Am Wochenende erschien im britischen «Guardian» ein kilometerlanger Beitrag über die Sängerin und Michael-Jackson-Schwester Janet Jackson. Die Journalistin Nosheen Iqbal hatte Jackson in London getroffen und sich lange mit ihr unterhalten, Ziel des Beitrags war ganz deutlich, Jackson die Ehre zukommen zu lassen, die sie als Musikerin verdient.
Die beiden Frauen redeten über Jacksons Familie und Karriere, darüber, wie früh, nämlich mit zehn, Janet bereits von ihrer älteren Schwester La Toya Alkohol zu trinken gekriegt hatte und über das unselige «Nipple-Gate» 2004, als Justin Timberlake während der Superbowl-Halftime-Show ein Stück ihres Oberteils wegriss und ihre Brust entblösste. Ein Ereignis, das Jacksons Karriere jahrelang schwer beschädigte, während es für Timberlake keine Folgen hatte.
Und dann fragt Nosheen Iqbal, wie Jackson die Möglichkeit, bald eine schwarze Präsidentin haben zu können, findet. Das Interview nimmt einen Lauf, den Iqbal so nicht erwartet hat.
«‹Weisst du, was sie angeblich gesagt haben?›, fragt sie (Jackson) mich. ‹Sie ist nicht schwarz. Das habe ich gehört. Dass sie Inderin ist.› Sie sieht mich erwartungsvoll an, vielleicht in der Annahme, dass ich indische Wurzeln habe. ‹Nun, sie ist beides›, biete ich an. ‹Ihr Vater ist weiss. Das hat man mir gesagt. Ich meine, ich habe schon seit ein paar Tagen keine Nachrichten mehr gesehen›, hustet sie. ‹Mir wurde gesagt, dass man herausgefunden hat, dass ihr Vater weiss ist.› An diesem Punkt bin ich fassungslos.
Ich fange wieder an. Harris hat ein doppeltes Erbe, sage ich (...). ‹Ich weiss es nicht›, flüstert Jackson. ‹Ehrlich gesagt, möchte ich das nicht beantworten, weil ich es wirklich, ehrlich, nicht weiss. Ich denke, dass es so oder so ein Chaos geben wird.› Sie glaubt nicht, dass es einen friedlichen Machtwechsel geben wird? ‹Ich denke, es könnte ein Chaos geben›, sagt sie stockend. ‹Wie auch immer es ausgeht, wir werden es abwarten müssen.›»
Der Vater von Kamala Harris ist bekanntlich der schwarze, jamaikanische Wirtschaftswissenschaftler und emeritierte Professor Donald J. Harris. Janet Jackson wiederholt damit Falschaussagen über Harris aus dem Trump-Lager. Donald Trump selbst sagte über Harris: «Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren zufällig schwarz wurde.»
Die «Nachrichten», die Janet Jackson normalerweise so konsumiert, und die Freunde, die sie informieren, werfen an dieser Stelle einige Fragen auf.
(sme)
Ein hoch auf die Informationsgesellschaft, wo sich ein Grossteil nur noch in der eigenen Bubble aufhalten.