten. Winona Ryder, mit der er vier Jahre liiert war, schreibt:
Heards Anschuldigungen hätten nichts mit dem wahren Johnny zu tun, den sie kannte, schreibt auch Vanessa Paradis, die 14 Jahre mit ihm zusammen war und zwei Kinder mit ihm grosszog. Aus persönlicher jahrelanger Erfahrung könne sie sagen, dass er ihr gegenüber nie gewalttätig oder ausfällig gewesen sei.
Doch es gibt auch belastende Mittel: Bei der Gerichtsverhandlung wird eine Textnachricht vorgelesen, die Depp seinem Schauspielkollegen Paul Bettany im Jahr 2013 gesendet haben soll. Darin schrieb Depp (Achtung, sehr explizite Sprache): «Let’s burn Amber.» Und weiter: «Let’s drown her before we burn her!!! I will fuck her burnt corpse afterwards to make sure she is dead.»
Richter Nicol entscheidet in seinem Urteil vom 2. November 2020 schliesslich, dass die Behauptungen im «The Sun»-Artikel «im Wesentlichen wahr» gewesen seien. Er findet dabei drastische Worte: Amber Heard habe wegen Johnny Depp die «Angst ihres Lebens» ausstehen müssen.
Heard wird von Depp aufgrund ihres «Washington Post»-Artikels wegen Rufmordes auf 50 Millionen Dollar verklagt. «Der Meinungsartikel basierte auf der zentralen Annahme, dass Frau Heard ein Opfer häuslicher Gewalt war und dass Herr Depp häusliche Gewalt gegen sie ausgeübt hat», heisst es in der Klage. Depps Anwaltsteam bekräftigt, dass er Heard nie missbraucht habe. Ihre Anschuldigungen gegen ihn seien Teil eines «ausgeklügelten Schwindels», um «positive Publicity für Frau Heard zu erzeugen und ihre Karriere voranzutreiben», heisst es in seinen Gerichtsunterlagen. Die Anschuldigungen gegen ihn hätten seiner Karriere Schaden zugefügt und Heard sei schuld, dass er mehrere Rollen verpasst habe.
Heard wiederum reicht eine Gegenklage wegen Verleumdung gegen Depp ein, aufgrund von Aussagen, die seine Anwälte über sie machten – auf 100 Millionen Dollar. Heard behauptet nach wie vor, dass «jeder Satz in diesem Meinungsartikel buchstäblich wahr ist» und dass sie beschlossen habe, «für die Opfer häuslicher Gewalt zu kämpfen und alles zu tun, um gegen das Schweigen der Missbrauchsopfer anzukämpfen».
Depp verklagt Heard laut seiner Anklage in Virginia weil die «Washington Post», in der ihr Artikel veröffentlicht wurde, «physisch in Virginia veröffentlicht, zwei Büros in diesem Bundesstaat unterhält und ihre Online-Ausgabe über Server in diesem Bundesstaat laufen lässt.» Ihr Anwaltsteam plädierte dafür, den Fall nach Kalifornien zu verlagern, «da die Ereignisse dieses Falles, die Zeugen und die Räumlichkeiten alle in Los Angeles» lagen.
Dazu wirft Heards Team dem Schauspieler vor, den Prozess in Virginia durchführen zu wollen, weil dort weniger strenge Anti-Verleumdungsgesetze herrschen als in Kalifornien. Rechtsexperten sind sich einig, dass die Verlegung der Klage nach Kalifornien vieles in diesem Fall verändert hätte. Die Möglichkeit für Heard, das strenge Anti-Verleumdungsgesetz des Bundesstaates in Anspruch zu nehmen, hätte den Fall von Anfang an zum Stillstand bringen können.
Über 100 Leute stehen auf der Liste der potentiellen Zeugen für den Prozess am 11. April. Darunter sind auch einige bekannte Namen, wie James Franco, Elon Musk oder Paul Bettany. Heard werden Affären mit Franco und Musk nachgesagt. Depps Anwälte könnten beide dazu befragen, was sie über die Beziehung zwischen Heard und Depp wussten.
Depps Team hat Musk aufgefordert, seine gesamte Kommunikation mit Heard über Depp und alles, was sie ihm über ihre körperliche Beziehung und das Scheidungsverfahren erzählt haben könnte, offen zu legen. Paul Bettany wird wohl zu den oben genannten Textnachrichten von Johnny Depp Stellung nehmen müssen. Ebenfalls im Prozess dabei sein werden Vertretungen von Disney, Warner Bros und der Los Angeles Polizeibehörden.
Der Prozess wird von «Court TV» live übertragen. «Gerichtsprozesse, die so viel Aufsehen erregen wie dieser, verursachen oft eine Menge Lärm», so der Leiter von Court TV. Dabei könne es für Unbeteiligte schwierig werden, sich ein klares Bild von den Fakten zu machen. Die Fernsehkameras des Gerichts würden den Zuschauern einen ungehinderten und unvoreingenommenen Blick auf das Verfahren bieten. (lak/saw)
Es wird hundertprozentig mal verfilmt😅