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«SirVival» Rüdiger Nehberg ist tot – seine Abenteuer leben weiter

ARCHIV - 23.04.2015, Schleswig-Holstein, Rausdorf: Der deutsche Survival-Experte und Aktivist für Menschenrechte, Rüdiger Nehberg, liegt in einem Wald auf seinem Privatgrundstück neben einem selbst en ...
Der deutsche Survival-Experte, Autor und Menschenrechts-Aktivist ist mit 84 Jahren gestorben.archivBild: dpa
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«SirVival» Rüdiger Nehberg ist tot – sein Mut und seine Lebenslust inspirieren uns weiter

03.04.2020, 18:1812.12.2023, 13:43
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Der legendäre deutsche Abenteurer ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Das hat Nehbergs Verein «Target» am Abend des 1. April bekannt gegeben. «Rüdiger Nehberg ist tot. Wir trauern», stand in grossen Buchstaben auf der Website.

Lange bevor Bear Grylls mit seinen Survival-Skills im Fernsehen für Furore sorgte, ging Nehberg da hin, wo es wirklich weh tat. Ihm war keine Herausforderung zu gross, auch wenn sie noch so beängstigend, brutal anstrengend oder ekelerregend erschien.

Er überquerte den Atlantik auf einem Baumstamm und kämpfte sich monatelang allein durch Regenwald und Wüste. Den Survival-Pionier auf seine Überlebenskünste zu reduzieren, würde ihm aber nie und nimmer gerecht. Nehberg war ein Menschenfreund, ein Wohltäter, der sich für die Schwächsten und Ärmsten auf der Welt einsetzte. Und er schätzte die Klimaaktivistin Greta Thunberg sehr.

Für die Frauen

Mit seiner Frau Annette Weber kämpfte er für bedrohte Völker, wie die Yanomami in Südamerika. Und mit ihrer 2000 gegründete Menschenrechtsorganisation Target gegen weibliche Genitalverstümmelung, die er als den grössten und längsten Bürgerkrieg der Menschheit bezeichnete. Sogar eine Fatwa erreichte er bei einem islamischen Gelehrten und liess diese in arabischen Ländern gedruckt verteilen.

In den 1980ern war Nehberg einem grossen TV-Publikum bekannt geworden, als er sich zu Fuss quer durch Deutschland durchschlug und sich dabei von überfahrenen Eichhörnchen und anderen unappetitlichen Funden ernährte.

«Abenteuerlicher Marsch durch Deutschland» (1981)

Nehberg war ein Autodidakt. Der gelernte Konditormeister, der ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden führte, brachte sich alles selber bei, was man zum Überleben in freier Wildbahn und abseits jeglicher Zivilisation brauchte.

Den Anfang machte er mit Survival-Büchern, die er sich in den USA kaufte. Doch habe er schnell realisiert, dass die Autoren alle voneinander abgeschrieben hatten. Und so fing er an, die wichtigsten Dinge alle selber auszuprobieren. Wie zum Beispiel das Eintauchen in gefrorene Seen.

«Der Dschungelläufer» (2007)

1989 verspeiste er live im Schweizer Fernsehen Würmer und Insekten

Bei srf.ch gibt es Ausschnitte der Sendung «‹Eins zu Eins› –Steinzeit Survival».

Eines der letzten grossen Interviews gab er im Januar dieses Jahres einem Schweizer Journalisten. Als ihn dieser fragte, wie er aus dem Leben scheiden wolle, sagte er:

«Ich will nicht mehr über den Tod reden. Lassen Sie uns über das Leben reden. Ich habe noch so viele Pläne. Und wenn mich mein Optimismus doch einmal verlässt, packt meine Frau Annette ihren oben drauf – und dann passt es wieder.»
Nehberg, wie wir ihn kannten.
Nehberg, wie wir ihn kannten.screenshot: youtube

Die wohl grösste Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg dürfte den 84-jährigen Abenteurer hart getroffen haben. Seine für den März geplanten Vorträge musste er wegen der Bedrohung durch Covid-19 absagen. Wie er letztendlich gestorben ist, muss die Öffentlichkeit nicht erfahren.

Am 6. April erscheint sein neues und letztes Buch. Der passende Titel: «Dem Mut ist keine Gefahr gewachsen».

Quellen

Nehbergs TED-Talk «Karawane der Hoffnung» (2014)

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Kannibalen-Ameisen im verlassenen Atombunker
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Kannibalen-Ameisen im verlassenen Atombunker
In diesem verlassenen Bunker in Westpolen lagerten die Sowjets einst Atomwaffen. 2013 stiessen polnische Wissenschaftler hier auf eine Ameisenkolonie. (bild: wojciech stephan)
quelle: wojciech stephan
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6 Kommentare
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rundumeli
03.04.2020 18:39registriert April 2014
merci, daniel ... ein grosser ist von uns gegangen !

"Wir kommen aus Überzeugung und als Bittende. Das Unmögliche geschieht: Überall erleben wir offene Türen, keine Gegner. Unser erster Mitstreiter wird Ali Mirah Hanfary, Sultan des 1,6 Millionen-Nomadenvolkes der Afar in Äthiopien. Er sieht unsere Filmdokumente und ist entsetzt über das Verbrechen an den Mädchen seines Volkes. Er hilft uns, seine 60 Clanführer zu einer Konferenz einzuberufen, hebt das strenge Schweigegebot auf. Die Diskussion unter freiem Himmel dauert zwei Tage, dann wird der Brauch per Stammesbeschluss verboten. (sz.de)
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Hangover
03.04.2020 18:46registriert März 2020
Er war ein Überlebenskünstler, Abenteurer und Mann mit dem Herzen am richtigen Fleck, der Spuren hinterlässt!

(Erinnere mich gerade an Raab in Gefahr, wo Rüdiger Nehberg als Survival-Trainer keine Gnade mit Stefan Raab zeigte und ihn beim Survival-Training durch die Schlammhölle schickte.)
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Cas
03.04.2020 20:57registriert August 2016
Genialer Typ.
Hatte mich in den letzten Jahrzehnten immer wieder beeindruckt.
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